
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis ist in Kanada seit 2018 landesweit legal – auch für Touristen. Volljährige dürfen bis zu 30 Gramm kaufen und konsumieren – aber nur von lizenzierten Shops.
- USA-Grenze kann problematisch sein – Kanada ist entspannter. Deutsche Reisende sollten Kanada bevorzugen, um möglichen Stress mit US-Grenzbeamten zu vermeiden.
- Legalisierung führt nicht zu mehr Jugendkonsum. Seit der Legalisierung ist der Konsum bei 15- bis 17-Jährigen in Kanada nicht gestiegen.
Die Cannabislegalisierung ist weltweit auf dem Vormarsch – Deutschland, USA, Kanada, Thailand sind nur einige Beispiele. Lange galt Amerika nach der Legalisierung als attraktives Ziel für einen Kiffer Urlaub. Doch wer als deutscher Reisender Ärger an der US-Grenze vermeiden will, sollte lieber nach Kanada reisen.
Mehrere europäische Länder – darunter auch Deutschland – haben ihre Bürger gewarnt, dass es bei der Einreise in die USA zu Schwierigkeiten kommen kann, da manche US-Grenzbeamte übermäßig streng (oder einfach unhöflich) auftreten können.
Auch wenn die meisten deutschen Touristen vermutlich keine Probleme haben werden – schon allein, weil es gar nicht genug Beamte gibt, um jeden zu schikanieren – empfehle ich Cannabis-Fans trotzdem, lieber nach Kanada zu reisen.
Kanada, Amerikas schöner und freundlicher Nachbar im Norden, war weltweit Vorreiter bei der Legalisierung von Cannabis – bereits am 17. Oktober 2018 wurde das Verbot landesweit aufgehoben.
Legal Cannabis kaufen: In Kanada auch auch für Touristen erlaubt
In Kanada ist Cannabis landesweit legal – auch für Touristen. Die Regierung bietet sogar eine offizielle Webseite, die erklärt, wie alles funktioniert: 👉 Gesetze und Regelungen rund um Cannabis
Wer volljährig ist (je nach Provinz 18 oder 19 Jahre), darf bis zu 30 Gramm legal kaufen und konsumieren – allerdings nur von lizenzierten Händlern. Seriöse Produkte erkennt man an einer offiziellen Steuerbanderole.
Was wichtig ist: Niemals Cannabis über die Grenze mitnehmen – weder bei der Einreise noch bei der Ausreise. Auch wenn es in Kanada erlaubt ist, kann der Besitz in anderen Ländern zu ernsten Problemen führen.
Der Konsum ist je nach Region unterschiedlich geregelt. In manchen Provinzen darf man draußen rauchen, solange man Abstand zu Schulen oder Spielplätzen hält. In Hotels, Ferienwohnungen oder auf Campingplätzen entscheidet der Betreiber, ob Cannabis erlaubt ist.
Und ganz wichtig: Nicht bekifft fahren! Egal ob Auto, Boot oder Schneemobil – wer unter Einfluss unterwegs ist, riskiert hohe Strafen.
Eine ausführliche Übersicht zu den Do & Dont's findest du in diesem Artikel.
Reisetipps für Kanada: Von Kultur bis Natur – und alles cannabisfreundlich
Ich bin zwar kein offizieller Reiseleiter, aber ein paar Empfehlungen möchte ich trotzdem geben – vor allem für alle, die Kultur, Natur und eine entspannte Cannabis-Atmosphäre zu schätzen wissen.
Die Ostküste ist im Sommer absolut traumhaft: grüne Wälder, historische Städte und eine frische Brise vom Atlantik. Im Winter kann es dort allerdings eisig kalt werden – das gilt übrigens für fast ganz Kanada, mit Ausnahme der milderen Westküste.
Ganzjährig lohnenswert ist ein Besuch in Québec, der französischsprachigen Provinz mit kulturell spannenden Städten wie Montreal und Québec City, deren Altstädte kulturelle Highlights und zugleich Hotspots für Cannabis-Fans sind. Selbst auf TripAdvisor sind Empfehlungen zu Marijuana in the Old Town.
In Zentral-Kanada wartet Toronto, die größte und wohl vielfältigste Stadt des Landes – urban, modern, multikulturell.
Wer es lieber etwas ruhiger und naturnaher mag, dem sei eine Reise in die Rocky Mountains empfohlen:
Banff und Lake Louise in Alberta gehören zu den spektakulärsten Orten Kanadas.
Ein echtes Highlight für Cannabis-Fans ist jedoch die Westküste, genauer gesagt: Vancouver. Die Stadt gilt seit Jahrzehnten als Zentrum einer liberalen, offenen Cannabiskultur – tief verwurzelt in der Geschichte und Szene der Pazifikküste.
Die Wurzeln der Cannabis-Kultur in British Columbia
Die liberalere Haltung gegenüber Cannabis in Kanada – besonders in der Provinz British Columbia – hat historische Wurzeln. Während des Vietnamkriegs suchten viele US-Amerikaner Zuflucht im Norden, um dem Wehrdienst zu entgehen. Viele von ihnen waren Teil der Hippiebewegung und ließen sich im pazifischen Nordwesten nieder, wo sie eine alternative, naturverbundene und cannabisfreundliche Gegenkultur mitprägten.
