Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Medizinisches Cannabis und Freizeit-Cannabis unterscheiden sich hauptsächlich im THC- und CBD-Gehalt sowie in der Anbauweise.
- Die rechtlichen Regelungen und die Verfügbarkeit von Cannabis variieren stark zwischen verschiedenen Ländern.
- Medizinisches Cannabis wird gezielt zur Behandlung von chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen und in der Palliativmedizin eingesetzt.
- Freizeit-Cannabis birgt ein höheres Abhängigkeitspotenzial und kann sowohl psychische als auch physische Nebenwirkungen verursachen.
- Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Cannabis unterscheidet sich deutlich: Während Freizeitkonsumenten oft stigmatisiert werden, erfährt medizinisches Cannabis eine höhere Akzeptanz.
Medizinisches Cannabis und Cannabis als Genussmittel mögen auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, offenbaren jedoch bei näherer Betrachtung grundlegende Unterschiede in Anwendung, Wirkstoffzusammensetzung, rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz. Während einige die berauschende Wirkung schätzen, nutzen andere Cannabis als Medizin zur Linderung von Schmerzen und anderen Krankheitsbeschwerden. Die Legalisierung von Cannabis für medizinische und teilweise auch für Freizeitzwecke nimmt weltweit zu, was die Frage aufwirft, ob Cannabis Droge oder Medizin ist.
Rechtlicher Status und Verfügbarkeit von medizinischem Cannabis und Cannabis
Der rechtliche Status von Cannabis variiert weltweit erheblich. In Deutschland ist Cannabis für den medizinischen Gebrauch seit 2017 legal. Seit April 2024 ist Cannabis zudem für den Freizeitgebrauch teilweise legalisiert. Erwachsene dürfen unter bestimmten Bedingungen Cannabis besitzen und erwerben, während der Jugendschutz verstärkt wurde. In den Vereinigten Staaten ist der Besitz von Cannabis in einigen Bundesstaaten legal, während andere Staaten nur die medizinische Anwendung legalisiert haben. In vielen Ländern bleibt der Besitz und Konsum von Cannabis jedoch illegal.
Verfügbarkeit in Apotheken und auf dem Schwarzmarkt
Medizinisches Cannabis ist in Deutschland seit März 2017 auf Rezept erhältlich und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Es kann nur in Apotheken erworben werden. Im Gegensatz dazu wurde Freizeit-Cannabis bisher oft über den Schwarzmarkt bezogen, was Risiken wie unkontrollierte Qualität und kriminelle Aktivitäten mit sich bringt.
Mit der Teillegalisierung von Cannabis im April 2024 hat sich die Lage jedoch geändert. Erwachsene ab 18 Jahren dürfen jetzt außerhalb ihrer Wohnung 25 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf besitzen und bis zu drei Pflanzen zu Hause anbauen. Zudem dürfen Cannabis Social Clubs für bis zu 500 Mitglieder Cannabis anbauen und verteilen. Noch ist allerdings unklar, ob und wie sich die Gesetzesänderung auf den Schwarzmarktverkauf von Freizeit-Cannabis auswirken wird.
Medizinisches Cannabis in Apotheken zu erhalten, ist also für Patienten noch immer die beste und sicherste Möglichkeit, ihre Medikamente zu bekommen. Der Schwarzmarkt hingegen stellt weiterhin eine unregulierte und potenziell gefährliche Alternative dar.
Zusammensetzung und Wirkstoffe
Cannabis enthält eine Vielzahl von Wirkstoffen, die als Cannabinoide bezeichnet werden. Die bekanntesten und am besten erforschten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). THC ist für seine psychoaktive Wirkung bekannt, während CBD eher beruhigende Effekte hat. Medizinisches Cannabis wird oft so gezüchtet, dass es einen kontrollierten Gehalt an THC und CBD aufweist, um die gewünschte therapeutische Wirkung zu erzielen.
Unterschiede in der Anbauweise von medizinischem Cannabis und Freizeit-Cannabis
Der Anbau von medizinischem Cannabis unterscheidet sich erheblich von derjenigen der Droge Cannabis. Cannabis für medizinische Zwecke wird unter strengen Bedingungen angebaut, um eine gleichbleibende Qualität und einen konstanten Wirkstoffgehalt zu gewährleisten. Dies umfasst kontrollierte Umgebungen und den Einsatz von Technologien zur Überwachung der Pflanzen. Im Gegensatz dazu erfolgt der Anbau von Cannabis, das für den Freizeitgebrauch bestimmt ist, oft unter weniger kontrollierten Bedingungen angebaut, was zu Schwankungen in der Qualität und im Wirkstoffgehalt führen kann.
Die eigentlichen Unterschiede liegen nicht in der Substanz, sondern in der Qualität und im Wirkstoffgehalt.
Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis als Medizin
Medizinisches Cannabis gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Behandlung verschiedener Erkrankungen. Die Wirkstoffe der Cannabispflanze, insbesondere THC und CBD, bieten vielfältige therapeutische Möglichkeiten. Von der Linderung chronischer Schmerzen bis hin zur Unterstützung in der Palliativmedizin - die positive Wirkung von medizinischem Cannabis bietet vielversprechende und breit gefächerte Anwendungsmöglichkeiten.
