Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis-Extrakte sind Auszüge aus Cannabis, bei denen Cannabinoide und Terpene extrahiert werden. Sie sind beliebt, weil sie eine einfache Dosierung und Einnahme ermöglichen und eine schnelle, sanfte Wirkung haben.
- Es gibt verschiedene Methoden zur Herstellung von Cannabis-Extrakten, darunter die Herstellung von Cannabistinkturen, das Rick-Simpson-Öl, die Extraktion mit überkritischem Kohlenstoffdioxid, die Butan- und Kohlenwasserstoff-Extraktion (BHO), die Live Resin Methode und Lösungsmittel freie Extraktionsverfahren wie die Rosins Methode und Bubble Hash.
- Einige Extraktionsmethoden, wie die Extraktion mit überkritischem Kohlenstoffdioxid und die BHO-Methode, sind aufgrund der verwendeten Ausrüstung und Chemikalien nur für Fachleute geeignet und können bei unsachgemäßer Anwendung gefährlich sein.
- Lösungsmittelfreie Extraktionsverfahren, wie die Rosins Methode und Bubble Hash, sind zunehmend beliebt, da sie ein sauberes Produkt ohne den Einsatz von Chemikalien erzeugen. Sie erfordern jedoch eine sorgfältige Lagerung, um die Haltbarkeit zu gewährleisten.
Die Extraktion von Cannabis ist eine beliebte Methode, um die wertvollen Bestandteile aus der Pflanze in reiner Form und hoch konzentriert zu erhalten und um diese lange haltbar zu machen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Extrakte herzustellen. Welche das sind, und wie diese angewendet werden, erfährst du in diesem Beitrag.
Was genau sind Cannabis Extrakte?
Extrakte sind Auszüge aus verschiedenen Pflanzenmaterialien. Das bedeutet, der Rohstoff wird in einem Stoff (beispielsweise Alkohol) eingelegt oder mit einem Verfahren so bearbeitet, dass ihm bestimmte Substanzen entzogen werden können. Bei Cannabis geht es speziell darum, die einzelnen Cannabinoide und Terpene zu extrahieren und diese in Form von Öl, einer Tinktur, Kapseln usw. direkt einzunehmen oder weiterzuverarbeiten.
Es gibt bereits fertige Cannabisextrakte in der Apotheke zu kaufen, mit unterschiedlichen Cannabinoid- und Terpenprofilen und mit verschiedenen Konzentrationen. Die Preise der Extrakte variieren stark, je nach Inhaltsstoffen, Marke, Konzentration und Herkunftsland. Dronabinol (eine Arznei aus synthetischem THC) und das Mundspray Sativex (ein Pflanzenauszug aus Cannabis, der THC und CBD beinhaltet) sind zwei Beispiele für extrahierte Cannabis Fertigarzneien.
Warum sind Extrakte so beliebt?
Extrakte ermöglichen den Konsument*innen und Patient*innen, das Cannabis einfach zu dosieren und schnell, ohne großen Aufwand, einzunehmen. Der Konsum verursacht keinen Rauch oder Dämpfe, auch keine verräterischen Gerüche und ist somit unauffällig. Des Weiteren kann die Konzentration leicht angepasst werden, indem der Extrakt verdünnt wird. Und das wichtigste ist, sie wirken schnell und sanft.
Wie kann man Cannabis Extrakte herstellen?
Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Methoden für die Herstellung von Cannabis-Extrakten. Manche davon sind nicht ungefährlich und manche hinterlassen unerwünschte Rückstände in dem Endprodukt.
Cannabis Tinkturen
Die Herstellung einer Cannabistinktur ist wohl die einfachste Art und Weise, um einen wirkungsvollen Extrakt herzustellen. Dafür werden die Cannabisblüten der gewünschten Sorte, in ein Glasgefäß gegeben und mit hochprozentigem, reinem Alkohol übergossen (das Pflanzenmaterial muss vollständig bedeckt sein, damit es nicht schimmelt). Anschließend wird das Glas verschlossen und für ca. zwei Wochen an einem dunklen und kühlen Ort aufbewahrt. Nach der Einwirkzeit werden die Blüten mithilfe eines Siebs, oder einem Mulltuch, heraus gesiebt, gut ausgepresst und fertig ist die Tinktur. Wichtig ist, diese in einer dunklen Flasche aufzubewahren und korrekt zu beschriften.
Rick-Simpson-Öl, kurz RSO
Der Cannabis-Patient und Aktivist Rick Simpson aus Kanada erfand eine Methode der Flüssigextraktion eines Öls, das er "Phoenix Tears" nannte. Ähnlich wie bei der Herstellung einer Tinktur werden die getrockneten Cannabisblüten in Ethylalkohol (oder ein anderes Lösungsmittel) eingelegt, gut verrührt, das Pflanzenmaterial herausgefiltert und anschließend wird das Lösemittel, am einfachsten mithilfe eines Reiskochers, verdampft. Übrig bleibt ein dickflüssiges, hoch konzentriertes Öl, das mit einer Spritze aus dem Kocher gezogen werden kann. Wichtig ist zu bedenken, Rückstände des Lösemittels vorhanden sind.
