Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Marokko ist einer der weltweit größten Cannabis-Produzenten und Haschisch-Lieferanten.
- Trotz der großen Produktion von Cannabis leben viele Cannabisbauern in prekären Verhältnissen und sind gesellschaftlicher Stigmatisierung ausgesetzt.
- Das Land plant weitreichende Reformen, einschließlich der Schaffung einer Behörde für Industrie und Produzenten.
- Der Markt für medizinisches Cannabis wächst weltweit rasant, was Marokko erhebliche Einnahmen verspricht.
- Die Legalisierung des Cannabiskonsums wird in Marokko intensiv diskutiert und könnte die wirtschaftliche und soziale Lage im Land erheblich verändern.
Das nordafrikanische Königreich Marokko zählt schon seit Jahrhunderten zu den bedeutenden Cannabisproduzenten. Mit der zunehmenden globalen Akzeptanz von Cannabis als Heil- und Schmerzmittel wächst auch der Markt in Marokko rasant. Trotz der großen Mengen an produziertem Haschisch leben viele Cannabisbauern in prekären Verhältnissen und sind gesellschaftlicher Stigmatisierung und polizeilicher Willkür ausgesetzt. Doch mit geplanten Reformen und einer möglichen Legalisierung des Konsums könnte sich die Situation in Zukunft ändern.
Geschichte des Cannabisanbaus in Marokko
Seit Jahrhunderten wird in Marokko Cannabis angebaut. Das nordafrikanische Königreich gilt als einer der weltweit größten Cannabis-Produzenten und Haschisch-Lieferanten. Rund 80.000 Familien leben hier im Gebirge vom Cannabis-Anbau. Die getrocknete Ernte wird meist direkt zu Haschisch verarbeitet, und zwar durch das Abschlagen der Hanfdrüsen und das folgende Pressen.
Nach der Unabhängigkeit Marokkos im Jahr 1956 änderten sich jedoch auch die Rahmenbedingungen für den Cannabisanbau. Während der Anbau zunächst geduldet wurde, kam es im Laufe der Zeit zu immer mehr Repressionen. Dennoch blieb der Anbau in vielen Regionen bestehen, da er eine wichtige Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung darstellt.
Noch heute hat Cannabis großen Einfluss auf die marokkanische Kultur. Das marokkanische "Kif" ist weltbekannt und wird traditionell in geselligen Runden konsumiert. Trotz der Stigmatisierung und der prekären Verhältnisse der Bauern, bleibt der Cannabisanbau ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes in vielen Regionen des Landes.
Rechtlicher Status von Cannabis in Marokko
Die Produktion und der Konsum von Cannabis waren in Marokko seit 1974 illegal. Trotzdem hat das Land als einzige muslimische Nation vor zwei Jahren die Streichung der Droge von der UN-Liste der gefährlichen Substanzen unterstützt.
Während der Besitz, Konsum und Verkauf von Cannabis für Freizeitzwecke in Marokko weiterhin illegal sind, hat das Land 2021 jedoch den Anbau und die Nutzung von Cannabis für den medizinischen, kosmetischen und industriellen Gebrauch genehmigt. Unter dem Titel "Marokko - Der König erlaubt Cannabis" erzählt eine Arte Reportage nach, warum der Handel mit Marihuana zugelassen wurde. Über Jahrzehnte hatten die Behörden schließlich Kriminelle streng verfolgt. Doch der König legalisiert den Anbau und hat mit der staatliche Agentur für die Regulierung auch eine Regulierungsbehörde geschaffen, die den Prozess überwacht. Denn angesichts der weltweiten Tendenz, Cannabis zu gestatten, will sich Marokko nun auch auf dem Weltmarkt positionieren, um von dem Wachstum des Marktes zu profitieren.
So positionieren sich unter anderem Pharmaunternehmen in Marokko, um den Markt neu auszurichten. Gleichzeitig wächst vor allem unter den kleineren Bauern die Furcht, nach Jahrzehnten der Kriminalisierung, von den Großen nun ganz legal über den Tisch gezogen zu werden.
