Phytocannabinoide: natürliche Verbindungen aus der Cannabispflanze

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Wichtigste Erkenntnisse

6 Minuten Lesezeit
  • Cannabinoid-Kategorien: Es gibt zwei Hauptarten von Cannabinoiden: Phytocannabinoids, die von der Cannabis- oder Hanfpflanze produziert werden, und Endocannabinoids, die vom menschlichen Körper natürlicherweise erzeugt werden.
  • Das Endocannabinoid-System: Dieses komplexe Netzwerk im menschlichen Körper spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung verschiedener Funktionen wie Gedächtnis, Schmerzwahrnehmung, Immunantwort und mehr.
  • Phytochemikalien aus der Cannabis-Pflanze: Die Cannabis-Pflanze produziert eine Vielzahl von chemischen Verbindungen, darunter Flavonoide, Terpene und Phytocannabinoide.
  • Wirkungen von Phytocannabinoiden: Zwei der bekanntesten Phytocannabinoide, Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), haben unterschiedliche Eigenschaften und medizinische Anwendungen. Während THC psychoaktive und therapeutische Wirkungen hat, bietet CBD schmerzlindernde, beruhigende und entzündungshemmende Vorteile.

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In der Cannabispflanze werden mehr als 700 chemische Substanzen gebildet ¹. Die Forschung und die Medizin haben derzeit das größte Interesse allerdings an den Cannabinoiden. Dabei muss klar zwischen zwei Gruppen unterschiedenen werden: den Phytocannabinoiden und den Endocannabinoiden. Wir klären in diesem Beitrag auf, was es mit den unterschiedlichen Cannabinoiden auf sich hat, wie die jeweilige Gruppe gebildet wird und welche Wirkungen, spezielle die Phytocannabinoide haben.

Die unterschiedlichen Cannabinoide

Wie in der Einleitung erwähnt, muss prinzipiell zwischen zwei Arten von Cannabinoiden unterschiedenen werden. Die Endocannabinoide (Endo bedeutet übersetzt körpereigen) produziert der menschliche Körper selbst und die Phytocannabinoide produziert die Cannabis bzw. die Hanfpflanze. Und wenn man es genau nimmt, gibt es noch eine dritte Sorte, die synthetischen Cannabinoide, die von der Forschung und der Medizin aus unterschiedlichen Gründen, synthetisch hergestellt werden.

Was die unterschiedlichen Cannabinoidsorten allerdings gemeinsam haben, ist, dass sie sich an die Rezeptoren des Körpers andocken und somit verschiedene Vorgänge und Wirkungen anregen. Dieser Vorgang geschieht im Endocannabinoidsystem.

Das Endocannabinoid-System

Diesem besonderen System im Körper wird noch nicht lange die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt, denn es wurde erst im Jahre 1992 in den USA entdeckt. Die meisten der physiologischen Abläufe sind auf das Zusammenspiel von Cannabinoiden und den Endocannabinoid-Rezeptormolekülen zurückzuführen. Der menschliche Körper (und auch der von Tieren) wird vom Kopf bis zum Zeh von einem Netz durchzogen, das sich Endocannabinoid-System nennt und das Funktionen wie Gedächtnis, Verdauung, Motorik, Immunreaktion, Appetit, Schmerzempfinden, Blutdruck regelt, das Knochenwachstum unterstützt und das Nervengewebe schützt¹.

Dieses System enthält Andockstellen, sogenannte Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2), an die sich die Cannabinoide, egal ob Endo- oder Phytocannabinoide, andocken und somit bestimmte Funktionen im Körper vorantreiben.

Die Endocannabinoide, wie beispielsweise Anandamid, regulieren den Fluss der Botenstoffe (Neurotransmitter) im Körper und sorgen dafür, dass die Neuronen ungestört kommunizieren können und somit das Nervensystem einwandfrei funktioniert. Sie werden nach Bedarf produziert und tragen dazu bei, bestimmte von Krankheiten oder Verletzungen hervorgerufene Ungleichgewichte im Körper zu beheben. Sie sind auch maßgeblich an der Schmerzverarbeitung im Körper beteiligt. Wenn die Produktion der Endocannabinoide oder das Endocannabinoidsystem selbst, gestört sind und nicht richtig funktionieren, wird der Körper und die Psyche auf Dauer geschädigt und krank.

In diesem Beitrag findest du eine ausführliche Erklärung über das Endocannabinoidsystem.

