Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabisarzneien können Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel verursachen.
- Langzeiteffekte können kognitive Beeinträchtigungen und Atemwegsprobleme umfassen.
- Es besteht ein Abhängigkeitsrisiko bei höheren Dosen von THC.
- Medizinisches Cannabis hat oft weniger Nebenwirkungen als konventionelle Medikamente.
- Studien sehen medizinisches Cannabis als gute Alternative zu konventionellen Medikamenten.
Cannabisarzneien werden zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt. Mit dem überarbeiteten Gesetz, das im Jahr 2017 in Deutschland in Kraft getreten ist, wurde der Prozess für Ärzte und Patienten vereinfacht, Cannabis als Medizin zu verschreiben und anzuwenden. Das Bundesamt für Arzneimittel führte fünf Jahre lang eine Begleiterhebung durch, die Aufschluss über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Cannabis liefern sollte. Denn obwohl viele Patienten positive Ergebnisse über den Konsum von Cannabis in Verbindung mit ihrer Erkrankung melden, ist es wichtig, die potenziellen Reaktionen der Arzneien zu verstehen, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.
In diesem Artikel präsentieren wir die Ergebnisse von Begleiterhebungen sowie weiteren Studien, die sich mit den Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis in medizinischer Anwendung und als Freizeitdroge befassen.
Allgemeine Nebenwirkungen von Cannabiskonsum
In Deutschland greifen etwa 4,5 Millionen Menschen mindestens einmal im Jahr zu Haschisch oder Marihuana. Je nachdem, wie häufig der Konsum stattfindet, treten dabei verschiedene Nebenwirkungen auf, wie beispielsweise der berühmte "Fressflash", Schwindel, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Verlust des Zeitgefühls, ein erhöhter Redebedarf usw. Schwerwiegendere Symptome sind das Auftreten von Psychosen1 in Form von Halluzinationen oder Panikattacken. Die Wirkung von Cannabis ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, abhängig von der Dosis und der Reaktion des Körpers auf die verschiedenen Cannabinoide.
Ist die Leber mit dem Cannabiskonsum überfordert, kann das zu einem Green Out führen. Ein Zustand, der sich für den Konsumierenden schlimm anfühlen kann, aber zum Glück vorbeigeht und keine nachhaltigen Schäden verursacht.
Die Begleiterhebung
Die Begleiterhebung umfasste gesetzlich versicherte Patienten, die Cannabisarzneimittel verschrieben bekamen. Dies schloss Cannabisblüten, -extrakte, Dronabinol, Nabilon (ggf. als Canemes) und Sativex ein. Insgesamt flossen in den fünf Jahren der Erhebung 16.809 Datensätze in die Auswertung. Über drei Viertel der Fälle behandelten chronische und akute Schmerzen mit der Einnahme von Cannabis.
Weitere häufige Symptome waren Übelkeit und Erbrechen, Anorexie und muskuläre Spastik unterschiedlicher Ursachen.
Die Ergebnisse
Besonders häufig trat Müdigkeit auf, gefolgt von Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Mundtrockenheit und Konzentrationsstörungen.
Unterschiede wurden zwischen den verschiedenen Cannabisarzneimitteln festgestellt. Das Mundspray Sativex zeigte dabei die höchste Häufigkeit der genannten Nebenwirkungen. Diese waren zwar häufig, jedoch wurden bei der Erhebung keine Angaben zur Schwere gemacht, was als klare Lücke der Erhebung zu deklarieren ist.
Darum sollte die Erhebung mit Langzeitstudien ergänzt werden:
- Die Daten müssen für ein genaues Ergebnis in Bezug auf Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen differenziert betrachtet werden.
- Einflussfaktoren wie das Durchschnittsalter, Geschlechtsverteilung und Vorerkrankungen beeinflussen die Häufigkeit von Nebenwirkungen.
- Die langfristige Anwendung von Cannabisarzneimitteln erfordert weitere Untersuchungen zur möglichen Abhängigkeitsentwicklung.
Zusammenfassung: Cannabisreport der Universität Bremen
Die Universität Bremen verfasste einen Report über die Ergebnisse verschiedener Studien und Ergebnisse, um dem Hype um Cannabis eine nüchterne Betrachtung der Vor- und Nachteile entgegenzusetzen. Cannabis zu konsumieren kann verschiedene unerwünschte Wirkungen haben, die nach Akut- und Langzeittherapie unterschieden werden müssen.
Akute Nebenwirkungen
- Psychische Auswirkungen: Sedierung, Euphorie ("high"-Gefühl), Missstimmung, Ängste, Kontrollverlust, Gedächtniseinschränkung, veränderte Zeitwahrnehmung, Depression, Halluzinationen.