Wirtschaftliche Bedeutung von Cannabis
Die Cannabisindustrie trägt erheblich zu den Einnahmen für die Staatskasse bei. Durch die Nähe zu Spanien wird das Haschisch von dort in die gesamte EU eingeführt. Es gibt keine konkreten Prognosen für die Höhe der Einnahmen, aber die Umstellung auf legales Cannabis könnte die Einnahmen bis 2028 um etwa ein Drittel steigern.
Auch im internationalen Handel mit Cannabis spielt eine zentrale Rolle. Das Land exportiert große Mengen an Haschisch in die EU. Trotz Bemühungen, den Handel zu stoppen, bleibt der wirtschaftliche Schaden bei einem Verbot zu groß. Die Cannabispflanze könnte auch für industrielle Zwecke genutzt werden, zum Beispiel für Textilien oder Papier.
Auswirkungen des Cannabisanbaus auf die lokale Bevölkerung
Die wirtschaftliche Bedeutung von Cannabis hat auch direkte Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Viele Familien im Rif-Gebirge sind auf den Anbau und Verkauf von Cannabis angewiesen. Das Geschäft mit der Pflanze ist sehr wettbewerbsintensiv, so dass sogar Familienmitglieder oft gegeneinander arbeiten. Dennoch könnten gerade Kleinbauern davon profitieren, wenn Cannabis in immer mehr Ländern für medizinische und industrielle Nutzung legalisiert werden. Das nordafrikanische Land hat jetzt die Möglichkeit, ein globales Exportmodell zu etablieren.
Therapeutische Nutzung von Cannabis
Die Wirkstoffe der Pflanze sind besonders für Schmerzpatienten interessant, da Cannabis dazu beitragen kann, ihr Leiden dank geringer Dosen besser zu ertragen. Auch beruhigt das enthaltene CBD und THC, kann die Stimmung aufhellen. Deswegen werden Extrakte der Pflanze immer mehr auch für medizinische Produkte eingesetzt. Zudem kommt der Anbau der Pflanze der Umwelt zugute, denn sie regeneriert ausgelaugte Böden und kann die Luft reinigen.
Im Jahr 2021 hat Marokko deswegen einen Gesetzesentwurf vorgestellt, um Cannabis zu legalisieren. Zwar soll auch dann der Freizeit-Konsum von Cannabis noch weiterhin unter Strafe stehen, allerdings könne so der Anbau legalisiert werden.
Aber wer ist künftig für den Anbau zuständig? Natürlich der Staat. So plant die Regierung unter anderem, auf einer Fläche von 277 Hektar im Norden Marokkos künftig 294 Tonnen Haschisch zu produzieren, die dann in andere Länder exportiert werden können. Die Ortspolizei und Bauern vor Ort könnten in den Anbau von therapeutischem Marihuana in Nordmarokko und Gibraltar einbezogen werden, um eine nachhaltige und legale Produktion zu gewährleisten. Schätzungen gehen davon aus, dass in dem kleinen Land in Nordafrika durchschnittlich 430 Tonnen Hasch pro Jahr produziert werden können, um den Markt zu erschließen.
Zudem könnte die zunehmend medizinische Verwendung das Image der Substanz verbessern und zu einer breiteren Akzeptanz in der Gesellschaft beitragen. Neben dem Handel mit Haschisch könnte sich die neue nationale Regulierungsbehörde auch dazu entschließen, Cannabis für den Export zu legalisieren und die Nutzung für industrielle Zwecke wie Textilien oder Papier ermöglichen.
Herausforderungen und Probleme der Cannabisbauern
Cannabisbauern in Marokko sehen sich oft mit starker Stigmatisierung und mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz konfrontiert. Dies erschwert es ihnen, ihre Produkte offen zu vermarkten und führt zu sozialer Isolation. Oft liegt es nur an purem Überlebenswillen, dass die Landwirte nicht untergehen.
Ein weiteres großes Problem ist die polizeiliche Willkür. Viele Landwirte berichten von unvorhersehbaren Razzien und Beschlagnahmungen, die ihre Existenzgrundlage bedrohen. Diese Maßnahmen sind oft nicht transparent und lassen den Erzeugern wenig rechtlichen Spielraum.
Zudem sind die Lebensbedingungen der Cannabisbauern oft prekär. Trotz der harten Arbeit und der Risiken, die sie eingehen, profitieren sie kaum vom wirtschaftlichen Wert des Cannabis. Das Geld wird schon vor der Ernte ausgegeben, was die finanzielle Situation der Farmer zusätzlich belastet.