Aus dieser Bewegung entwickelte sich eine lebendige Szene, die bis heute Einfluss hat. Besonders bekannt wurde das dort angebaute Cannabis unter dem Namen „BC Bud“ – eine Sorte, die nicht nur für ihre hohe Qualität, sondern auch für ihren legendären Ruf steht. Ironischerweise wurde dieser Ruf durch die US-amerikanische Propaganda mitgestaltet, die versuchte, BC Bud als „gefährlich stark“ zu brandmarken – was der Beliebtheit der Sorte eher förderlich war als schädlich.
In den 1990er-Jahren behauptete der damalige Chef der kanadischen Polizeigewerkschaft sogar in der Washington Post, Kanada habe Mexiko als Hauptlieferant von Cannabis für die USA verdrängt. Eine drastische Übertreibung – denn an der US-mexikanischen Grenze wurden im selben Zeitraum rund 50-mal mehr Drogen beschlagnahmt.
Der Mythos vom „grasexportierenden Kanada“ mag also überzogen sein, zeigt aber, wie tief die Cannabis-Kultur in British Columbia verwurzelt ist – und wie sehr sie auch international wahrgenommen wurde.
Was Deutschland von Kanada lernen kann: Legalisierung in der Praxis
Ein weiterer guter Grund, warum deutsche Cannabis-Fans Kanada besuchen sollten? Um aus erster Hand zu erleben, wie ein zivilisiertes Land mit vollständig legalem Cannabis umgeht – ganz ohne Chaos, dafür mit klaren Regeln und funktionierender Alltagspraxis. Und vor allem: Um zu sehen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht unter der Legalisierung leidet. Kanada ist nach wie vor ... sehr zivilisiert.
Ein Blick auf die Daten von Statistik Kanada zeigt, wie sich die Situation seit der Legalisierung im Oktober 2018 entwickelt hat – und das ist jetzt fast sieben Jahre her.
Was sagen die Zahlen?
Ein zentrales Argument von Gegnern der Legalisierung lautet oft: „Dann konsumieren doch mehr Jugendliche!“ Doch die Realität sieht differenzierter aus:
- Der Cannabiskonsum in Kanada stieg bereits vor der Legalisierung deutlich an – von 5,6 % im Jahr 1985 auf 14,8 % im Jahr 2017.
- Nach der Legalisierung lag der Konsum im Jahr 2021 bei 22 % der Bevölkerung ab 15 Jahren.
- Der Konsum ist zwar am höchsten bei den 18- bis 24-Jährigen, aber:
- Bei den 15- bis 17-Jährigen blieb der Konsum seit der Legalisierung konstant – also keine Zuwachs, wie oft befürchtet.
- Wichtig dabei: Legale Verkaufsstellen halten sich an strenge Altersgrenzen.
Und wie steht die Bevölkerung zur Legalisierung?
Auch hier lohnt sich ein genauer Blick, denn die öffentliche Meinung zur Cannabislegalisierung ist differenzierter, als viele vermuten. Die Umfrageergebnis von Oktober 2023 (CTV News) bringen Licht ins Dunkle:
- 64 % der Kanadier unterstützen die Legalisierung.
- Besonders hoch ist die Zustimmung bei den über 55-Jährigen (66 %).
- Interessanterweise liegt die Zustimmung bei den 18- bis 34-Jährigen, also den Hauptkonsumenten, bei nur 48 %.
Warum das? Diese Altersgruppe ist nicht etwa gegen Cannabis – aber sie ist unzufrieden mit der Umsetzung. Sei es wegen den Preisen, größerer Auswahl oder mangelnder Verfügbarkeit in ländlichen Regionen.
Das ist auch für Deutschland ein entscheidender Punkt: Wer den Schwarzmarkt wirklich zurückdrängen will, muss nicht nur legalisieren – sondern auch praktikable Strukturen schaffen, die die Bedürfnisse der Konsumenten ernst nehmen.
Fazit: Kanada als Vorbild für eine moderne Cannabispolitik
Kanada zeigt eindrucksvoll, wie eine verantwortungsvolle und durchdachte Legalisierung von Cannabis funktionieren kann – ohne gesellschaftlichen Zerfall, ohne Chaos, aber mit klaren Regeln, staatlicher Kontrolle und einem offenen Umgang mit dem Thema. Für deutsche Cannabis-Fans ist Kanada nicht nur ein attraktives Reiseziel mit beeindruckender Natur, vielfältiger Kultur und entspannter Atmosphäre – es ist auch ein Ort, an dem man sehen kann, wie Legalisierung in der Praxis tatsächlich aussieht.
Die Erfahrungen aus Kanada belegen: Jugendliche werden durch legale Abgabe nicht automatisch zu Konsumenten, die Gesellschaft unterstützt mehrheitlich den eingeschlagenen Weg, und dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, den Schwarzmarkt durch bessere Strukturen zurückzudrängen.
Wer also mehr über die Realität der Legalisierung erfahren möchte – jenseits von Schlagzeilen, Vorurteilen und theoretischen Debatten –, sollte selbst nach Kanada reisen. Und mit neuen Eindrücken zurückkehren, um die Debatte in Deutschland mit Fakten und Erfahrungen zu bereichern.
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