Extraktion mit überkritischem Kohlenstoffdioxid
Bei der Anwendung dieses Verfahrens sollten wirklich nur Profis am Werk sein. Erstens wird bei der Extraktion mit überkritischem Kohlenstoffdioxid einiges an kostspieliger Ausrüstung und gute Chemiekenntnisse benötigt und zweites Erfahrung. Wer sich mit diesem Herstellungsverfahren nicht auskennt, sollte sich unbedingt professionell schulen und begleiten lassen, denn es können dabei schlimme Unfälle passieren. Darüber hinaus können der Druck und die Temperatur die empfindlichen Molekülverbindungen aufbrechen und somit die Wirksamkeit des Medikaments (wenn es denn zum Zwecke der Medizin zubereitet wird) beeinträchtigen.
Aber, bei korrekter Herstellung erhält man einen wirklich hochwertigen Extrakt, ohne schädliche Rückstände, der in der Medizin Verwendung finden kann. Für diese Art der Extraktion Herstellung wird flüssiges, hoch komprimiertes CO₂ durch das Cannabis gepumpt. Der Extrakt wird anschließend wieder vom CO₂ getrennt, dieses wird rückgewonnen und mehrmals wieder durch das Cannabis gepumpt, bis die Extraktion abgeschlossen ist.
Butan- und Kohlenwasserstoff-Extraktion (BHO)
Die Herstellung des Butan-Honigöls muss unbedingt in einem geschlossenen, Regelkreissystem stattfinden, da es sonst zu schweren Explosionen kommen kann. Also auch dieses Verfahren ist nur für Fachkräfte geeignet und sollte auf keinen Fall von Laien angewendet werden. Aber, bei korrekter Umsetzung erhält man auch hier ein sicheres und sauberes Endprodukt, dass in der Medizin angewendet werden kann.
Butan ist ein relativ ungiftiges Gas, aber es ist schwierig, es aus dem Cannabis Extrakt zu entfernen. Neben dem Erhalt der Trichome und deren wertvolle Inhalte, entzieht Butan der Pflanze auch Fette, die schnell oxidieren und den Extrakt ranzig machen können.
Weitere Kohlenwasserstoffe, wie Hexan, Propan oder Pentan werden bei dieser Methode auch verwendet. Hexan kann allerdings neurotoxische Rückstände hinterlassen.
Die Live Resin Methode
Die Resin Methode ein Verfahren, um einen klebrigen, aber doch geschmeidigen, goldfarbenen Cannabisextrakt zu erhalten, der etwas härter ist als Wachs, aber doch noch weich und absolut potent und hoch konzentriert. Je nach Hersteller ist dieses Konzentrat weicher oder fester. Die Faustregel ist jedoch, je weicher das Produkt ist, desto mehr Terpene sind darin enthalten. Für die Resin Methode werden frisch geerntete Cannabisblüten verwendet, daher ist das Produkt auch so hochwertig. Diese werden direkt nach der Ernte auf -198 C° tiefgefroren und anschließend mit Druck und Botan bearbeitet. Für eine längere Haltbarkeit und mehr Reinheit werden die Fette und Wachse aus dem Produkt entfernt und am Ende das Botan verdunstet.
Lösungsmittelfreie Extraktionsverfahren
Seit ein paar Jahren haben sich Verfahren etabliert, die ohne die Verwendung von chemischen Stoffen durchgeführt werden können und somit völlig frei von Rückständen sind. Das haben einige Labortests und Untersuchungen ergeben. Diese Extrakte sind sehr beliebt bei den Anwender*innen. Sie sehen aus wie Wachs, sind allerdings leicht verderblich und sollten bis zum Gebrauch im Kühl- oder Gefrierschrank gelagert werden.
Die Rosins Methode
Die Rosins Methode kann professionell, mit speziellen Extraktionsgeräten, aber auch von Laien einfach durchgeführt werden. Der Inhalt dieser Methode ist, dass die Cannabisblüten mit Hitze und Druck bearbeitet werden und man am Ende das reine Harz enthält, also die reinen Trichome. Freizeitkonsument*innen benötigen für die Rosins Methode ein Glätteisen, Cannabisblüten und Backpapier. Die Blüten werden in das Papier gelegt, dieses wird wiederum mit Backpapier verschlossen, zwischen das heiße Eisen gelegt, welches dann von Hand zusammengedrückt wird. Super einfach, ohne viel Ausstattung und das Ergebnis ist unfassbar klar, sauber und hoch konzentriert.
Bubble Hash oder Ice Water
Bei diesem Verfahren ist das Ergebnis zwar kein flüssiges Extrakt, sondern eher krümelige, honigfarbene Kristalle, aber es ist eine weitverbreitete Methode, um ein sauberes und potentes Produkt zu erhalten. Bei der Bubble Hash (Ice-Water) Methode werden mithilfe von Wasser, Eiswürfeln, speziellen Bugs und einem mechanischen Vorgang die Blüten und somit ihre darauf sitzenden Trichome gefroren und voneinander getrennt. Durch die Kälte bleiben die Phytochemikalien gut erhalten.
Mehr zum Thema Kosten und Wirkung von Extrakten findest du hier.
Quelle:
Michael Backes, Cannabis als Medizin, Oktober 2021, 2 Auflage, Kopp Verlag
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