Die einzelnen Cannabis Sorten, die das Ergebnis jahrelanger Kreuzungen und Züchtungen sind, sind heute nahezu unüberschaubar. Aufgrund ihrer individuellen Zusammensetzung ergaben sich verschiedene medizinische Wirkungsweisen, die speziell auf den*die Patient*in angepasst, eingesetzt werden können. Allein von Cannabis Indigo gibt es ca. 17 verschiedene Strains. Welche verlässlichen Merkmale helfen bei der Wahl der passenden Cannabissorte?
Die verschiedenen Landsorten
Von Korea bis Mexico, von Uruguay bis Malawi gibt es tausende von Cannabis Sorten. In ganz Russland, Kasachstan, Nepal... die beliebte und begehrte Pflanze ist auf der ganzen Welt verteilt. Die einzelnen Strains unterscheiden sich teilweise stark voneinander, weil sie sich an die Gegebenheiten vor Ort angepasst haben. Die Bezeichnung "Landsorte" betitelt die regionalen Varianten der Cannabispflanze, aus denen die medizinischen Cannabis Strains gezüchtet wurden. Landsorten in dem Sinn gibt es leider kaum mehr, aber es sind noch einzelne zu finden. Beispielsweise Malawi Gold wurde nicht mit anderen Sorten gekreuzt und ist noch im Original erhältlich.
Cannabis Sativa und Indica-die Ursorten
Die Bezeichnung der einzelnen Strains mit den Cannabisursorten Cannabis Indica und Cannabis Sativa sagen nicht viel über die tatsächliche Wirkung der Sorte aus. Diese Bezeichnungen werden heutzutage verwendet, um den Konsument*innen einen ungefähren Wirkungsweg zu weisen, denn im Allgemeinen gilt Cannabis Sativa als erheiternd und stimmungsaufhellend und Cannabis Indica als beruhigend und entspannend. Cannabis Ruderalis ist ebenfalls eine Ursorte, sie spielt aber für den medizinischen Aspekt und den Freizeitkonsum keine Rolle, sondern im Bereich des Nutzhanfes.
Die Entwicklung der Ursorte Indica
Cannabis Indica trägt auch die Bezeichnung indischer Hanf, denn die Sorte stammt ursprünglich aus Indien. Sie hat sich zusätzlich in die drei Unterarten Cannabis Indica, Cannabis Indica Indica und Cannabis Indica Afghanica entwickelt, die sich in ihrem THC-, CBD- und Terpenen Gehalt unterscheiden. Die Sorte, die bekannt ist als Cannabis Sativa, ist genau genommen auch eine Indica Sorte, und zwar Cannabis Indica Indica. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kamen verschiedenen Studien und Testungen. Sativa und Indica Sorten stimmen genetisch und chemisch überein. Es gibt zwar unterschiedliche Wirkungen der Sortenstämme, aber die Bezeichnungen für die einzelnen Sorten sind falsch und werden, wie bereits erwähnt, verwendet, um die ungefähre Wirkung zu beschreiben.
Die Wirkung der Cannabis Strains- wie wichtig ist der THC-Gehalt?
Welchen Wirkungen und Effekte der einzelne Strain auf den*die Konsumenten*in tatsächlich hat, ist also nicht von der Bezeichnung Indica und Sativa, sondern von dem vorhandenen Terpenen- und Cannabinoidprofil abhängig. Aber auch allein die Konzentration der Cannabinoide THC und CBD ist nicht ausschlaggebend für die medizinische Wirkung, denn die vorhandenen Terpene beeinflussen ebenfalls den Effekt der Hanfpflanze auf den menschlichen Organismus und zusätzlich noch der Entourage Effekt.
Was ist der Entourage – Effekt?
Als Entourage Effekt wird der Effekt bezeichnet, den die einzelnen Phytochemikalien (Phytocannabinoide, Terpene, Flavonoide, Ester) aufeinander haben. Wenn eine Sorte dieselbe Anzahl und Konzentration an Cannabinoide aufweist wie eine andere Sorte, aber ein unterschiedliches Terpenprofil, dann wirken auch die Cannabinoide anders, denn die Terpene beeinflussen die Wirkung der Cannabinoide und umgekehrt. Die einzelnen Stoffe verstärken das Wirkungsspektrum, oder sie schwächen es ab. Ein Cannabisstrain mit einem hohen THC-Gehalt sorgt bei vielen Konsument*innen für Übelkeit. Diese Übelkeit kann unter anderem von einem erhöhten CBD-Gehalt revidiert werden.
