Cannabis bei Krebs: Medizinische Cannabinoide für Krebspatienten

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Wichtigste Erkenntnisse

7 Minuten Lesezeit
  • Krebspatienten werden zur Linderung ihrer Symptome hauptsächlich mit den Cannabinoiden THC und CBD behandelt
  • Cannabinoide können Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie reduzieren, insbesondere, wenn herkömmliche Mittel nicht mehr ausreichen
  • Cannabis zeigt eine deutliche Wirkung bei chronischen neuropathischen Schmerzen
  • Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass viele Krebspatienten mit Cannabinoiden gute Ergebnisse erzielen

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In Deutschland war Cannabis lange keine valide Behandlungsoption für Krebspatienten. Doch seit 2017 sind Cannabisarzneimittel (CAM) endlich offiziell als begleitende Therapieoption in der Onkologie zugelassen. Die Medikamente werden oft in der Schmerztherapie, aber auch zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, die als Folge der Chemotherapie auftreten, eingesetzt.

In diesem Artikel zeigen wir dir, wie medizinische Cannabinoide in der Krebstherapie eingesetzt werden. Wir schauen uns an, wie die Cannabinoide THC und CBD im Körper wirken und welche Rolle das Endocannabinoid-System dabei spielt. Zum Schluss werfen wir einen Blick auf Studien und Erfahrungsberichte von Krebspatienten zur Wirksamkeit von Medizinalcannabis.

Cannabis bei Krebs: Ein Überblick

In Deutschland erkranken jährlich mehr als eine halbe Millionen Menschen an Krebs. Für jede Krebsart stehen unzählige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche Krebstherapie am Ende zum Einsatz kommt, hängt davon ab, um welche Krebsart es sich handelt und wie frühzeitig die Diagnose erfolgt ist.

Besonders im Frühstadium der Erkrankung behandeln die Onkologen ihre Patienten häufig mittels Chemotherapien und Operationen, um möglichst viele Krebszellen auf einmal entfernen zu können. Doch gerade die Chemotherapie hat viele Nebenwirkungen. Medizinisches Cannabis kann in dieser Zeit eine Unterstützung für die Patienten darstellen, denn es kann Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen abmildern. Aber wie wirken die Arzneimittel?

Medizinisches Cannabis für Krebspatienten: Wie wirken die Cannabinoide?

Hanf enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe, die als Cannabinoide bekannt sind. Das wohl bekannteste Cannabinoid ist Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Als Medikament kommt THC weltweit unter dem Namen Dronabinol zum Einsatz. Dieser Wirkstoff ist unter anderem euphorisierend, schmerzlindernd, entzündungshemmend und beugt Übelkeit und Erbrechen vor.[1] Üblicherweise enthalten die Medizinalblüten und Cannabisarzneimittel aus der Apotheke zwischen 1 und 25 % THC.

Neben THC wird auch das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) gerne für medizinische Zwecke verwendet. Im Gegensatz zu THC hat CBD keine psychedelischen Effekte und kann sogar in besonders hohen Dosen dem THC-Rausch entgegenwirken. Außerdem verstärkt CBD die schmerzlindernde Wirkung von THC und ist zudem sedierend und antipsychotisch. Die Cannabismedikamente aus der Apotheke enthalten um die 10 % CBD.

Die Wirkung der Cannabinoide im Endocannabinoid-System des Körpers

Ende der 1980er Jahre konnten Forscher erstmals nachweisen, dass Cannabinoide gezielt in unserem zentralen Nervensystem wirken.[2] In Experimenten mit Ratten zeigte sich, dass unser zentrales Nervensystem über spezielle Rezeptoren verfügt, an die die Cannabinoide andocken können.

Mittlerweile ist das so genannte Endocannabinoid-System (ECS) unseres Körpers gut erforscht. Zu den wichtigsten Körperfunktionen, die das ECS reguliert, gehören:

  • Lernen und Gedächtnis
  • Emotionale Verarbeitung
  • Schlaf
  • Temperaturkontrolle
  • Schmerzkontrolle
  • Entzündungsreaktionen
  • Immunreaktionen
  • EssenDamit ist das ECS an gleich mehreren Funktionen beteiligt, die durch die Krebstherapie ins Ungleichgewicht geraten können. Medizinisches Cannabis bietet daher eine gute Möglichkeit, Nebenwirkungen entgegenzuwirken.

