Wichtigste Erkenntnisse
- Ein Verständnis der verschiedenen Teile und Funktionen der Cannabispflanze ist unverzichtbar für jeden, der sich mit Anbau, Konsum oder dem Handel von Cannabis beschäftigt.
- Jeder Teil der Cannabispflanze hat einen spezifischen Zweck und trägt zur Gesundheit und zum Ertrag der Pflanze bei – von den Wurzeln, die Nährstoffe aufnehmen, bis zu den Trichomen, die Cannabinoide und Terpene produzieren.
- Für Konsumenten und Produzenten sind vor allem weibliche Pflanzen von Interesse, da sie die begehrten, harzreichen Blüten tragen.
- Cannabispflanzen können durch Klonen oder aus Samen vermehrt werden, wobei jede Methode ihre eigenen Vorteile und Herausforderungen für Grower bietet.
Die Cannabispflanze, ein wahrlich vielseitiges Gewächs, gedeiht in den unterschiedlichsten Klimazonen unseres Planeten und bietet den Menschen zahlreiche Möglichkeiten – sei es als Rohstoff für Seile, Biokraftstoffe, Papier oder als Genussmittel bzw. in der Medizin. Sie gehört zur Familie der "Cannabaceae" (Hanfgewächse), zu der übrigens auch der Hopfen zählt, und wird wissenschaftlich als Cannabis sativa L. klassifiziert. Jeder einzelne Teil der Cannabispflanze erfüllt einen speziellen Zweck. Wer das komplexe Zusammenspiel ihrer Bestandteile nachvollziehen kann, ist für sämtliche Aspekte der Welt von Cannabis gewappnet – sei es beim Anbau, Konsum, in der Beratung oder beim Kauf. Alles geht einfacher und sicherer von der Hand, wenn man die Pflanze vom Samen bis zur Blüte versteht. Daher lass uns gemeinsam auf eine kleine Entdeckungstour durch die Anatomie von Cannabis gehen.
Die Teile der Cannabispflanze - von der Wurzel bis Blütenstempel
Wie bei allen Pflanzen, lässt sich auch Cannabis sativa L. in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen, um ihre Funktionsweise und Eigenschaften besser verstehen zu können. Jeder Teil der Cannabispflanze hat einen eigenen Namen und erfüllt einen bestimmten Zweck, der das Wachstum und die Entwicklung entscheidend mitbestimmt. Diese Kategorisierung der Bestandteile ist über mehrere Jahrzehnte von Züchtern, Landwirten und Forschern der Botanik entwickelt worden und bildet das heutige Fundament, auf geforscht und sich ausgetauscht wird.
- Blüte: Das Herzstück der weiblichen Cannabis-Pflanzen sind die Blüten, zu erkennen an ihren kleinen, tropfenförmigen Strukturen mit Stempeln und Narben. Die Cannabisblüten sind meist übersät mit einer frostigen Schicht von sogenannten Trichomen. Die Blüte und die Ausbildung von Trichomen sind die entscheidenden Bestandteile, wenn es um die Wirkstoffe und den Konsum von Cannabis geht.
- Vorblüten: Sie sind frühe Anzeichen des Blühens, die an den Knoten der Pflanze auftreten. Diese Vorblüten geben Growern Hinweise auf das Geschlecht der Cannabis-Pflanze. Sie treten normalerweise einige Wochen vor dem eigentlichen Beginn der Blütephase auf.
- Wurzel: Wie jede Pflanze bildet auch Cannabis ein Wurzelsystem, das je nach Vermehrungsmethode aus einer pfahlartigen Hauptwurzel, Nebenwurzeln und Wurzelhaaren besteht.
- Cola: Cola bezeichnet in diesem Kontext die Spitze eines Blütenstands der Cannabispflanze. Generell gilt: Eine Cola von beachtlicher Größe und fest bedeckt mit Trichomen steht für hohe Güte – auch wenn einige Sativa-Sorten von Natur aus weniger dichte Blütenstände entwickeln.
