Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Drug Checking ermöglicht Konsumenten, illegal gekaufte Drogen auf Verunreinigungen und potenziell gefährliche Substanzen untersuchen zu lassen.
- Der Bundestag hat ein Gesetz verabschiedet, das den Bundesländern die Entscheidungsgewalt über Drug Checking gibt. Pilotprojekte laufen bereits in Berlin und Thüringen, weitere Bundesländer planen Modellvorhaben.
- Durch Drug Checking können Vergiftungen, Überdosierungen und Langzeitschäden bei Drogenkonsumenten minimiert werden. Zudem wird der Schwarzmarkt dazu bewegt, sicherere und hochwertigere Produkte anzubieten.
- Die Vorteile von kostenlosen Drogentests liegen in den gesundheitlichen, gesellschaftlichen und kriminalitätsreduzierenden Aspekten. Drug Checking fördert das Vertrauen der Konsumenten zu den Gesundheitsbehörden und ermöglicht eine gezieltere Aufklärung und Prävention.
Drug Checking wurde in letzter Zeit immer mehr von Konsumenten gefordert, um die Sicherheit von Drogenkonsumenten zu gewährleisten und die Zahl der Drogentoten effektiv zu senken. Insbesondere hat Berlin nun Schlagzeilen damit gemacht, kostenlose Drogentests einzuführen und somit bspw. das Überprüfen von Ecstasy auf schädliche Substanzen zu ermöglichen. Wir schauen uns an, was genau hinter dem Drug Checking in Deutschland steckt und welche Bundesländer Modellvorhaben erlauben.
Was genau ist Drug Checking mit kostenlosen Drogentests?
Illegale Partydrogen können ein chemischer Cocktail aus zahlreichen Inhaltsstoffen sein. Sie gehen meistens durch einige Hände, bevor sie beim Endverbraucher landen. Da jeder in dieser Kette profitorientiert handelt, sind Verunreinigungen, Streckmittel und Lacing-Drugs leider schon an der Tagesordnung.
Drug Checking ist eine Möglichkeit, durch welche der Staat den Bürgern ermöglicht, gekaufte und illegale Drogen auf zahlreiche Gesundheitsgefahren untersuchen zu lassen. Dabei müssen die Konsumenten nicht die Strafverfolgung fürchten, die Test erfolgen komplett anonym.
Angewendet werden im Drug Checking chemische Analyseverfahren, welche Verunreinigungen aufdecken. Nicht nur gesundheitsschädigende Streckstoffe wie Blei oder Haarspray können dabei aufgedeckt werden, sondern auch die Dosierung der Droge sowie die potenziellen Verunreinigungen mit anderen psychotropen Substanzen, sogenannten Lacing-Drugs. Diese sollen oft Süchte erzeugen und die Wirkung verstärken. Indem Dosierung und Lacing-Drugs bekannt sind, sinkt die Gefahr auf Nebenwirkungen und Überdosierungen, was schlussendlich die Anzahl an Drogentoten sowie Drogensüchtigen reduzieren sollte.
Die aktuelle Situation in Deutschland: Bundesländer planen kostenlose Drogentests
Das Drug Checking macht derzeit Schlagzeilen, weil erst neulich ein Gesetz verabreicht wurde, welches auf Bundesebene Drug Checking ermöglicht. Am 23. Juni hat der Bundestag das Gesetz verabreicht, welches jedem Bundesland die Entscheidungsgewalt gibt, ob sie Drug Checking erlauben möchten oder nicht. Wichtig ist, dass entsprechende Analysen mit einer Risikobewertung und gesundheitlichen Aufklärung verbunden sind. Das Ziel ist schlussendlich, die Drogenpolitik von harten Strafen hin zu einer Hilfestellung für Konsumenten zu entwickeln.
Pilotprojekte laufen bereits in Berlin und Thüringen. Angekündigt wurden weitere Angebote zum Drug Checking in Hessen und in Baden-Württemberg, ein Startzeitpunkt steht noch aus. So wollen etwa Frankfurt am Main und Offenbach entsprechende Modellvorhaben einführen. Die Bundesländer Bayern, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sind sich noch nicht einig, ob sie Drug Checking durchführen möchten oder nicht. Die nachfolgende Liste mehrerer Bundesländer hat sich jedenfalls gegen entsprechende kostenlose Drogen-Prüfungen ausgesprochen:
- Schleswig-Holstein
- Brandenburg
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Niedersachsen
Laufende Pilotprojekte in Berlin und Thüringen
In Berlin gibt es drei Standorte, an denen Konsumenten ihre Drogen professionell analysieren lassen können. Das sind die Beratungsstellen vista, Fixpunkt und die Schwulenberatung. Zur Analyse werden die Proben zum Labor des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin eingeschickt. In der Regel liegt das Ergebnis nach drei Tagen vor.
