Medizinisches Cannabis: Bei welchen Erkrankungen?

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Wichtigste Erkenntnisse

10 Minuten Lesezeit
  • Medizinisches Cannabis wird häufig bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose und während der Chemotherapie eingesetzt.
  • Cannabis kann Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Muskelkrämpfe effektiv lindern.
  • Es gibt wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Cannabis bei bestimmten Erkrankungen, jedoch sind keine heilenden Effekten bisher nachgewiesen worden.
  • Ärzte und Ärztinnen können Cannabis verschreiben, wenn keine anderen Behandlungsmethoden ausreichend helfen.
  • Die Verwendung von Cannabis in der Medizin erfordert eine sorgfältige Abwägung und Kontrolle durch medizinisches Fachpersonal.

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Medizinisches Cannabis wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt. Es bietet insbesondere Vorteile bei der Behandlung von Schmerzen und neurologischen Erkrankungen, psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen sowie Magen-Darm-Erkrankungen und zur Appetitsteigerung. Im Folgenden werden diese Einsatzbereiche detailliert erläutert, um die potenziellen Vorteile und Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis aufzuzeigen.

Schmerzen und neurologische Erkrankungen

Schmerzen und neurologische Erkrankungen umfassen eine breite Palette von Zuständen, die das Nervensystem betreffen und oft chronische oder akute Schmerzen verursachen. Diese Erkrankungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sind häufig schwer zu behandeln. Cannabis als Medizin hat sich als eine potenziell wirksame Therapieoption erwiesen, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Hier sind die vier wichtigsten Schmerz- und neurologischen-Erkrankungen, bei denen Cannabis eine positive Wirkung haben kann:

  • Chronische Schmerzen
  • Multiple Sklerose
  • Epilepsie
  • Gilles-de-la-Tourette-Syndrom

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die über einen Zeitraum von mindestens drei bis sechs Monaten andauern und oft keine eindeutige Ursache haben. Sie können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und sind häufig resistent gegenüber herkömmlichen Schmerzmitteln.

Cannabinoide wie CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol) können bei der Behandlung von chronischen Schmerzen helfen. THC bindet an die CB1-Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark, was zu einer Reduktion der Schmerzsignale führt und somit Schmerzen lindern kann. CBD wirkt hingegen indirekt auf die CB2-Rezeptoren und hat entzündungshemmende Eigenschaften, die ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen können. Diese beiden Cannabinoide können zusammenarbeiten, um sowohl die Intensität der Schmerzen zu reduzieren als auch die Entzündungen, die oft mit chronischen Schmerzen einhergehen, zu verringern.

Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit von Cannabinoiden bei der Behandlung chronischer Schmerzen untersucht. Eine bedeutende Studie mit dem Titel "Medical Cannabis for Chronic Nonmalignant Pain Management" von Hameed et al. (2023), veröffentlicht in den "Current Pain and Headache Reports", zeigte, dass medizinisches Cannabis effektiv zur Schmerzbewältigung eingesetzt werden kann. Die Überprüfung von 77 ausgewählten Artikeln demonstrierte, dass medizinisches Cannabis eine angemessene Schmerzbewältigung bietet, was seine potenzielle Wirksamkeit als alternative Behandlung unterstreicht. Die Studie hebt hervor, dass Teilnehmer, die medizinisches Cannabis verwendeten, signifikante Reduktionen in ihren Schmerzscores und Verbesserungen der schmerzbedingten Symptome erfuhren.

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem die Myelinscheiden der Nerven angreift. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, einschließlich Muskelspastizität, Schmerzen, Müdigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen. MS kann erheblich die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen und ist derzeit nicht heilbar.

Cannabinoide wie THC und CBD können helfen, die Symptome von MS zu lindern. THC kann Muskelspastizität und Schmerzen reduzieren, indem es an CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem bindet. CBD trägt durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen bei. Zusammen können diese Cannabinoide die Lebensqualität von MS-Patienten erheblich verbessern.

Eine Studie mit dem Titel "Cannabis and cannabinoids for symptomatic treatment for people with multiple sclerosis", veröffentlicht in den Current Pain and Headache Reports, liefert wichtige Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Cannabis bei der symptomatischen Behandlung von MS. Die Überprüfung fand moderat zuverlässige Beweise dafür, dass Nabiximols, ein Cannabis-basiertes Medikament, bei der Linderung von Spastizität bei MS-Patienten wirksam ist, insbesondere wenn herkömmliche Behandlungen versagen. Dies deutet auf eine potenzielle Rolle von Cannabinoiden bei der Behandlung chronischer neuropathischer Schmerzen hin.