Das Beispiel der Entourage Effekt zeigt, dass der Unterschied zwischen Indica und Sativa zwar beachtet werden kann, aber dass der "genetische Fingerabdruck" der jeweiligen Hanfsorte eine viel wichtigere Rolle spielt.
Der genetische Fingerabdruck
Ein Phänotyp von OG Kush beispielsweise, der unter gleichbleibenden Bedingungen kultiviert wird, produziert immer die gleiche Menge an THC (24 %) und CBD (0,8 %) und weist auch immer das gleiche Terpenenprofil (1,6 % Mycren, 0,9 % Alpha-Pinen, 0,7 % Limonen und 0,8 % Beta-Caryophyllen) auf. Das nennt man in der Botanik den genetischen Fingerabdruck einer Pflanze. Dieser beschreibt charakteristische Erbinformationen und hilft bei der Anwendung und Einordnung. Bei anderen Pflanzenarten und Kräutern wird das Wissen über den Fingerabdruck von Botanikern bereits seit Langem angewandt und genutzt.
Der Aspekt der konstanten und verlässlichen Profile ist für die Cannabismedizin bedeutend, denn nur so kann ermittelt werden, welche Sorte für welche Erkrankung wirksam eingesetzt werden kann. Die derzeitigen medizinischen Sorten sind Hybride, die sich durch Kreuzungen entwickelt haben und die sich auch weiterhin, angepasst auf verschiedene Krankheitsbilder, entwickeln werden. Doch genau dafür ist das Wissen über die Cannabinoid- und Terpenprofile der einzelnen Sorten ungeheuer wichtig, um den CBD-Gehalt, den THC-Anteil und die vorkommenden Terpene beim Anbau neuer Sorten beeinflussen zu können und sie dementsprechend zu kreuzen.
Das Spiel mit den Namen
Es gibt einige Kultsorten, deren Namen und Wirkung überall auf der Welt bekannt sind, wie Northern Lights, OG Kush, Haze, White Widow, AK-47 und viele mehr. Doch was ist mit den weiter entwickelten Cannabissorten und ihren teilweise abgefahrenen Namen wie G13 Kush, Charlie Sheen Kush, Banana Ice Pop, Obama Cookies usw.? Das sind letztendlich alles nur Namen, die sich jemand ausgedacht hat. Und bei den schätzungsweise über 18.000 Cannabissorten, die es gibt, sollten die Namen so klassifiziert sein, dass man sie mit ähnlichen Sorten identifizieren kann. Doch meistens sind die Namen reine Willkür.
Ein Beispiel: die Cannabissorte Indigo Berry Kush
Der ursprüngliche Strain Indigo hat sich durch Züchtungen weiterentwickelt zu dem Hybrid Indigo Berry Kush, der 60 % Indica und 40 % Sativa Anteile in sich trägt. Der THC – Wert liegt bei ca. 21 % und der Cannabidiol Wert bei ca. 0,1 %. Die Blütezeit beträgt ca. 8-9 Wochen und der Ertrag kann, wenn die Pflanze professionell angebaut wird, hoch ausfallen.
Indigo Berry Kush ist eine der Indica-Sorten, die durch ihre genetischen Elternpflanzen So G Kush und Blue Monster reich an Cannabinoiden und Terpenen ist. Diese Sorte wird als pfeffrig, was auf das Terpen Beta-Caryophyllen schließen lässt, und als erdig und süß bezeichnet. Derzeit findet bei den Freizeitkonsument*innen noch wenig Interesse an der allgemeinen Klassifizierung der Terpene in den einzelnen Strains statt, doch auch tendieren die Verbraucher*innen zu einem bewussten Trend über das Wissen des breiten Spektrums der Cannabispflanze und ihrer schier unendlichen Möglichkeiten.
Quellen:
- Cannaconnection
- Cannabis als Medizin von Michael Backes, 2. Auflage von 2021, Kopp Verlag
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