Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Medienwandel: Der Einflussverlust traditioneller Zeitungen durch das Internet förderte die Legalisierung von Cannabis.
- Bürgerinitiativen wie in Kalifornien ermöglichten gesetzliche Änderungen trotz politischem Widerstand.
- Die Herabstufung von Cannabis durch die Biden-Regierung markiert einen wichtigen Schritt zur Legalisierung.
In den Vereinigten Staaten ist es historisch gesehen offensichtlich, dass die Cannabisprohibition von Rassisten in den Strafverfolgungsbehörden vorangetrieben, von der Gesellschaft im Allgemeinen akzeptiert und von den Tageszeitungen verbreitet wurde. In ähnlicher Weise wurde der Opioidmissbrauch den Chinesen angelastet. Allerdings wussten so wenige Menschen überhaupt etwas über Cannabis, dass es bis in die 1960er Jahre weitgehend aus der Gesellschaft verschwand.
Im Jahr 1969, dem Jahr von Woodstock, waren nur 12 % der Amerikaner für eine Legalisierung.
Im Jahr 1972 sah das bereits anders aus. Da setzten sowohl die US-amerikanische als auch die kanadische Regierung nationale Kommissionen ein, die die Entkriminalisierung von Cannabis empfahlen. Beide Regierungen lehnten ihre Empfehlungen ab, aber die Unterstützung für die Legalisierung stieg bis Ende der 1970er Jahre weiter an, ging dann leicht zurück und pendelte sich anschließend auf ein Niveau ein, bis sie schließlich Anfang der 2000er Jahre den Durchbruch schaffte und heute bei über 70 % liegt.
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Wie kam es dazu, dass die Befürwortung der Legalisierung so stark anstieg, obwohl die US-Regierung in dieser Zeit ihre Prohibitionspropaganda stark verstärkte?
Die Einschränkung der Pressefreiheit
Das erste Indiz ist die Tatsache, dass die New York Times 1993 den Boston Globe für 1,1 Milliarden Dollar kaufte und ihn nur zwanzig Jahre später für nur 70 Millionen Dollar weiterverkaufte. Dies zeigt den Verfall der Macht und den reduzierten Wert der amerikanischen Zeitungen, zu welchen das Internet in weniger als zwanzig Jahren führte.
Nicht mehr die Zeitungsredakteure bestimmten, was die Leserschaft erfahren durfte. Heute erscheint das Internet wie eine Kakophonie, aber es ist besser als das Schweigen der Schafe.
Im Jahr 1992 wurde ich Nationaler Direktor der Nationalen Organisation für die Reform der Marihuana-Gesetze und stellte schnell fest, dass es unmöglich war, die großen Nachrichtenagenturen dazu zu bringen, über die Zahl der wegen Marihuanabesitzes verhafteten Amerikaner zu berichten, obwohl sie jährlich in die Hunderttausende ging.
Zweiundzwanzig Jahre später, im Jahr 2014, veröffentlichte die Washington Post einen hervorragenden Artikel: "Der Anteil der Verhaftungen wegen Marihuanabesitzes hat sich seit 1991 mehr als verdreifacht".
Zusätzlich hat die Post ein Motto in ihr Impressum aufgenommen: "Die Demokratie stirbt in der Dunkelheit." Jemand hat das Licht angemacht.
Ich behaupte nicht, dass es sich um eine Verschwörung handelt, an der auch die Medien beteiligt sind. Die Orthodoxie einer Kirche ist keine geheime "Verschwörung". Sie ist eine Doktrin, für die offen eingetreten wird. Der Journalismus soll jedoch keine Religion sein. Redakteure und Journalisten sind keine Priester, ganz im Gegenteil. Ihre Aufgabe ist es, zu hinterfragen und nicht nur zu bestätigen. Aber Journalisten sind auch nur Menschen.
Demokratie - entgegen politischer Einschränkungen
Das zweite Element, das half, die irrige Vorstellung zu überwinden, dass die Cannabisprohibition immer noch allgemeine Unterstützung fand, war das demokratische Prinzip selbst.Viele amerikanische Bundesstaaten, vor allem im Westen, wie Kalifornien, haben Bestimmungen für Wählerinitiativen. Das bedeutet, dass die Bürger mittels Petition Unterschriften zur Verabschiedung oder Aufhebung eines bestimmten Gesetzes sammeln können. Befürworten genug Menschen die Petition, wird es zum Gesetz, ob es den Politikern und der Strafverfolgung gefällt oder nicht.
Eine entscheidende Wende brachte die Initiative von Dennis Peron. Dennis war ein schwuler Vietnamveteran, der nach San Francisco gezogen war und in der schwulen Gemeinschaft mit Cannabis handelte, als AIDS ausbrach. Es wurde schnell klar, dass Menschen mit AIDS, die Cannabis konsumierten, länger lebten und weniger litten als diejenigen, die es nicht anwendeten. Dies war für alle offensichtlich, nur nicht für das medizinische Establishment und die Strafverfolgungsbehörden.
Dennis führte die Kampagne an, die zur Verabschiedung von "Proposition 215” bzw. dem “Compassionate Use Act von 1996" führte. Hierbei handelt es sich um ein kalifornisches Gesetz, das die Verwendung von medizinischem Cannabis erlaubt, obwohl Marihuana nicht die üblichen Tests der Food and Drug Administration auf Sicherheit und Wirksamkeit durchlaufen hat. Es wurde am 5. November 1996 im Wege des Initiativverfahrens erlassen und mit 5.382.915 (55,6 %) Ja-Stimmen und 4.301.960 (44,4 %) Nein-Stimmen angenommen. Es wurde gegen den Widerstand fast aller Strafverfolgungsbehörden, Politiker, Zeitungsredaktionen und der American Medical Association verabschiedet.
Während ich dies schreibe, hat die Biden-Regierung gerade bekannt gegeben, dass die amerikanische Drug Enforcement Administration zugestimmt hat, die Einstufung von Cannabis zu ändern und von Schedule 1 auf Schedule 3 zu verschieben. Damit wird Cannabis nicht mehr gleichgesetzt mit Heroin und Co.
Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung - ich empfinde es als wichtig, weiter gegen die Cannabisprohibition anzugehen, damit noch mehr Menschen von den positiven Effekten der Heilpflanze profitieren können.
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