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Cannabis kann nicht nur geraucht oder verdampft werden, die orale Aufnahme über die Verdauung erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Insbesondere zu therapeutischen Zwecken können Edibles nützlich sein. Wir wollen hiermit einen umfassenden therapeutischen Edible-Guide für Patienten verfassen.
Darreichungsform Edibles: Was ist das genau?
Edibles sind Lebensmittel und Getränke, die mit Cannabis(-extrakten) versehen und zum Konsum gedacht sind. Sie enthalten also Cannabinoide bzw. THC, welche nicht über die Lunge aufgenommen werden, sondern über die Verdauung in den Blutkreislauf gelangen. Typische Edibles sind Space Cookies, Hasch Kekse und Cannabis Brownies. Aus Amerika kennt man ggf. psychoaktive Gummibärchen, Schokolade oder Getränke mit Cannabis bzw. THC wie Cannabis Tee.
Wer selbst Edibles herstellen möchte, macht das zumeist durch Cannabisbutter, Haschbutter oder Cannabisöl. Da Cannabinoide und die gesunden sekundären Pflanzenstoffe aus Hanf fettlöslich sind, ist ein fettiges Trägermedium wie Butter oder Öl nötig. Industriell können auch andere Trägerfette oder bspw. Alkohol eingesetzt werden.
Wichtig: Wer selbst Cannabisbutter herstellen will, muss die Cannabisblüten decarboxylieren, damit aus dem nicht psychoaktiven THCA die psychoaktive Substanz THC wird. Bei Haschisch muss die Decarboxylierung in der Regel nicht separat erfolgen, weil die Wärme beim Köcheln der Butter bzw. dem Backen ausreicht.
Wirkung von Cannabis Edibles: Wann ist der Verzehr therapeutisch sinnvoll?
Edibles sind eine therapeutisch oft sinnvolle Darreichungsform von Cannabis. Da sie oral über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, unterscheidet sich die Wirkung von der Aufnahme über die Lunge. Folgende Punkte sind zu nennen:
- Langanhaltende Wirkung: Die Wirkungsdauer ist drastisch verlängert. Dafür kann auch der Wirkeintritt zwischen einer und zwei Stunden Zeit benötigen. Anschließend tritt der Wirkhöhepunkt etwa drei bis vier Stunden nach Konsumbeginn ein. Die Wirkung kann bis zu 12 Stunden andauern, was insbesondere bei Insomnie und chronischen Schmerzen sehr vorteilhaft sein kann. Somit wirken Esswaren mit Cannabis stärker als beim Rauchen.
- Optimale Wirkstoffverwertung: Beim Verbrennen und Verdampfen von Cannabis gehen einige sekundäre Pflanzenstoffe und Cannabinoide verloren. Die orale Aufnahme ist am schonendsten und zerstört am wenigsten Cannabinoide. Willst du also möglichst viel aus deinen Blüten in den Kreislauf holen, solltest du diese oral einnehmen.
- Diskretion: Edibles können schnell und unauffällig auch unterwegs eingenommen werden, ohne dass die Umgebung vom Cannabiskonsum mitbekommt oder ein Rauchverbot gebrochen werden müsste. Beispiele sind die Einnahme im ÖPNV oder Beruf. Ein THC Gummi kann direkt in den Mund abgegeben werden, ohne dass man erkennt, dass Cannabis in Form von Edibles konsumiert wird. Ist das Gummi erst verdaut, werden sie für mehrere Stunden ihre Wirkung entfalten.
- Präzise Dosierung: Je nach dem, wie präzise die Edibles dosiert sind, kann der Konsument genau so viel THC einnehmen, wie für die gewünschte Wirkung benötigt wird.
- Keine Lungenschäden: Während das Rauchen von Cannabis Lungenschäden und Lungenkrebs verursachen kann, ist die orale Aufnahme von Edibles unvergleichlich weniger schädlich. Patienten, die dauerhaft THC bzw. medizinisches Cannabis einnehmen müssen, kann dadurch vieles erspart bleiben.
So funktionieren Edibles: 11-Hydroxy-THC
Ein Hauptunterschied zwischen oral aufgenommenem und gerauchtem Cannabis ist das 11-Hydroxy-THC. Dieser Aspekt wird allzu oft vernachlässigt. Wenn Cannabis gegessen wird, nehmen wir über die Verdauung Delta-9-THC ins Blut auf. Von hier aus gelangt diese Version des THCs in die Leber. Hier wird das Delta-9-THC in 11-Hydroxy-THC umgewandelt. Untersuchungen nach wandelt sich über den Verlauf einer Einnahme die Hälfte des Delta-9-THCs in 11-Hydroxy-THC um.
Zu diesem Cannabinoid gibt es leider nur wenige Untersuchungen. Interessant ist jedoch, dass einige dieser Untersuchungen dem 11-Hydroxy-THC starke psychoaktive Eigenschaften zuschreiben, weshalb das Cannabinoid therapeutisch immer interessanter wird. So wirken Edibles durch das 11-Hydroxy-THC.
Kann man den Wirkeintritt beschleunigen?