- Trichome: Diese winzigen, haarartigen Auswüchse auf der Oberfläche der Cannabisblätter und -blüten sind echte kleine Chemiefabriken. Trichome produzieren Harze, die Flavonoide, Cannabinoide und Terpene enthalten – sprich die Stoffe, die Cannabis seine einzigartige Wirkung und die verschiedenen Aromen verleihen. Außerdem sorgen die glitzernden Trichome dafür, dass die Blüten klebrig und glänzend erscheinen.
- Knoten: Knoten oder auch Nodien sind die Stellen am Stamm der Pflanze, von denen die Zweige ausgehen. Wichtig ist, die Knoten zu beobachten, denn genau hier entscheidet sich, ob eine Pflanze männlich oder weiblich ist – die männlichen Pflanzen bilden Pollensäcke und die weiblichen Pflanzen Stempel. Und nur weibliche Pflanzen ohne Bestäubung entwickeln jene harzreichen Blüten, die wir letztlich ernten wollen.
- Hüllblätter: Kleine Blätter, die bei einer weiblichen Cannabispflanze das Reproduktionsorgan, also die Stempel umgeben. Kommen die weibliche Pflanze und Pollen einer männlichen Pflanze zusammen, schützen diese Hüllblätter die Samenbildung.
- Fächerblätter: Große Blätter, die man entlang des Hauptstamms findet, nennt man Fächerblätter. Sie sind essenziell für die Photosynthese der lebenden Cannabispflanze.
- Zuckerblätter: Im Gegensatz zu den Fächerblättern sind Zuckerblätter kleine Blätter, die tief in den Cannabisknospen verwachsen sind. Sie tragen so viele Trichome, dass es wirkt, als wären sie mit Zucker überzogen. Aus Zuckerblättern entstehen oft edle Cannabis-Extrakte oder Edibles, da diese beim Trimmen der Blüten häufig als Nebenprodukt übrig bleiben.
- Keimblätter: Hierbei handelt es sich um winzige runder Blätter, sie sind die ersten beiden Blätter, die nach dem Auflaufen der Pflanze erscheinen. Die Keimblätter haben eine wichtige Rolle, da sie als primäre Quelle für die ersten Nährstoffe und Energie für die junge Pflanze dienen.
- Stängel: Als Hauptstütze transportiert der Stängel Flüssigkeiten, Nährstoffe und Signale von den Wurzeln in die Pflanze und ermöglicht, dass die Fächerblätter das Licht für das Wachstum optimal nutzen können, während er das Gewicht der stattlichen Colas trägt.
- Stempel vs. Narbe: Einige Verwirrungen gibt es oft zwischen Stempel und Narben, zwei essenziellen Komponenten der weiblichen Pflanze. Der Stempel oder Blütenstempel ist Teil des weiblichen Reproduktionssystems und umfasst die Samenanlage mit zwei herausstehenden Narben. Diese Narben sind wiederum feine Härchen an der weiblichen Blüte, die darauf ausgelegt sind, männliche Pollen aufzufangen – ein weiteres Indiz dafür, dass man eine wertvolle weibliche Pflanze vor sich hat. Während des Wachstums sind diese Narben weiß, nach dem Trocknen haben sie dann die klassische braune Farbe.
Verschiedene Typen von Cannabis
Wusstest du, dass trotz beliebter Annahmen zu den Effekten von Sativas, Indicas und Hybriden neueste Forschungen darauf hinweisen, dass die Wirkung von Cannabis eher durch das individuelle Endocannabinoidsystem des Menschen und die spezifische Zusammensetzung aus Cannabinoiden und weiteren sekundären Pflanzenstoffen wie Terpenen der Pflanze bestimmt wird? Es lässt sich also nicht immer pauschal bestimmen, welche Art der Wirkung eine bestimmte Form von Cannabis letztendlich beim Konsumenten entfalten wird.
