
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Entstehung von Kleinzeug: Kleinzeug entsteht durch verschiedene Prozesse wie Verschnitt während der Ernte, Bewegung und Reibung bei Transport und Lagerung sowie das Austrocknen äußerer Blätter.
- Normaler Anteil in Apotheken: Ein Anteil von bis zu 10% Kleinzeug kann als akzeptabel angesehen werden. Alles, was darüber hinausgeht, sollte reklamiert werden.
- Naturprodukt mit Variationen: Als Naturprodukt unterliegt Cannabis natürlichen Schwankungen, die zu unterschiedlichen Anteilen von Verschnitt führen können.
- Einfluss von Lagerdauer und Bestandsmenge: Ältere Chargen oder geringe Restbestände können einen höheren Anteil an Kleinzeug aufweisen.
- Empfehlung bei Unzufriedenheit: Bei Verdacht auf übermäßigen Verschnitt sollten Patienten die Apotheke kontaktieren, idealerweise mit Foto, um eine Klärung oder möglichen Ersatz zu besprechen.
Medizinisches Cannabis ist für viele Patient:innen eine wichtige Therapieoption. Doch beim Öffnen der Apothekendose fällt häufig sogenanntes „Kleinzeug“ auf – kleine Pflanzenteile, Brösel oder Blattfragmente. Ein gewisser Anteil davon ist normal und entsteht durch Ernte, Transport und Lagerung. Wird der Anteil jedoch zu groß, kann das die Dosierung, Anwendung und Wirkung der Medikamente beeinträchtigen.
Insbesondere bei der Verwendung im Vaporizer kann zu viel Kleinmaterial die Inhalationseffizienz und das therapeutische Erlebnis stören. Zudem empfinden viele Betroffene das Missverhältnis zwischen Preis und Produktqualität als frustrierend und haben bei teils hohen Preisen einen gewissen Anspruch.
Dieser Artikel erklärt dir, wie Kleinzeug entsteht, welcher Anteil als akzeptabel gilt und was Patienten tun können, wenn sie den Eindruck haben, zu viel Kleinzeug erhalten zu haben.
Wie entsteht Kleinzeug bei Cannabisblüten?
Eine Cannabisblüte, auch "Bud" genannt, besteht aus mehreren Komponenten. Der Hauptbestandteil sind die Blütenkelche, die mit Trichomen – kleinen harzigen Drüsen – bedeckt sind, in denen die Wirkstoffe wie THC und CBD konzentriert vorliegen. Um diese Blütenkelche herum befinden sich kleine Blätter, die sogenannten "Sugar Leaves", die ebenfalls Trichome enthalten. Zudem können an der Blüte noch Stempel (Pistillen) und kleine Stiele haften.
Durch verschiedene Prozesse kann es dazu kommen, dass sich kleine Pflanzenteile lösen und als Kleinzeug im Endprodukt landen:
- Verschnitt während der Ernte: Beim Trimmen werden überflüssige Blätter entfernt, um die Qualität der Blüte zu verbessern. Dabei können kleine Pflanzenteile abbrechen und sich sammeln.
- Bewegung und Reibung: Beim Transport oder bei der Lagerung in Apotheken können Blüten aneinander reiben, wodurch kleinste Pflanzenteile abbrechen.
- Austrocknung: Mit der Zeit können Blätter und lose Teile austrocknen und brüchig werden, sodass sie leichter abbrechen. Dies kann durch die richtige Lagerung von Cannabis vorgebeugt werden.
- Geringe Restbestände: Wenn von einer Charge nur noch wenige Blüten vorhanden sind, sind diese oft durch Bewegung und Lagerung bereits "abgenutzt" und enthalten mehr Kleinzeug als frische Ware.
Wo liegt das Problem bei zu viel Kleinzeug bei Medizinal Cannabis?
Ein gewisser Anteil an Kleinzeug ist normal und beeinträchtigt die Wirkung des Cannabis nicht zwangsläufig. Denn auch die kleinen Pflanzenteile enthalten Cannabinoide. Allerdings kann ein zu hoher Anteil an Verschnitt einige Nachteile mit sich bringen:
- Ungleichmäßige Dosierung: Kleinmaterial kann dazu führen, dass die Verteilung der Wirkstoffe innerhalb einer Dosis stark schwankt. Besonders problematisch ist dies, weil es häufig weniger Trichome als die Hauptblüte enthält. Die Trichome weisen die höchste Konzentration an Cannabinoiden und Terpenen auf.
Das bedeutet, dass Cannabispatienten, die auf eine konstante Dosierung angewiesen sind, möglicherweise eine geringere oder ungleichmäßige Wirkung erfahren. Dies kann zu einer unzuverlässigen Cannabistherapie führen, da sie entweder eine zu schwache oder eine unerwartet starke Wirkung nach dem Konsum verspüren. - Schlechtere Handhabung: Viele Cannabispatienten nutzen Vaporizer zur Inhalation und bevorzugen daher größere Blütenstücke. Diese lassen sich gleichmäßiger mahlen, was eine gleichmäßige Erhitzung und Verdampfung der Wirkstoffe ermöglicht. Im Vergleich dazu besteht Kleinmaterial hingegen oft aus feinen Partikeln, die sich beim Mahlen entweder zu Pulver zerreiben oder bei der Einnahme ungleichmäßig verdampfen. Dies kann die Effizienz der Inhalation beeinträchtigen und die Aufnahme Cannabinoide für die therapeutische Wirkung verringern.