Cannabinoide gegen Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie

Die Chemotherapie bekämpft den Krebs mittels Medikamenten. Die Patienten gehen durch einen Behandlungszyklus, in dem sich Tage, an denen Medikamenten gegeben werden mit Pausen abwechseln. Die Medikamente, so genannte Zytostatika, greifen in die Zellteilung ein und verhindern, dass Krebszellen ihr Erbgut kopieren und sich immer schneller teilen und vermehren können. Leider können die Medikamente nicht zwischen den bösartigen Krebszellen und normalem Gewebe unterscheiden, so dass bei einer Chemotherapie auch immer gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben Haarausfall und starken Schmerzen reagieren Patienten daher oft mit Übelkeit und Erbrechen auf die Gabe der Krebsmedikamente.

Hier kommen die Cannabinoide zum Einsatz, die nachweislich gegen Übelkeit und Erbrechen helfen können. Im Magen-Darm-Trakt befinden sich besonders viele Cannabinoid-Rezeptoren, an die die Wirkstoffe THC und CBD andocken können. Besonders die CB1-Rezeptoren tragen nach der Gabe von Cannabismedikamenten dazu bei, dass der Brechreiz unterdrückt wird, indem weniger erregende Transmitter freigesetzt werden.[3]

Das Arzneimittel der Wahl gegen Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie ist Nabilon. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Mittel nicht länger ausreichend gegen die Übelkeit und das Erbrechen wirken.

Cannabinoide bei Krebspatienten mit Krebsschmerzen

Viele Krebskranke leiden unter starken chronischen Schmerzen, die mit den Tumoren direkt zu tun haben oder auch durch die Chemotherapie verursacht werden können. Oft versuchen Ärzte, das Leiden ihrer Patienten mit Opiaten zu lindern. Doch Opiate haben einige Nebenwirkungen, so dass Schmerzen immer öfter auch mit CAM behandelt werden. Denn Cannabis hat sich in einigen Studien als wirksam gegen chronische Schmerzen gezeigt. Besonders bei neuropathischen Schmerzen, besser bekannt als Nervenschmerzen, zeigt der Einsatz von Cannabinoiden gute Erfolge. Auch Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und Schläfrigkeit scheinen unter der Gabe von Cannabismedikamenten nicht so stark ausgeprägt zu sein wie bei der Behandlung mit Opiaten.

In einer Studie rund um das Medikament Nabiximols konnten Forscher nachweisen, dass sich die Lebensqualität von Patienten, die bereits mit Opiaten behandelt wurden, durch Cannabis verbesserte und Schmerzen und Opiumkonsum verringert werden konnten.[4]

Es sind allerdings noch weitere Studien nötig, um die Wirksamkeit von Cannabinoiden im Vergleich zu Placebos und Standardbehandlungen mit Sicherheit bestätigen zu können. Laut deutscher Schmerzgesellschaft dürfen Cannabinoide daher in Deutschland bislang nur in Einzelfällen verschrieben werden, etwa wenn Patienten über schwerste chronische Nervenschmerzen klagen, die nicht anders behandelt werden können.

Erfahrungsberichte von Krebspatienten zur Therapie mit medizinischem Cannabis

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat zwischen 2017 und 2021 eine Erhebung zum Einsatz von medizinischen Cannabinoiden und Cannabisarzneimitteln durchgeführt. In diesem Zeitraum erhielten rund 2.434 Krebspatienten ein Rezept mit Medizinalcannabis. Dem Bericht zufolge wurde vor allem Dronabinol verschrieben, um die Nebenwirkungen der Chemotherapie und die Schmerzen zu lindern. Insgesamt wurden für den Bericht 16.809 vollständige Datensätze ausgewertet. Hier sind ein paar der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht:

  • Bei mehr als drei Viertel der Fälle (76,4 %) wurden die Arzneimittel zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt.
  • In 34,7 % der Fälle konnte durch die Gabe von Cannabismedikamenten eine deutliche Verbesserung, in 38,7 % der Fälle eine moderate Verbesserung der chronischen Schmerzen gemessen werden.
  • Von allen ausgewerteten Behandlungsfällen hatten etwa 14,5 % der Patienten eine Tumorerkrankung.

Und auch wenn eine reine Datenerhebung wie die des BfArMs nicht die gleiche Aussagekraft hat wie wissenschaftliche Studien, lassen sich doch vorsichtige Schlüsse über eine moderate Wirksamkeit von Cannabisarzneimitteln in der Krebstherapie ziehen. Auf jeden Fall bildet der Bericht eine Grundlage, um weitere Studien auf den Ergebnissen aufzubauen.

