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Prinzipiell ist das Verschreiben von Cannabis in der Form getrockneter Blüten oder Extrakten seit März 2017 möglich, wenn gewisse Voraussetzungen (wie eine Aussicht auf spürbar positive Entwicklungen der Symptome) erfüllt sind.
Dennoch herrscht rund um das Thema medizinischem Cannabis und dessen Verordnung noch viel Unklarheit: bei welchen Krankheiten kann man denn nun Cannabis verschrieben bekommen? Und welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit die Kostenübernahme von der Krankenkasse stattfindet? Genau bis ins Detail hat das auch der Gesetzgeber nicht geregelt. Die Kostenübernahme liegt letzten Endes etwa im Rahmen gewisser Regularien im Ermessen der Krankenkassen. Das Verschreiben von Cannabis muss ärztlich begründet werden - hier hat also der Arzt das letzte Wort.
Damit du genaue Infos hast, haben wir Dr. Grischa Judanin von 5Swan die am häufigsten gestellten Fragen, rund um Cannabis als Medizin gestellt.
Bei welchen Erkrankungen wird Cannabis auf Rezept verschrieben?
Cannabis erweist sich als äußerst vielseitig einsetzbares Arzneimittel und stellt eine Option dar, die dann zum Einsatz kommen kann, wenn die Möglichkeiten der Schulmedizin erschöpft sind. Es hat sich gezeigt, dass es bei verschiedenen chronischen Leiden wie beispielsweise Migräne oder Rückenschmerzen, Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Multiple Sklerose sowie psychiatrischen Leiden wie Depression, ADHS oder PTBS und vielen anderen Beschwerden durchaus eine Erleichterung und eine Steigerung der Lebensqualität bewirken kann. Darüber hinaus darf man nicht die positiven Effekte auf den Schlaf und den Appetit außer Acht lassen, die es unterstützen kann.
Wie kann eine Therapie mit Cannabis helfen?
Unser Ansatz besteht darin, zunächst den Schlaf der Patienten in geordnete Bahnen zu lenken. Nach der Zulassung zu einer Therapie, analysieren wir zunächst die Schlafhygiene und bieten Verbesserungsvorschläge an, wie beispielsweise Meditation oder Entspannungsübungen ohne Bildschirme oder anderes blaues Licht. Cannabis soll hierbei ergänzend in minimalen Dosierungen eingesetzt werden, individuell an die Bedürfnisse und den Körper des einzelnen Menschen angepasst. Die Nacht ist eine äußerst wichtige Regenerationsphase und beinhaltet selbstheilende Mechanismen, die für alle Lebewesen von großer Bedeutung sind.
Cannabis kann bereits hier eine unterstützende Wirkung entfalten. Wir beobachten häufig, dass eine gute Schlafqualität sich positiv auf den nächsten Tag auswirkt und Patienten weniger oder gar keine weiteren Hilfsmittel oder Medikamente benötigt. Zudem hat Cannabis oft eine stimmungsaufhellende Wirkung oder steigert die Effizienz und Konzentration der Patienten. Bei der Auswahl der Cannabisblüte ist natürlich die Zusammensetzung der Terpene und die richtige Anwendung, zum Beispiel die Inhalation mit einem medizinischen Verdampfer entscheidend, da es nicht nur auf den THC-Gehalt ankommt.
Wie hilft medizinisches Cannabis bei Migräne?
Cannabis hat sich häufig als äußerst wirksam bei der Behandlung von Migräne erwiesen und kann sogar schwere Migräneanfälle vollständig lindern. Unsere eigenen Beobachtungen decken sich mit den positiven Ergebnissen der Forschung. Natürlich können trotzdem weiterhin Migräneanfälle auftreten, sei es durch Licht, Geräusche oder Stress ausgelöst. Allerdings zeigen unsere Beobachtungen, dass die Intensität dieser Anfälle deutlich erträglicher wird und die Patienten ihren täglichen Aktivitäten dennoch nachgehen können. Besonders Medikamente mit einem hohen CBD Gehalt und einer geringen THC Konzentration zeigen bei dieser Krankheit eine gute Wirkung.
Dennoch ist es wichtig, vor Beginn einer Cannabis-Therapie eine fachärztliche Abklärung der Migräne durchzuführen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen und eine individuell angepasste Behandlung zu gewährleisten.
Welche Nebenwirkungen kann Cannabis haben?