- Veränderte Wirkung: Kleinmaterial enthält häufig im Vergleich mehr Blätter und Stängel als reine Blüten, was das Geschmackserlebnis und auch die Wirkung verändert. Blätter weisen einen höheren Chlorophyllanteil auf. Dieser führt zu einem herberen, grasigeren Geschmack, den viele Patienten als unangenehm empfinden.
- Kosten: Auch das sogenannte Kleinmaterial ist Teil der Lieferung und kann für viele Patienten, die ihr Rezept selbst bezahlen, zu spürbaren Mehrkosten führen. Gerade bei regelmäßiger Behandlung mit medizinischem Cannabis summieren sich die Ausgaben für diesen oft unterschätzten Anteil des Produkts deutlich.
Wie viel Kleinzeug ist bei Gras auf Rezept okay?
Ein Anteil von bis zu 10 % Kleinzeug liegt im Rahmen dessen, was bei medizinischem Cannabis als normal gilt. Dieser Wert kann jedoch je nach Cannabispflanze, Lagerbedingungen und Dauer der Lagerung variieren. Da es sich um ein Naturprodukt handelt, sind leichte Abweichungen möglich.
Was tun bei zu viel Kleinzeug?
Wenn Patienten den Eindruck haben, dass der Anteil an Kleinzeug in ihrem medizinischen Cannabis zu hoch ist, sollten sie folgende Schritte unternehmen:
- Ein Foto des erhaltenen Produkts kann als Beweis dienen
- Eine freundliche E-Mail oder ein Gespräch mit der Apotheke können helfen, das Anliegen zu klären
- Die Apotheke kann prüfen, ob es sich um eine Ausnahme bei der Lieferung handelt und gegebenenfalls Ersatz oder eine Erstattung anbieten
Kontrolle mit Mikroskop oder Lupe
Nicht nur Kleinzeug von medizinischem Cannabis kann ein Problem darstellen, auch weitere unerwünschte Fremdkörper sind in der Cannabispflanze möglich, wie beispielsweise Fäden, Fussel oder Seeds.
Patienten, die sich unsicher sind, ob ihre Cannabisblüten unerwünschte Bestandteile enthalten, sollten ihr Produkt mit einer Lupe oder einem Mikroskop begutachten.
Handmikroskope gibt es schon für einen kleinen Betrag zu erwerben und damit lassen sich Verunreinigungen erkennen. Diese sollten umgehend der Apotheke gemeldet werden, wo das Rezept eingelöst wurde.
Denn dadurch kann die Apotheke das Problem an den Hersteller weitertragen. Nur durch eine offene Rückmeldung und Kommunikation kann die Qualität langfristig verbessert und sichergestellt werden.
Wofür kann Kleinzeug alternativ verwendet werden?
Auch wenn Kleinmaterial nicht die Qualität ganzer Blüten erreicht, kann es dennoch neben dem Vaporisieren vielseitig genutzt werden:
- Edibles: Nach der Decarboxylierung kann Kleinzeug zur Herstellung von Cannabutter oder -öl für Kekse, Brownies oder andere Speisen verwendet werden.
- Teeaufgüsse: Kleinmaterial lässt sich als milder Cannabistee zubereiten – ideal in Kombination mit anderen Kräutern und etwas Fett (z. B. Milch), um Cannabinoide besser zu lösen.
- Topische Anwendungen: Kleinzeug kann in Ölauszügen oder Salben verarbeitet werden, die äußerlich zur lokalen Schmerzlinderung genutzt werden können.
Fazit: Apotheken Cannabis Kleinzeug
Kleinzeug ist ein natürlicher Bestandteil von medizinischem Cannabis und lässt sich aufgrund von Ernte-, Transport- und Lagerprozessen kaum vollständig vermeiden. Bei einem viel zu hohen Kleinzeug Anteil sollten Patienten allerdings aktiv werden, indem sie den Zustand dokumentieren und die Apotheke kontaktieren. Nur durch solche Rückmeldungen kann eine Qualitätssicherung vom Hersteller bis zur Abgabe erfolgen.
Kleinzeug ist nicht automatisch minderwertig, da es ebenfalls Cannabinoide und Terpene enthält. Jedoch kann ein zu hoher Anteil zu ungleichmäßiger Dosierung, minderwertigem Geschmack und eingeschränkter Anwendung, etwa im Vaporizer, führen.Gerade für chronisch Erkrankte, die auf eine konstante Wirkung angewiesen sind, kann dies zu Problemen führen.
Trotzdem lässt sich Kleinmaterial sinnvoll weiterverwenden. Denn daraus können Edibles, Tee oder topische Produkte hergestellt werden. Auch ein direkter Konsum ist möglich, sofern Patienten ihre individuelle Dosierung sorgfältig anpassen und sich der möglichen Unterschiede in Wirkung und Effizienz bewusst sind.
Quellen
- Saloner, A., Bernstein, N., Koch, S. et al. (2024). Cannabinoid and Terpenoid Accumulation in Cannabis Inflorescences Is Affected by Trimming Method and Flower Position. Frontiers in Plant Science. Verfügbar unter: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11249524/
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