Auch die Ergebnisse einer 2022 veröffentlichten israelischen Studie zur Effektivität von Medizinalcannabis deuten auf eine Verbesserung der Lebensqualität und einer Verringerung der Schmerzen hin.[5] Von den rund 10.000 teilnehmenden Patienten wurden 49,1% wegen den Symptomen einer Krebserkrankung oder den Begleiterscheinungen der Krebstherapie mit Cannabinoiden behandelt. Auch in dieser Studie zeigte sich nach sechs Monaten ein Behandlungserfolg, wobei in den Ergebnissen die Krebspatienten nicht noch einmal separat ausgewiesen wurden. Es ist also weiterhin mehr Forschung nötig, um eindeutige Schlüsse über den Nutzen von Cannabismedizin speziell für Krebspatienten ziehen zu können.

Fazit

Medizinalcannabis und medizinische Cannabinoide können durchaus eine Erleichterung für Krebspatienten schaffen, insbesondere bei Symptomen und Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen. Allerdings gibt es bisher noch zu wenige Studien, die eindeutig einen Nutzen von Cannabisarzneimitteln für Krebspatienten feststellen konnten. Erste Ergebnisse sind vielversprechend, aber weitere Forschung ist nötig, um zum Beispiel Empfehlungen zur optimalen Dosierung von Cannabinoiden in der Onkologie geben zu können.

Quellen

[1] Voicu, V. et al. (2023) “Cannabinoids in medicine: A multifaceted exploration of types, therapeutic applications, and emerging opportunities in neurodegenerative diseases and cancer therapy,” Biomolecules, 13(9). Verfügbar unter: https://doi.org/10.3390/biom13091388.

[2] Devane, W.A. et al. (1988) “Determination and characterization of a cannabinoid receptor in rat brain,” Molecular pharmacology, 34(5), pp. 605–613. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/s0026-895x(25)09876-1.

[3] Bathula, P.P. and Maciver, M.B. (2023) “Cannabinoids in treating chemotherapy-induced nausea and vomiting, cancer-associated pain, and tumor growth,” International Journal of Molecular Sciences, 25(1). Verfügbar unter: https://doi.org/10.3390/ijms25010074.

[4] Meng, H. et al. (2020) “Cannabis and cannabinoids in cancer pain management,” Current opinion in supportive and palliative care, 14(2), pp. 87–93. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1097/SPC.0000000000000493.

[5] Bar-Lev Schleider, L. et al. (2022) “Adherence, safety, and effectiveness of medical cannabis and epidemiological characteristics of the patient population: A prospective study,” Frontiers in medicine, 9, p. 827849. Verfügbar unter: https://doi.org/10.3389/fmed.2022.827849.

FAQ

Was sind medizinische Cannabinoide?

Cannabinoide sind Inhaltstoffe der Hanfpflanze. Medizinisch werden vor allem die Cannabinoide THC und CBD eingesetzt, um Schmerzen zu lindern oder Übelkeit zu verringern.

Wie kann Cannabis bei Patienten mit Krebs helfen?

Cannabisarzneimitteln können Krebspatienten helfen, die chronische Schmerzen haben oder mit Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkung der Chemotherapie zu kämpfen haben.

Ist Cannabis in Deutschland legal für Krebspatienten?

Ja, seit März 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal. Ärzte können es verschreiben, und viele Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Gibt es wissenschaftliche Beweise für die Wirkung von Cannabis bei Krebspatienten?

Einige Studien geben erste Hinweise darauf, dass Krebspatienten mit medizinischen Cannabinoiden geholfen werden kann. Allerdings beruhen sie oft auf Erfahrungsberichten, weshalb weitere klinische Doppelblindstudien nötig sind.

Wie wird Cannabis bei Patienten mit Krebs angewendet?

Cannabis kann in verschiedenen Formen eingenommen werden, zum Beispiel als Blüten, Öle oder Tabletten. Der Arzt entscheidet, was am besten für den Patienten ist.

Wie wirkt Cannabis auf Krebspatienten?

Die Wirkung von Cannabis hängt von den verschiedenen Cannabinoiden ab. THC hat psychoaktive Eigenschaften und kann helfen, Schmerzen zu lindern und den Appetit zu steigern. Auf der anderen Seite wirkt CBD entzündungshemmend und angstlösend. Viele Krebspatienten setzen Cannabis ein, um die Nebenwirkungen von Chemotherapie zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Profilbild

Justin Hartfield eine bekannte Größe der Cannabis-Szene. Als Mitbegründer von WeedMaps im Jahr 2008 hat er im Bereich Cannabis in Amerika bereits Geschichte geschrieben und hat sich nun das Ziel gesetzt, Cannabis auch in Deutschland und Europa sicherer zugänglich zu machen.

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