- Körperliche Wirkungen: Schwindel, verwaschene Sprache, Mundtrockenheit, reduzierter Tränenfluss, Muskelrelaxation, gesteigerter Appetit.
- Seltene Wirkungen: Übelkeit, Kopfschmerzen.
Nebenwirkungen nach Langzeittherapie
- Entwicklung von Toleranz, vor allem auf psychische, psychomotorische und kardiovaskuläre Effekte.
- Suchtpotenzial mit möglichen Entzugserscheinungen: psychische Symptome (Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit), körperliche Symptome (Speichelfluss, Durchfall).
- Psychosen, besonders bei genetischer Vorbelastung, können auftreten.
- Beeinflussung von Hormonsystem, Augeninnendruck, brechreizhemmender Wirkung.
- Langfristiger Cannabiskonsum kann zu psychischer Abhängigkeit führen.
Fahrtüchtigkeit und rechtliche Aspekte
Cannabis kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, vor allem unter Verwendung von Cannabis, welches das Cannabinoide (THC) beinhaltet. Patienten, die Cannabis konsumieren, dürfen grundsätzlich am Straßenverkehr teilnehmen, wenn die Fahrfähigkeit nicht beeinträchtigt ist und sie sich sicher und fahrtauglich fühlen.
Der Vergleich zu konventionellen Arzneien
Medizinisches Cannabis wird häufig als vielversprechende Option betrachtet, insbesondere wenn es um potenziell starke Nebenwirkungen anderer Medikamente geht. Im Gegensatz zu einigen konventionellen Arzneimitteln, die mit erheblichen unerwünschten Effekten wie Magenproblemen oder Depressionen in Verbindung gebracht werden können, zeigt Cannabis oft eine vergleichsweise geringere Neigung zu solchen schwerwiegenden Nebenwirkungen. Wie die Zusammenfassungen zeigen, nicht nur im Einzelfall.
Beispielsweise können einige Schmerzmittel oder Psychopharmaka mit Magenbeschwerden, Abhängigkeitsrisiken oder starker psychischer Belastung einhergehen. Medizinisches Cannabis wird in einigen Fällen als schonender wahrgenommen, da es auf eine andere Art und Weise auf den Körper wirkt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass individuelle Reaktionen auf Cannabis variieren können.
Cannabis Nebenwirkungen zusammengefasst
Der Einsatz von Cannabis, als Droge oder in der Medizin, kann zusammengefasst folgende Reaktionen und Wirkungen mit sich bringen.
Auswirkungen auf die Psyche
Ein häufig berichteter Effekt ist die Veränderung der Wahrnehmung und des Denkens. Einige Patienten erleben erhöhte Angst oder Paranoia, insbesondere bei höheren THC Dosen. Es ist wichtig, diese psychologischen Auswirkungen zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Behandlung nicht mehr Schaden als Nutzen bringt.
Kognitive Beeinträchtigungen
Langfristige Anwendung von Cannabisarzneien kann kognitive Beeinträchtigungen verursachen. Dies betrifft vor allem die Gedächtnisleistung und die Konzentrationsfähigkeit.
Atemwegsprobleme
Die Inhalation von Cannabis, sei es durch Rauchen, vor allem in Kombination mit Tabak oder Vaporisieren, kann zu Atemwegsproblemen führen. Tabakrauch enthält schädliche Chemikalien, die die Lunge beeinträchtigen können. Langfristiger Tabakkonsum in Kombination mit Cannabis kann das Risiko von Atemwegsproblemen weiter erhöhen.
Abhängigkeitspotential
Obwohl Cannabis (vor allem CBD haltiges) im Vergleich zu anderen Substanzen als weniger süchtig machend gilt, besteht dennoch ein Abhängigkeitsrisiko. Einige Menschen können eine Toleranz gegenüber Cannabinoiden entwickeln, was letztendlich zu einem erhöhten Konsum führt, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Fazit
Zusammenfassend zeigen Studien und Begleiterhebungen, dass in der Medizin angewendetes Cannabis eine gute Alternative mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen darstellt, insbesondere im Vergleich zu konventionellen Medikamenten. Außerdem wird medizinisches Cannabis oft als schonender wahrgenommen, im Gegensatz zu anderen Medikamenten, die oft mit einer starken Abhängigkeit und Nebenwirkungen einhergehen.
Weitere Quellen:
1 https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/loest-cannabis-konsum-eine-psychose-aus/
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