Einige Faktoren können die Wirkung von Edibles beeinflussen. Für Patienten ist meistens recht interessant, wie der Wirkeintritt möglichst schnell geschehen kann. Beachten Sie hierfür folgende Punkte:
- Mageninhalt: Umso leerer dein Magen, desto schneller der Wirkeintritt. Aber: Starke Edibles sind nicht unbedingt gesund für einen leeren Magen, weshalb du zuvor etwas essen solltest.
- Tinkturen: Anstelle dessen, Cannabis in Ölen zu lösen, kann man auch Alkohol verwenden und eine Tinktur erstellen. Diese kann sogar sublingual (unter der Zunge) eingenommen werden, was den Wirkeintritt beschleunigt. Nimmst du so Cannabisöle dieser Darreichungsformen ein, nimmst du sublinguale Edibles.
- Infused Drinks: Getränke mit THC wirken viel schneller als Speisen, weil Speisen einfach länger in der Verdauung brauchen.
Vergiftungsfälle Edibles: Die richtige Dosis THC
Man hört es immer wieder: „Finger weg von den Space Cookies!” Viele überschätzen sich mit Edibles und erleben anschließend einige harte Stunden. Die psychoaktive Wirkung von oral aufgenommenem Cannabis tritt erst nach einer halben Stunde bis Stunde ein und hält über mehrere Stunden an, weshalb du mit Vorsicht vorgehen solltest. Idealerweise sprichst du mit deinem behandelnden Arzt durch, wie du Edibles zubereiten und einnehmen und welche Dosis für dich richtig ist.
1 - 2,5 mg THC
Diese Dosierung eignet sich für Einsteiger mit niedriger Toleranz, die eine leichte Linderung körperlicher Symptome wollen.
2,5 - 15 mg THC
Pass bitte auf, eher mit 2,5 mg einzusteigen als mit 15 mg. Für diese Dosis solltest du eine mittlere Toleranz und bereits Erfahrung mit Edibles aufweisen. Härtere Symptome können durch solche Dosen Linderung erfahren, erste euphorische Gefühle können eintreten.
15 - 30 mg THC
Diese Dosis gilt bereits als hoch. Sie kann deine Wahrnehmung verändern oder starke Euphorie auslösen. Eine hohe Toleranz wird vorausgesetzt. Wer erfahren im Umgang mit Cannabis und Edibles ist, erfährt ab ca. 25 mg häufig noch eine zu intensive Wirkung.
30 - 50 mg THC
Sehr hohe Dosis für Menschen mit hoher Toleranz bzw. für sogenannte Großkonsumenten. Nebenwirkungen treten ein sowie starke Euphorie. Wer erfahren, aber kein Großkonsument ist, wird mit 50 mg THC meistens eine subjektiv zu starke Wirkung erleben.
50 - 100 mg
Diese Dosis gilt als extrem hoch und sollte nur von Patienten mit sehr viel Erfahrung und hoher Toleranz eingenommen werden. Selbst bei Großkonsumenten, die jeden Tag einige Gramm Cannabis einnehmen, sorgt eine Dosis von 100 mg für eine subjektiv zu starke Wirkung. Diese Dosierung wirkt nicht nur stark berauschend, sondern belastet auch den Verdauungstrakt.
Cannabisbutter selbst zubereiten (inkl. Decarboxylierung)
Das Herstellen von Cannabutter ist recht einfach, weshalb wir hier die wichtigsten Schritte aufzeigen wollen. So wird Cannabutter richtig hergestellt:
- Cannabis decarboxylieren: Grinde die Blüten und erhitze den Backofen auf 115 - 120! C. Verteile die gegrindeten Blüten auf einem Backblech mit Backpapier. Für 30 - 40 Minuten im Ofen lassen, die Blüten sollen schön goldbraun werden, jedoch nicht zu viel vom Eigenaroma verlieren. Mit Hasch kann dieser Schritt einfach ausgelassen werden.
- Butter schmelzen: Gebe ausreichend Butter in einen Topf oder ein Wasserbad und schmelze es.
- Gebe das Cannabis in die vollständig flüssige Butter und rühre hin und wieder. Lasse die Cannabisbutter auf niedriger Hitze köcheln. Umso länger es mit einer niedrigen Temperatur köchelt, desto besser und vollständiger werden die Inhaltsstoffe aufgenommen. 2 - 3 Stunden gelten als Richtwert.
- Seihe die Pflanzenstücke aus der Butter ab und lasse die Butter abkühlen.
Fazit: Edibles sind eine hervorragende Darreichungsform für Cannabinoide
Wie der Artikel zeigen konnte, können Edibles für viele Patienten eine sehr gute Darreichungsform darstellen. Der Blutspiegel an Cannabinoiden wird über einen längeren Zeitraum relativ konstant gehalten. Dennoch sieht die deutsche Bundesregierung nach jetzigem Stand ein Verbot von Edibles vor. Dieses Verbot soll im Zeichen des Jugendschutzes stehen. In ähnlicher Manier, wie fruchtige oder beerige Tabakerzeugnisse verboten werden, weil sie jüngere Menschen zum Konsum anregen, sollen Edibles verboten bleiben. Wir finden klar, dass das aufgrund der zahlreichen Vorteile von Edibles nicht geschehen darf.
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