Wie bei jedem anderen Medikament können auch bei der Behandlung mit Cannabis Nebenwirkungen auftreten, jedoch ist das Spektrum an negativen Nebenwirkungen hier sehr gering. Negative Nebenwirkungen werden meistens in Verbindung mit dem Konsum anderer Medikamente oder Genussmittel wie Alkohol oder Drogen beobachtet. Kurzzeitige Unwohlsein, erhöhter Herzschlag oder Übelkeit können dabei auftreten. In sehr seltenen Fällen kann es bei gleichzeitigem Konsum der oben genannten Substanzen auch zu Psychosen kommen.
Wir informieren unsere Patienten stets darüber, dass sie zwischen der Einnahme anderer Medikamente und der Cannabis-Therapie ausreichend Zeit lassen sollten. Zudem empfehlen wir, bei gelegentlichem Alkoholkonsum an dem Tag auf die Einnahme von Cannabis als Therapiemittel vollständig zu verzichten und mindestens 12 Stunden dazwischen einzuplanen.
Brauche ich eine Überweisung vom Hausarzt?
Bei 5SWAN ist keine Überweisung vonnöten. Es genügt, wenn der Patient sich direkt bei uns bewirbt. Zur Unterstützung der Therapieentscheidung ist es jedoch äußerst hilfreich, wenn der Patient vorab vorhandene Befunde und Arztbriefe hochlädt. Durch diese Unterlagen erhält der behandelnde Arzt einen besseren Einblick in die Krankheitsgeschichte und Krankheitsverlauf der Patienten und kann somit eine passende Cannabistherapie anbieten. Im Zuge des Anmeldeprozesses sowie während des weiteren Verlaufs können diese Unterlagen problemlos hochgeladen werden, um so eine umfassende Betreuung und individuelle Behandlung zu gewährleisten.
Welche Kosten können bei einer Therapie auf mich zukommen?
Bei 5SWAN fallen folgende Kosten an: Für das Erstgespräch entstehen keine Kosten, da hier das erste Screening der Bewerber stattfindet. Das Erstgespräch mit einem erfahrenen Arzt auf dem Gebiet der Cannabistherapie kostet einmalig 100 €. Etwa 30 Tage nach dem Ersttermin sollte ein Folgetermin per Videokonferenz stattfinden, da die Rezepte für 30 Tage gültig sind. Für diesen Folge-Videotermin werden 80 € berechnet.
Ab dem dritten Termin hat der Patient die Möglichkeit zu entscheiden, ob er einen weiteren Folgetermin per Video mit dem behandelnden Arzt zum Preis von 80 € vereinbart oder, sofern er mit der Therapie zufrieden ist, ein Folgerezept ohne Videosprechstunde wählt. Bei einem Folgerezept ohne Videosprechstunde belaufen sich die Kosten für den Patienten auf 15 €, wobei ein identisches Rezept wie beim letzten Mal ausgestellt wird.
Die weiteren Kosten beziehen sich auf die Medikamente selbst. Der Preis für ein Gramm Blüten-Cannabis variiert je nach Sorte in den Apotheken und liegt zwischen ca. 6 € und 15 €. Im Durchschnitt erhält ein Patient etwa 10 g bis 20 g pro Monat verschrieben, was die Kosten für die Medikamente auf einen Bereich von etwa 50 € bis 300 € pro Monat bringt. Der Durchschnittswert liegt dabei bei etwa 150€ monatlich.
Somit ergeben sich monatliche Kosten von im Schnitt etwa 180 € bis 260 €. Natürlich kann es mal teurer oder auch billiger sein.
Wann bin ich so eingestellt, dass ich Auto fahren kann (darf)?
Grundsätzlich gilt, dass man sich immer vom Lenkrad fernhalten sollte, wenn man sich unsicher in der Führung eines Kraftfahrzeugs fühlt. Bei 5SWAN legen wir großen Wert darauf, unsere Patientinnen und Patienten darüber aufzuklären, wie wichtig es ist, achtsam am Straßenverkehr teilzunehmen. Insbesondere in den ersten beiden Wochen der Therapie, während sich der Körper an die neue Behandlung gewöhnt und eingestellt wird, empfehlen wir, das Autofahren zu vermeiden. Auch nach dieser Zeit ist es von großer Bedeutung, auf das eigene Wohlbefinden zu achten und nur dann am Straßenverkehr teilzunehmen, wenn man sich in Bezug auf die eigene Leistungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit sicher fühlt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass unsere ärztliche Expertise in Bezug auf die Teilnahme am Straßenverkehr ihre Grenzen hat. Bei tiefer gehenden Fragen zu diesem Thema empfehlen wir immer, einen Juristen aufzusuchen, um Unterstützung und Beratung zu erhalten. Unsere Patienten sollten stets ihr aktuelles, gültiges Rezept bei sich führen und die Anweisungen auf dem Rezept kennen, falls sie in eine Verkehrskontrolle geraten. Viele Polizeibeamte haben Verständnis für eine medikamentöse Cannabis-Therapie, solange ein gültiges Rezept beim Patienten vorhanden ist.
