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Die medizinische Verwendung von Cannabis hat in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen. Für Patienten, die von bestimmten Erkrankungen wie chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder Krebs betroffen sind, kann medizinisches Cannabis eine wirksame Alternative sein. Allerdings stellt sich vielen Patienten die Frage, wie sie eine Kostenübernahme für ihre Cannabis-Medikation erhalten können. Im folgenden Text soll ein umfassender Leitfaden präsentiert werden, der Dir dabei helfen soll, den Prozess der Kostenübernahme in Deutschland zu verstehen und zu navigieren.
Voraussetzung für die Therapie mit medizinischem Cannabis
Um in Deutschland mit auf Cannabis basierenden Medikamenten behandelt zu werden, bedarf es einiger Grundvoraussetzung:
- Es muss sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln.
- Der Patient muss bereits alle zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft haben
- Es muss Aussicht auf Erfolg der Behandlung bestehen
- Das Gebot der Wirtschaftlichkeit muss gewährleistet werden.
Sollten diese Kriterien durch den Patienten erfüllt werden, gibt es mehrere Möglichkeiten, um die Kostenübernahme zu beantragen.
Schritt 1: die Konsultation mit dem Arzt
Der erste Schritt auf dem Weg zur Kostenübernahme für medizinisches Cannabis besteht darin, einen qualifizierten Arzt zu konsultieren. Jeder Fach- sowie Hausarzt darf in Deutschland medizinisches Cannabis verschreiben. Auf der Suche nach einem Arzt kann die intuitive Ärzte-Suche von Weed! eine Hilfe sein. Hier werden Ärzte vorgestellt, die sich bereits mit medizinischen Cannabis-Therapien befassen. Gegebenenfalls kann man sich auch an den eigenen behandelnden Facharzt wenden, z. b. den Onkologen oder Schmerzmediziner. Der Arzt wird, sofern nicht schon bekannt, die medizinische Vorgeschichte überprüfen und entscheiden, ob eine Behandlung mit Cannabis für die spezifische Erkrankung angemessen ist.
Weiterhin muss beachtet werden, dass nicht für alle Patienten Cannabis geeignet ist. Es gibt auch einige Kontraindikationen, die berücksichtigt werden müssen, denn nicht für jeden ist Cannabis geeignet. Die häufigsten Gründe zur Verschreibung von medizinischem Cannabis sind: chronische Schmerzen, Krebserkrankungen, Spastiken, Multiple Sklerose, Anorexie, Depression, Übelkeit sowie Migräne.
Schritt 2: Antragstellung auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse
Noch bevor die ärztliche Verschreibung für medizinisches Cannabis erhalten wird, muss einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt werden. Der Antrag sollte detaillierte Informationen über die medizinische Situation enthalten, einschließlich der Diagnose, der bisherigen Behandlungsmethoden und des medizinischen Nutzens, der von der Verwendung von Cannabis erwartet wird. Der Arzt kann den Antrag bei der Krankenkasse anfordern, oder online zum Beispiel bei copeia ausfüllen.
Der Antrag muss akkurat ausgefüllt werden. Zusätzlich sollten relevante Unterlagen vom Arzt beigelegt werden. Idealerweise legt man auch einen Auszug bereits stattgefundener Behandlungen mit dazu, den kann man bei der Krankenkasse anfordern. Außerdem ist es förderlich ein persönliches Schreiben beizulegen, dass aussagekräftige Studien enthält, um die Aussicht auf Erfolg zu belegen. Dies ist ein sehr umfangreiches Prozedere und man hat die Möglichkeit sich hierfür Fachpersonal zu Hilfe zu nehmen, die die Recherche erledigen und solche Schreiben formulieren. Man findet sie als Sachverständiger für Cannabis Medizin oder als Berater für Cannabis Medikation im Internet.
Es ist wichtig anzumerken, dass die Krankenkassen in Deutschland Kostenübernahmeanträge für medizinisches Cannabis individuell prüfen und entscheiden. Es gibt keine Garantie für eine Bewilligung, jedoch dürfen seit der GBA Änderung die Kassen nur noch in belegbaren Ausnahmefällen ablehnen, dies war vor der Änderung noch anders. Somit haben sich in den letzten Jahren die Chancen auf eine Kostenübernahme verbessert, da die Rechtsprechung zugunsten von Patienten mit bestimmten Erkrankungen tendiert. Dennoch werden immer noch zahlreiche Anträge abgelehnt.
Bitte nicht vergessen: Die Kasse hat 3 Wochen Zeit auf den Antrag zu reagieren, bei Palliativmedizin nur 3 Tage. Meldet sich die Kasse nicht, gilt der Antrag als genehmigt. Daher bitte dringend immer darauf achten, alle Fristen einzuhalten.
Schritt 3: Einspruchsmöglichkeit und Rechtsbeistand
Sollte der Antrag auf Kostenübernahme genehmigt werden, herzlichen Glückwunsch! Laut Pressemitteilung der G-BA, muss nur die Erstverordnung von Cannabis durch die Kasse genehmigt werden, Folgeverordnungen, Dosisanpassungen oder ein Wechsel zu anderen Blüten sowie Extrakten bedürfen keiner erneuten Genehmigung.
Sollte der Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die Stellung eines Neuantrages oder Widerspruch einlegen. Dies ist ein längerer Prozess, der gut durchdacht sein sollte. Informationen über die spezifischen Gründe für die Ablehnung, sowie zusätzliche medizinische Nachweise oder Gutachten sind bei beiden Varianten sehr hilfreich. Auch hierbei kann Ihnen ein Sachverständiger helfen, denn sie wissen, wie man am besten argumentiert und haben die nötige Erfahrung im Umgang mit Kassen. In einigen Fällen kann es ratsam sein, juristischen Beistand in Anspruch zu nehmen, um eine Kostenübernahme vor Gericht zu erstreiten. Es gibt bereits Anwaltskanzleien, die sich auf das Thema medizinisches Cannabis spezialisiert haben und bei rechtlichen Fragen und Schritten behilflich sein können. Sollte es bis zur Klage vor das Sozialgericht kommen, benötigt man unbedingt einen Anwalt und sollte auch den Sozialverband VdK mit ins Boot holen.
Stationäre Schmerztherapie und Kostenübernahme
Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Kliniken, die sich ebenfalls mit Cannabis Medizin beschäftigen. Bei einer stationären Schmerztherapie benötigt es keiner externen Genehmigung mehr, das passiert während des Klinik-Aufenthaltes. Der meist 14 tägige Klinikaufenthalt umfasst zahlreiche Therapien und ermöglicht die genaue Einstellung des Patienten unter Beobachtung. Die Kliniken erledigen die Antragstellung und der Patient wird dann als Cannabis Patient entlassen.
Fazit
Die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis in Deutschland wird weiter ein komplexer Prozess sein, der Geduld, Beharrlichkeit und zu oft auch Hilfe von außen erfordert. Es ist wichtig, mit einem qualifizierten Arzt zusammenzuarbeiten und einen fundierten Antrag bei der Krankenkasse einzureichen, hierfür kann man sich Fachpersonal zunutze machen. Bei Ablehnung besteht das Recht, Einspruch einzulegen und gegebenenfalls juristische Unterstützung zu suchen oder einen Neuantrag zu stellen. Auch die stationäre Schmerztherapie ist eine Option. Trotz der Herausforderungen haben sich die Chancen auf eine Kostenübernahme in den letzten Jahren verbessert, und immer mehr Patienten haben Zugang zu den Vorteilen der medizinischen Cannabistherapie und es ist wünschenswert, dass es mehr werden.
Autorin: Melanie Hermann für Weed!
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