Die Phytochemikalien der Cannabispflanze

Die Cannabispflanze produziert in den Trichomköpfen, die sich vor allem auf den Blüten und den kleinen Blättern der Pflanze befinden, rund 500 verschiedene chemische Komponenten, die Phytochemikalien. Diese sind grob in folgende Kategorien unterteilt: Flavonoide, Terpene und die Phytocannabinoide, welche im allgemeinen Sprachgebrauch meist einfach als Cannabinoide bezeichnet werden. 

Terpene sind chemische Stoffe, die für den Duft von Pflanzen, Bäume, Pilze, Obst- und Gemüsesorten verantwortlich sind. Je nachdem welches Terpen sich in welcher Konzentration in der einzelnen Sorte befindet, hat sie einen speziellen Duft. Insbesondere das Terpen Limonen kommt natürlich sowohl in Zitrusfrüchten als auch in der Cannabispflanze und anderen Pflanzen vor und sorgt für einen zitronigen, frischen Geruch und Geschmack. Ursprünglich dienen Terpene als Lock- und Abwehrstoffe der Pflanzen für verschiedenen Insekten, aber auf unseren Körper haben sie bestimmte Wirkungen. 

Flavonoide sind die Farbstoffe der Pflanzen und haben antioxidative und antientzündliche Eigenschaften, was die Cannabispflanze vor Bakterien, Pilzen und weiteren Erkrankungen schützt. Die Phytochemikalien sind also Schutz-, Abwehr- und Lockstoffe.

Phytocannabinoide

Die Phytocannabinoide selbst werden von der Cannabispflanze in einer sauren Form gebildet, also THCA, CBDA, CBCA, THCVA, CBGA, CBDV usw. Dies sind die Cannabinoid-Vorläuferstoffe. Wird der Säurerest durch Decarboxylierung entfernt, entstehen biologisch aktive Cannabinoide, die bestimmte Heilwirkungen haben ¹. Somit wird THCA zu THC und CBDA zu CBD, CBCA zu CBC, CBGA zu CBG usw.

Was bedeutet Decarboxylierung?

Bei der Decarboxylierung werden die sauren Formen der Phytocannabinoide in die aktiven Formen umgewandelt, indem die Blüten eine zeitlang erwärmt werden, beispielsweise in einem Wasserbad oder im Backofen. Für diesen Vorgang gibt es verschiedene Techniken, die auch die Qualität der Blüten beeinflussen können. Dieser Vorgang ist essenziell wichtig, denn wenn die Blüten nicht decarboxyliert werden, haben sie auch keine Wirkung. Eine genaue Erklärung zur Umsetzung der verschiedenen Möglichkeiten der Decarboxylierung sind hier zu finden.

Die Wirkungen der Phytocannabinoide

Tetrahydrocannabinol

Tetrahydrocannabinol, kurz THC, ist das wohl bekannteste Phytocannabinoid und wirkt in der Pflanze insektizid und fungizid (pilzhemmend). Es schützt sie also vor Krankheiten und Infektionen. Des Weiteren sorgt es für die Zersetzung der blütennahen Blätter der Pflanze, sodass die Wahrscheinlichkeit der Befruchtung durch die vom Winde verwehte Pollen erhöht wird¹.

Der medizinische Nutzen von THC wird nach wie vor erforscht. Klar ist, dass dieses Phytocannabinoid und das Endocannabinoid-System stark miteinander interagieren. Das Cannabinoid beeinflusst fast alle Körpersysteme, inklusive Immun- und Verdauungssystem und kann enorme Heilwirkungen haben. Durch seine psychotropen Eigenschaften führt es zum verspürten "Rausch" der Konsumenten.

THC wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend, entspannend, krampflösend, antioxidativ, angstlösend, stimmungsaufhellend, appetitanregend, brechreizhemmend und spasmolytisch. Diese Eigenschaften führen in der Medizin vermehrt zu dem Einsatz bei Epilepsie, Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen und auch bei der Chemotherapie.

Der weitere Vorteil ist, dass Tetrahydrocannabinol das Immunsystem aktivieren und regulieren kann und somit Entzündungs- und Schmerzherde im Körper minimiert.

Cannabidiol

Cannabidiol, kurz CBD, ist der derzeitige Superstar unter den Phytocannabinoiden. CBD und THC sind die Cannabinoide, die in der höchsten Anzahl in der Cannabispflanze vorkommen, wobei CBD ein dominantes Cannabinoid in Cannabis Sativa ist¹.