Einsatz der Arzneimittel bei chronischen Schmerzen
Medizinisches Cannabis wird häufig zur Linderung chronischer Schmerzen eingesetzt. Besonders bei Nervenschmerzen zeigt es eine effektive Wirkung. Patienten, die unter multipler Sklerose oder rheumatischen Erkrankungen leiden, profitieren häufig von der schmerzlindernden Wirkung der Cannabispflanze.
Therapie von neurologischen Erkrankungen
Die Therapie mit medizinischem Cannabis findet auch Anwendung bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören unter anderem Epilepsie und das Tourette-Syndrom. Die Inhaltsstoffe THC und Cannabidiol (CBD) spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Wirkung der Medikamente in der Palliativmedizin
In der Palliativmedizin wird Cannabis als Medizin genutzt, um die Lebensqualität von Patienten mit schweren Erkrankungen zu verbessern. Es hilft, Symptome wie Appetitlosigkeit, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu lindern. Cannabisblüten und Extrakte aus Cannabis Sativa und Cannabis Indica werden hierbei eingesetzt.
Risiken und Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis
Cannabis birgt ein gewisses Abhängigkeitspotenzial, insbesondere bei regelmäßigem Konsum. Dies gilt sowohl für medizinisches als auch für Freizeit-Cannabis. Die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit steigt mit der Häufigkeit und Menge des Konsums.
Psychische und physische Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen von Cannabis umfassen Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Schwindel. Weitere mögliche Effekte sind:
- Stimmungsschwankungen
- Mundtrockenheit
- Trockene Augen
- Muskelschwäche
- Gesteigerter Appetit
- Herzrasen
- Plötzlicher Blutdruckabfall
- Herzbeschwerden
Lebensbedrohliche Komplikationen wurden nach medizinischem Einsatz von Cannabis bislang nicht berichtet. Allerdings kann Cannabis das Risiko erhöhen, psychische Erkrankungen wie Psychosen zu entwickeln.
Mehr als jeder Dritte bricht eine Behandlung mit Cannabis wegen Nebenwirkungen wieder ab.
Unterschiede zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis als Genussmittel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung
Freizeitkonsumenten von Cannabis sehen sich oft mit gesellschaftlicher Stigmatisierung konfrontiert. Diese Stigmatisierung kann zu sozialer Isolation und Diskriminierung führen, was wiederum negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Besonders in Ländern, in denen Cannabis illegal ist, werden Konsumenten häufig kriminalisiert und als drogenabhängig abgestempelt.
Akzeptanz von medizinischem Cannabis
Im Gegensatz dazu erfährt medizinisches Cannabis eine zunehmende Akzeptanz in der Gesellschaft. Viele Menschen erkennen die therapeutischen Vorteile, insbesondere bei der Behandlung von chronischen Schmerzen und Appetitlosigkeit. Diese Akzeptanz spiegelt sich auch in der Gesetzgebung wider, die in vielen Ländern die Verwendung von medizinischem Cannabis erlaubt.
Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Cannabis variiert stark je nach Verwendungszweck und rechtlichem Status. Während Freizeitkonsumenten oft stigmatisiert werden, wird medizinisches Cannabis zunehmend als legitime Behandlungsoption anerkannt.
Dosierung und Konsumformen
Die Dosierung ist einer der größten Unterschiede zwischen der Nutzung von Cannabis als Freizeitkonsum und als Medizin. Patientinnen und Patienten dosieren so gering wie möglich und so viel wie nötig, während Freizeitkonsumierende bewusst höhere Dosen verwenden. Grundsätzlich kann jeder Gebrauch einer psychoaktiven Substanz abhängig machen. Auch Cannabis kann in die Abhängigkeit führen. Das Wesen der Psychoaktivität ist es, die Kommunikation der Botenstoffe im Gehirn zu verändern.
Konsumformen: Rauchen, Verdampfen, Edibles
Cannabis als Arzneimittel kann auf verschiedene Arten eingenommen werden. Möglich sind folgende Darreichungsformen:
- Oral, z. B. Sublingualtabletten oder Sublingualspray
- Inhalation
- Rektale Gabe
- Transdermal
Erhältlich sind Cannabisblüten zur Zubereitung von Tee, Cannabisblüten zur Inhalation nach Verdampfung, ölige Lösungen oder Kapseln. Wobei anzumerken ist, dass Öl weniger arzneilich verwendet wird.
Cannabis kann auch problemlos in allen Arten von Lebensmitteln und Getränken verwendet werden. Es ist jedoch schwierig, eine korrekte Dosierung vorzunehmen, und es dauert lange, bis die Wirkung einsetzt. Es besteht die Gefahr, dass man versehentlich zu viel einnimmt.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Freizeit-Cannabis in erster Linie in der Anwendung und Dosierung liegt. Während medizinisches Cannabis unter strengen Auflagen und mit genauer Dosierung zur Linderung von Beschwerden eingesetzt wird, steht bei Freizeit-Cannabis der Rausch im Vordergrund. Beide Formen von Cannabis haben ihre Berechtigung und können, wenn sie verantwortungsvoll genutzt werden, positive Effekte haben. Es ist jedoch wichtig, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein und Cannabis, egal in welcher Form, nicht unkontrolliert zu konsumieren. Letztendlich hängt die Wirkung von Cannabis stark von der individuellen Nutzung und den jeweiligen Umständen ab.
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