Warum ist ein Sortenwechsel bei einer Kostenübernahme kaum möglich, oder nicht gerne angewendet?
Unser Gesundheitssystem ist leider so strukturiert, dass es nur standardisierte und genau abgestimmte Medikamente kennt. Bei der Therapie mit getrockneten Cannabisblüten ist dies anders. Keine Blüte der Cannabispflanze gleicht der anderen - sogar jede einzelne Sorte kann sich innerhalb einer Charge oder im Laufe der Zeit, in der sie zur Verfügung steht, unterscheiden.
Aktuell erfordert die Genehmigung einer Blütentherapie eine spezifische Sortenangabe und lässt keinen Spielraum für beispielsweise Toleranzentwicklung oder andere Gründe, die einen Wechsel der Blütensorte rechtfertigen könnten. Diese restriktive Haltung der Krankenkassen ist für viele Patienten äußerst frustrierend. Die Konsequenz ist oft, dass man sich in private Behandlung begibt oder worst case den Schwarzmarkt aufsucht.
Bei 5SWAN ist es unser Bestreben, die Kosten für unsere Patienten so gering wie möglich zu halten. Wir verstehen jedoch, dass bereits 150 € bis 300 € pro Monat (durchschnittliche Kosten unserer Patienten inklusive der Medikamente) für viele eine finanzielle Herausforderung darstellen. Aus diesem Grund haben wir das 15 €-Folgerezept eingeführt. Es ermöglicht den Patienten, ein Folgerezept zum Preis von 15 € zu erhalten, sofern ihre Therapie gut eingestellt ist und sie keine Änderung in ihrer Behandlungsdosis wünschen.
Was kann getan werden, damit mehr Ärzt*innen über Cannabis lernen?
Fakten und solide wissenschaftliche Studien werden selbst die letzten Skeptiker überzeugen. In der Medizin basieren Entscheidungen immer auf Beweisen und Nachweisen. Daher ist es wichtig, in Forschung und Aufklärung zu investieren. Wir streben danach, auf renommierten Fachkongressen präsent zu sein und dort die neuesten Erkenntnisse vorzustellen. Es ist ermutigend zu sehen, dass sich immer mehr Kolleginnen und Kollegen dem Thema öffnen und auch die Fachzeitschriften vermehrt über die Erfolge der Cannabis-Therapie berichten. Die Wahrnehmung rund um dieses Thema wird immer positiver, und es gibt eine wachsende Anerkennung für die positiven Auswirkungen, die mit dieser Art der Therapie einhergehen.
Was läuft aus Ärzte Sicht aktuell noch nicht so gut im med. Cannabis Bereich?
Bislang besteht noch ein Mangel an Aufklärungsarbeit seitens der Ärzte. Viele etablierte Fachärzte erkennen die Therapie mit medizinischem Cannabis nicht an und raten ihren Patienten sogar davon ab. Diese Situation verunsichert viele Patienten und sie zögern, sich ihren Ärzten gegenüber zu öffnen. Es ist wichtig, dass Patienten besser informiert werden und Zugang zu Informationsmaterialien erhalten. Oftmals ist das stereotype Bild des untätigen "Kiffers" immer noch in den Köpfen sowohl von Ärzten als auch von Patienten verankert.
Als Pioniere auf diesem Gebiet möchten wir zeigen, dass medizinisches Cannabis eine wirkungsvolle Ergänzung zur Schulmedizin sein kann. Wir setzen uns dafür ein, dieses Verständnis zu fördern und eine vertrauensvolle Basis zwischen Ärzten und Patienten aufzubauen.
Was ist euer Ziel?
Bei 5SWAN haben wir uns zum Ziel gesetzt, allen Menschen, die in Deutschland leben, einen unkomplizierten Zugang zur medizinischen Cannabis-Therapie zu ermöglichen. Uns liegt es am Herzen, die bürokratischen Hürden gering zu halten und eine schnelle und effektive Linderung chronischer Beschwerden zu ermöglichen. Unser engagiertes Team setzt sich täglich dafür ein, jedem Patienten den bestmöglichen Service und attraktive Angebote zu bieten.
Unser oberstes Ziel ist es, die Lebensqualität der Menschen in Deutschland zu verbessern und ihnen dabei zu helfen, ihren Alltag bestmöglich zu bewältigen.
Wir bedanken uns bei Dr. Judanin für das aufschlussreiche Interview, mehr Informationen und Kontakt zu 5Swan findest du hier.
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