Die Ergebnisse dieses Modellprojekts sind erstaunend. Das Angebot wird im Übermaß beansprucht, sodass die Beratungsstellen nicht alle Konsumenten bedienen können. Zudem fallen über 30 % aller Proben unangenehm auf, bspw. durch zu hohe Dosierungen oder schädliche Verunreinigungen. So habe man vermeintliches Kokain mit Procain-Zusatz entdeckt oder MDMA-Tabletten, welche in Wirklichkeit Ketamin enthielten.
In Thüringen findet Drug Checking in Jena und Erfurt statt. Anstelle von festen Standorten reist ein Team herum und bietet Drug Checking bspw. bei Festivals und Partys an. In knapp über 25 Einsätzen wurden mehr als 250 Proben analysiert. Die Ergebnisse aus Thüringen, wie bspw. die analysierten Verunreinigungen, liegen leider erst Anfang 2024 vor.
Kritik und Bedenken an Drug Checking
Die „Legalisierung" von Drug Checking hat in Deutschland natürlich für viel Diskussion gesorgt. Es erscheint auch skurril, dass illegale Drogen auf legale Weise auf Verunreinigungen überprüft werden dürfen. Unser momentaner Drogen- und Suchtbeauftragter Burkhardt Blienert hat allerdings mit eigenen Worten gesagt, dass Drug Checking ein wichtiger Schritt für einen Paradigmenwechsel in Deutschland sei. Es geht darum, weg von der Bestrafung und Strafverfolgung von Konsumenten hin zu Hilfs- und Präventionsangeboten zu kommen. Folgende Argumente führen Gegner des Drug Checkings jedoch häufig auf:
- Drogenkonsum werde gefördert.
- Falsche Zuverlässigkeit: Bereits ein kleiner Prozentsatz falsch-negativer Ergebnisse könnte das Sicherheitsgefühl von Konsumenten stärken.
- Finanzielle und logistische Belastung: Kostenlose Drogentests beanspruchen Ressourcen.
- Missbrauchspotenzial: Dealer oder Produzenten könnten ihre Drogen testen lassen, anstelle von Verbrauchern.
- Ethische Bedenken: Sendet es die richtige Botschaft aus, Drogen auf ihre „Sicherheit" testen zu lassen?
- Datenschutz: Sind Konsumenten wirklich anonym oder wird das Drug Checking notiert?
Diese Argumente werden nachfolgend fast gänzlich widerlegt.
Vorteile von kostenlosen Drogentests in Deutschland
Wer sich mit Drug Checking auseinandersetzt, erkennt schnell die zahlreichen Vorteile, welche auch dem Bundestag als Grundlage dienten, das Drug Checking auf Bundesebene zu erlauben. Wir führen die Vorteile kurz und knapp an:
- Gesundheitliche Vorteile: Vergiftungen, Überdosierungen und Langzeitschäden können minimiert werden, indem Konsumenten saubere und hochwertige Drogen einnehmen. Damit sinkt die Todeswahrscheinlichkeit ebenso wie das Abhängigkeitspotenzial.
- Gesellschaftliche Vorteile: Der Staat bzw. Hilfsorganisationen bekommen eine Schnittstelle zu den Konsumenten, welche der Aufklärung und Prävention dienen kann. Zudem fördert Drug Checking das Vertrauen der Drogengemeinschaft zu den Gesundheitsbehörden, was für einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik dringend nötig ist.
- Kriminalitätsreduktion: Indem der von Burkhardt Blienert angekündigte Paradigmenwechsel erfolgt und vermehrt auf die Gesundheit von Drogenkonsumenten geachtet wird, müssen Polizei und Justiz weniger Arbeit in deren Strafverfolgung investieren.
- Schwarzmarkt: Durch Drug Checking wird der Schwarzmarkt dazu bewegt, sichere und hochwertige Produkte anzubieten.
- Beobachtung des Drogenmarkts: Durch regelmäßiges Drug Checking erfahren die Behörden, welche Substanzen zurzeit unterwegs sind. Somit kann bspw. frühzeitig vor schädlichen bis tödlichen Präparaten gewarnt werden.
- Verringerung der Stigmatisierung: Offizielles Drug Checking kann dafür sorgen, Drogenkonsum in den Fokus der Gesellschaft zu rücken und zu entstigmatisieren.
Fazit: Drug Checking in Deutschland ist gut
Wie wir sehen können, hat es einen Grund, dass die Bundesregierung das Drug Checking endlich erlaubt hat. Auch sie haben erkannt, dass die Strafverfolgung von Drogenkonsumenten nicht der beste Ansatz ist, Drogenpolitik zu betreiben. Das Drug Checking ist ein erster Schritt in die Versöhnung von Drogenkonsumenten mit Behörden, damit man den Konsumenten wirklich dort helfen kann, wo sie es brauchen. Prävention und Hilfestellungen sind in der Drogenpolitik allem Anschein nach effektiver als die sinnlove und rigorose Strafverfolgung.
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