Klimawandel und genmanipulierte Pflanzen verschärfen die Situation weiter, da sie den Anbau und Verkauf erschweren. Die Konkurrenz aus anderen Ländern wie Thailand, Ecuador, Uruguay und Ruanda macht es den marokkanischen Fabrikanten zusätzlich schwer, auf dem internationalen Markt zu bestehen.
Regionale Unterschiede im Cannabisanbau
Das Rif-Gebirge ist das Hauptanbaugebiet für Cannabis in Marokko. Hier wird der Großteil des nationalen Bedarfs gedeckt. Die Region hat sich auf den Anbau spezialisiert und profitiert wirtschaftlich davon, obwohl die meisten Einwohner arm bleiben. Der Klimawandel und genmanipulierte eingeschleppte Pflanzen machen den Anbau jedoch schwieriger.
Trotz des massenhaften Anbaus dieser beliebten und begehrten Pflanze sind die meisten dort lebenden Einwohner arm und haben kaum genug zum Leben.
Auch wenn besonders im Rif-Gebirge Hanf angebaut wird, gibt es auch andere Regionen in Marokko, die sich dem Cannabisanbau widmen. Diese Gebiete sind jedoch weniger bekannt und produzieren geringere Mengen. Die Qualität des Cannabis aus diesen Regionen kann variieren, was sich auf den Preis und die Nachfrage auswirkt.
Die Qualität des in Marokko angebauten Cannabis variiert stark je nach Region. Während das Cannabis aus dem Rif für seine hohe Qualität bekannt ist, gibt es in anderen Anbaugebieten oft Unterschiede in der Anbaumethode, die zu einer geringeren Qualität führen können. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Außenhandel und die Preise.
Zukunftsperspektiven für den Cannabismarkt in Marokko
Marokko plant umfassende Reformen im Cannabissektor. Eine nationale Behörde für Industrie und Hersteller soll eingerichtet werden, und Bauern müssen sich in Genossenschaften organisieren. Marokko will sich auf dem Weltmarkt positionieren, da der Markt allein in Europa jährlich um 60% wächst. Diese Reformen sollen sicherstellen, dass Marokko von diesem Wachstum profitiert.
Das Innenministerium rechnet damit, dass der Markt für medizinisches Cannabis in den nächsten Jahren weltweit um jährlich dreißig Prozent wachsen wird. Marokko verspricht sich davon jährlich Milliardeneinnahmen für die Staatskassen. Pharmaunternehmen in Marokko positionieren sich bereits, um den Markt neu auszurichten. Doch die Kleinbauern fürchten, nach Jahrzehnten der Kriminalisierung, von den Großen nun ganz legal über den Tisch gezogen zu werden.
Der Cannabismarkt könnte auch den Tourismus in Marokko ankurbeln. Immer mehr Staaten haben die Drogenpflanze als Heil- oder Schmerzmittel zugelassen, was den Markt rasant wachsen lässt. Marokko könnte von dieser Entwicklung profitieren, indem es den Konsum von Cannabis erlaubt und somit neue Touristen anzieht.
Marokko hat viel vor mit dem Anbau von Cannabis. Die geplanten Reformen und die erwarteten wirtschaftlichen Entwicklungen könnten das Land zu einem wichtigen Akteur auf dem globalen Cannabismarkt machen.
Fazit
Marokko steht an einem entscheidenden Wendepunkt in seiner Geschichte des Cannabis-Anbaus. Trotz jahrzehntelanger Illegalität und Stigmatisierung der Cannabis-Bauern, zeigt sich nun ein Silberstreif am Horizont. Die Legalisierung des Anbaus für medizinische Zwecke und die geplanten Reformen könnten nicht nur die Lebensbedingungen für einen großen Teil der Bauern verbessern, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile für das Land bringen. Mit einer wachsenden globalen Nachfrage nach medizinischem Cannabis hat Marokko die Chance, seine Position als führender Produzent zu festigen und gleichzeitig soziale und wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft hierzulande auswirken werden, aber die Zeichen stehen auf Veränderung und Hoffnung.
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