Wichtigste Erkenntnisse
- Projektstart 2025: Das Modellprojekt zur legalen Cannabisabgabe beginnt im Sommer 2025 in den Berliner Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln.
- Regulierte Abgabe: Teilnehmende können bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat in Fachgeschäften kaufen, die den Verkauf transparent dokumentieren.
- Wissenschaftlicher Fokus: Das Projekt untersucht die gesundheitlichen, sozialen und kriminellen Auswirkungen einer legalen Cannabisabgabe und fördert Konsumkompetenz durch Workshops.
- Kontrollierte Qualität: Cannabis aus legalen Lieferketten soll gesundheitliche Risiken durch verunreinigte Schwarzmarktprodukte minimieren.
- Teilnahmebedingungen: Nur registrierte, volljährige Personen, die in den beteiligten Bezirken wohnen und gesundheitlich geeignet sind, können teilnehmen.
- Politische Zusammenarbeit: Das Projekt wird parteiübergreifend unterstützt und könnte als Vorbild für weitere Städte und Länder dienen.
Berlin bereitet den Start eines bahnbrechenden Modellprojekts zur legalen Cannabisabgabe vor. Ziel ist es, die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer kontrollierten Abgabe zu erforschen und gleichzeitig den Schwarzmarkt einzudämmen. Hier sind die wichtigsten Informationen im Überblick:
Wann startet das Cannabis-Modellprojekt?
Das Projekt soll im Sommer 2025 beginnen und umfasst mehrere Fachgeschäfte in den zwei Berliner Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Die Sanity Group organisiert den Verkauf und bezieht das Cannabis von legalen Produzenten. Zur Gewährleistung von Transparenz werden Verkaufsmengen und Lieferketten mithilfe der Software des Schweizer Unternehmens Cannavigia dokumentiert.
Teilnahmebedingungen und Studienkonzept
Um am Projekt teilzunehmen, müssen Interessierte bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
- Registrierung: Teilnehmende müssen volljährig sein, in einem der Bezirke wohnen und gesundheitlich geeignet sein.
- Verpflichtung: Die Regelmäßige Teilnahme an wissenschaftlichen Befragungen und Konsumkompetenz-Workshops ist verpflichtend.
- Erwerbsregelung: Maximal dürfen 50 Gramm Cannabis pro Monat erworben werden, mit einer Begrenzung von 25 Gramm pro Einkauf.
- Sanktionen: Die Weitergabe von Produkten an Dritte führt zum sofortigen Ausschluss.
Teilnehmende erhalten einen pseudonymisierten digitalen Ausweis, der ihre Käufe und Mengen dokumentiert, um eine sichere und transparente Abwicklung zu gewährleisten.
Rahmenbedingungen und Regulierung
Das Projekt basiert auf der „Konsumcannabis-Wissenschafts-Zuständigkeitsverordnung“ (KCanWV), die wissenschaftliche Forschungsprojekte in Modellregionen ermöglicht. Diese Projekte werden von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) genehmigt und überwacht.
Politische Unterstützung
Das Modellprojekt wird durch eine parteiübergreifende Zusammenarbeit unterstützt. Clara Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, und Hannes Rehfeldt (CDU), Bezirksstadtrat von Neukölln, haben eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Die Zusammenarbeit zwischen Grünen und CDU signalisiert die Dringlichkeit und Bedeutung dieses Vorhabens.
Hintergrund und Dringlichkeit
Eine Analyse von Straßencannabis in Berlin zeigte alarmierende Qualitätsmängel:
- Zwei Drittel der Proben enthielten Pestizide.
- Ein Drittel war mit Haarspray gestreckt.
- Rückstände von Kokain und MDMA wurden nachgewiesen.
Durch die kontrollierte Abgabe von Cannabis aus legalen Lieferketten sollen gesundheitliche Risiken minimiert und der Konsum sicherer gestaltet werden.
Wissenschaftliche Leitung und Ziele
Die wissenschaftliche Leitung des Projekts übernimmt Prof. Dr. Dr. Christian Ulrichs von der Humboldt-Universität, der umfassende Erfahrung in interdisziplinärer Forschung mitbringt. Das Modellprojekt verfolgt mehrere zentrale Ziele, die weit über die reine Abgabe von Cannabis hinausgehen. Im Fokus steht die detaillierte Untersuchung der gesundheitlichen, sozialen und kriminellen Auswirkungen, die eine legale Cannabisabgabe mit sich bringen könnte. Dabei sollen nicht nur kurzfristige Effekte, sondern auch langfristige Entwicklungen analysiert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Konsumkompetenz der Teilnehmenden. Durch gezielte Workshops und Präventionsgespräche sollen sie ein besseres Verständnis für einen verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis entwickeln. Dies schließt Themen wie Dosierung, Konsumrisiken und Prävention von Abhängigkeit ein.
Gleichzeitig zielt das Projekt darauf ab, den illegalen Markt zu verdrängen, indem es den Zugang zu kontrolliertem, sauberem Cannabis ermöglicht. Dies trägt nicht nur zur Minimierung gesundheitlicher Risiken durch verunreinigte Produkte bei, sondern schafft auch eine transparente und sichere Alternative für Konsumenten. Diese mehrdimensionale Herangehensweise macht das Projekt zu einem wegweisenden Ansatz in der Debatte um die Legalisierung von Cannabis.
Fazit
Das Cannabis-Modellprojekt in Berlin markiert einen bedeutenden Schritt hin zu einer modernen, wissenschaftlich fundierten Drogenpolitik. Mit einem klaren Fokus auf Transparenz, Prävention und Sicherheit bietet es nicht nur eine Alternative zum unkontrollierten Schwarzmarkt, sondern auch die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse über die Auswirkungen einer legalen Cannabisabgabe zu gewinnen. Durch die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Fachhandel wird ein Rahmen geschaffen, der den Konsum sicherer macht und gleichzeitig gesellschaftliche und gesundheitliche Risiken minimiert. Dieses Projekt hat das Potenzial, ein Modell für andere Städte und Länder zu werden und die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis auf eine neue, faktenbasierte Ebene zu heben.
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