Cannabidiol schützt die Pflanze vor UV-Strahlen und schreckt pflanzenfressende Tiere und Insekten ab. Im Körper wirkt es nicht psychotrop, dafür schmerzhemmend, beruhigend, antipsychotisch und angstlösend, antientzündlich und gegen Übelkeit. Des Weiteren beeinflusst es ebenfalls das Immunsystem und die Wirkung von THC. Es kann die Denkfähigkeit verbessern und die Nerven schützen. Im therapeutischen Kontext wird es oft mit THC in Verbindung verabreicht, da es den berauschenden Effekt lindern und somit als Antagonist eingesetzt werden kann.

Weitere Phytocannabinoide

Cannabinol (CBN), Cannabigerol (CBG), Tetrahydrocannabivarin (THCV) und Channbichromen (CBC) kommen ebenfalls natürlich in Cannabis, bzw. Hanf vor, aber in deutlich kleineren Mengen als die beiden oben beschrieben Phytocannabinoide. Auf das Wirkspektrum des Endocannabinoid-Systems nehmen sie ebenfalls Einfluss und werden beispielsweise als Appetitzügler eingesetzt oder zur Linderung von Panikattacken. Des Weiteren wirkt beispielsweise CBN sehr beruhigend, bis sogar sedierend.

Die Phytocannabinoide der Hanfpflanze dienen der Pflanze also als natürliches Schutzmittel und dem Menschen als Arzneimittel, denn sie docken sich an die Rezeptoren an und setzen durch die Interaktion ihren Wirkstoff frei. Dass diese Cannabinoide, die von der Pflanze produziert werden, von uns Menschen entdeckt wurden, ist ein großer therapeutischer Durchbruch. Jetzt sind noch weitere verschiedene Studien notwenig, um die Anwendungsgebiete genauer zu ermitteln und um die Phytocannabinoide zukünftig gezielter einsetzen zu können.

Quellen:

¹ Michael Backes Cannabis als Medizin, Oktober 2021, 2 Auflage, Kopp Verlag;
Cannabibliothek

FAQ

Was ist medizinisches Cannabis?

Medizinisches Cannabis ist ein Begriff, der sich auf die Verwendung von Cannabis oder Cannabisprodukten zur medizinischen Behandlung von Krankheiten und Symptomen bezieht.

Wer kann medizinisches Cannabis verschreiben?

Medizinisches Cannabis kann nur von Ärzten (mit Ausnahme von Zahn- und Tierärzten) verschrieben werden.

Welche Vorteile hat die Einnahme von medizinischem Cannabis?

Medizinisches Cannabis kann bei der Behandlung von Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, und anderen medizinischen Bedingungen wirksam sein.

Wie sollte man medizinisches Cannabis einnehmen?

Medizinisches Cannabis kann auf verschiedene Arten eingenommen werden, einschließlich der oralen Einnahme durch Kapseln oder Tropfen, inhalierter Verdampfung oder der Anwendung von topischen Produkten auf die Haut.

Wie sollte man die Dosierung von medizinischem Cannabis angehen?

Die Dosierung von medizinischem Cannabis sollte langsam und individuell angepasst werden, da die optimale Dosis von Patient zu Patient unterschiedlich sein kann.

Was sind mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis?

Mögliche Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis können Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, Verwirrung und Gedächtnisprobleme sein.

Können Patienten eine Überdosierung von medizinischem Cannabis erleiden?

Eine Überdosierung von medizinischem Cannabis ist unwahrscheinlich, da die meisten Produkte eine begrenzte Menge an Cannabinoiden enthalten und die individuelle Dosierung langsam titriert wird. Bei einer Überdosierung treten, Desorientierung, Übelkeit, Paranoia oder Halluzinationen auf.

Wie oft und wie viel medizinisches Cannabis sollte pro Tag eingenommen werden?

Die Häufigkeit und Menge der Einnahme von medizinischem Cannabis variiert von Patient zu Patient und hängt von der gewünschten Wirkung ab. Es wird empfohlen, die Dosis über einen längeren Zeitraum zu verteilen.

Wie lange dauert es, bis die Wirkung von medizinischem Cannabis eintritt?

Die Wirkung von medizinischem Cannabis kann je nach Art der Einnahme und individuellen Faktoren wie Stoffwechselgeschwindigkeit variieren. Die Wirkung kann innerhalb weniger Minuten bis zu einer Stunde eintreten.

Wie wirksam ist medizinisches Cannabis bei der Behandlung von verschiedenen Krankheiten und Symptomen?

Die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei der Behandlung von verschiedenen Krankheiten und Symptomen kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Es wird empfohlen, die individuelle Wirkung durch Experimentieren zu ermitteln.

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