Nichtsdestotrotz lässt sich Cannabis in diese vier Hauptkategorien einteilen:
- Indica: Indica-typische Pflanzen neigen dazu, während der Blütephase kompakte und schwere Knospen zu entwickeln. Ihnen wird nachgesagt, eine eher entspannende, körperliche Wirkung zu erzeugen.
- Sativa: Sativa-Pflanzen hingegen entwickeln oft lockere und formvollendete Blüten. Sativa-Sorten werden normalerweise als belebend und kreativitätsfördernd beschrieben.
- Hybrid: Hybride kombinieren Eigenschaften von Indicas und Sativas und bieten einen ausgewogenen Effekt.
- Nutzhanf: Nutzhanf werden Genetiken genannt, die nur äußerst geringe Mengen an THC enthalten. Dieser wird oft für die Gewinnung von CBD oder anderen Rohstoffen wie Fasern und Schäben genutzt, welche für die Herstellung von Textilien und Baustoffe genutzt werden.
Jede Cannabis-Sorte und Genetik bietet eine eigene Erfahrung – daher ist es ein Genuss für Liebhaber, die Nuancen zwischen den verschiedenen Typen zu erforschen und die passende Genetik für die persönliche Wirkungsvorliebe aus den unzähligen Sorten auszuwählen.
Wie erkennt man das Geschlecht von Cannabispflanzen?
Normalerweise zeigt sich das Geschlecht einer Cannabispflanze, wenn sie circa sechs Wochen alt ist. Um das Geschlecht herauszufinden, achte auf die Knoten, dort, wo Blätter und Zweige an den Hauptstamm anschließen.
Es gibt einen triftigen Grund, warum es so wichtig ist, männliche von weiblichen Pflanzen zu unterscheiden: männliche Pflanzen tragen keine Blüten, sondern produzieren Pollensäcke – wenig interessant für jemanden, der eigentlich Blüten ernten möchte. Zudem können Pollen die weiblichen Pflanzen bestäuben und damit die Qualität der Ernte verringern oder ganz zerstören, da bestäubte weibliche Pflanzen die Produktion von Blüten und Wirkstoffen/Cannabinoiden einstellen. Erfahrene Grower halten also stets die Augen offen, um männliche oder Zwitterpflanzen frühzeitig zu identifizieren und von den Weibchen zu isolieren. Feminisierte Samen sind ein Weg, diesem Risiko entgegenzuwirken. Samen dieser Art sind von Anfang an so behandelt, dass sie keine männlichen Pflanzen erzeugen und den Anbau von Cannabis, vor allem für Neulinge, vereinfachen.
Fortpflanzung von Cannabispflanzen
Die Vermehrung bezieht sich auf den Prozess, aus bestehenden Pflanzen neue zu ziehen, und wird im Wesentlichen auf zwei Arten praktiziert:
- Klonen: Beim Klonen wird ein Zweig knapp am Knoten abgetrennt und in einem Nährmedium, meist Wurzelhormon getränktes Wasser oder Erde, bis zum Wurzelwachstum platziert.
- Samen: Anbau aus Samen beginnt bei null und ist ideal für Neulinge oder die, die neue Sorten ausprobieren möchten. Die Keimung beginnt mit feuchten Samen in einem feuchtigkeitsspendenden Medium und führt über Lichtzufuhr zu einem kleinen Pflänzchen, das später dann in größere Gefäße umgepflanzt wird.
Cannabis anzubauen ist eine Wissenschaft für sich, aber auch ein Akt der Hingabe und Leidenschaft. Je mehr man über diese wundervolle Pflanze weiß, desto reicher und erfüllender wird die Erfahrung, sei es als Grower oder Genießer.
Geprüft von: Kilian Bohn, Gründer der Versuchs- und Lehranstalt für Hanf
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