Epilepsie

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle oder Krampfanfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Aktivitäten im Gehirn und können das Bewusstsein, die Bewegungen und das Verhalten der Betroffenen beeinflussen. Die Behandlung von Epilepsie kann komplex sein, da nicht alle Patienten auf konventionelle antiepileptische Medikamente ansprechen.

Cannabinoide wie CBD und THC können bei der Behandlung von Epilepsie hilfreich sein. CBD ist besonders vielversprechend, da es antikonvulsive Eigenschaften hat, die helfen können, die Häufigkeit und Schwere von Anfällen zu reduzieren. THC, obwohl kontroverser, kann ebenfalls eine Rolle spielen, wenn es richtig dosiert und überwacht wird.

Eine Studie mit dem Titel "Marihuana and Epilepsy: Paradoxical Anticonvulsant and Convulsant Effects" von Dennis M. Feeney, veröffentlicht im Jahr 1979, liefert wertvolle Einblicke in die paradoxen Wirkungen von Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC). Die Studie zeigt, dass THC sowohl krampflösende als auch krampfauslösende Eigenschaften besitzt. Es wurde beobachtet, dass THC in bestimmten epileptischen Modellen, wie epileptischen Beagles, Anfälle provozieren kann, während es gleichzeitig in der Lage ist, durch maximale Elektroschocks induzierte Anfälle bei Ratten zu blockieren. Diese paradoxe Wirkung zeigt die komplexe Pharmakologie von THC und die Notwendigkeit einer vorsichtigen Anwendung bei Epilepsiepatienten.

Im Gegensatz dazu zeigt Cannabidiol (CBD) antikonvulsive Effekte ohne die auslösenden Krämpfe oder psychotropen Wirkungen, die mit THC verbunden sind. Dies deutet darauf hin, dass CBD bei der Behandlung von Zuständen, bei denen die neuronale Erregbarkeit reduziert werden muss, wie bei chronischen Schmerzsyndromen, von Nutzen sein könnte. Diese Erkenntnisse unterstützen die potenzielle Verwendung von CBD als eine vermeintlich sichere und effektive Behandlungsmöglichkeit für Epilepsie und andere neurologische Erkrankungen.

Cannabis als Medizin, insbesondere CBD, bietet somit eine potenziell wirksame Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen antiepileptischen Medikamenten und kann insbesondere bei Patienten mit therapieresistenter Epilepsie eine erhebliche Linderung der Anfälle bewirken, während gleichzeitig die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen von THC sorgfältig abgewogen werden müssen.

Gilles-de-la-Tourette-Syndrom

Das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (GTS) oder auch kurz Tourette-Syndrom ist eine neurologische Störung, die durch wiederholte, unwillkürliche Bewegungen und vokale Tics gekennzeichnet ist. Diese Tics können im Verlauf der Krankheit in Frequenz und Intensität variieren und sind oft mit anderen psychischen und neurologischen Erkrankungen wie ADHS und Zwangsstörungen verbunden.

Cannabinoide, insbesondere THC (Tetrahydrocannabinol), haben sich als wirksam bei der Kontrolle der Symptome des Gilles-de-la-Tourette-Syndroms erwiesen. THC bindet an die CB1-Rezeptoren im Gehirn, was zur Reduktion von Tics und zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen beitragen kann.

Eine Studie mit dem Titel "Licensed Medical Cannabis Use in Gilles de la Tourette Syndrome: A Retrospective Long-term Follow-Up" von Anis et al. (2024) liefert wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit und Verträglichkeit von medizinischem Cannabis bei GTS. Die Studie zeigt, dass Cannabis als Medizin, insbesondere THC, zu signifikanten subjektiven Verbesserungen bei der Kontrolle der Symptome des Gilles-de-la-Tourette-Syndroms führte. Patienten berichteten im Durchschnitt über eine Reduktion der Tics um 75 % und eine Verbesserung der Symptome, die häufig mit GTS einhergehen. Trotz der Wirksamkeit vermerkt die Studie, dass 88 % der Teilnehmer Nebenwirkungen erfuhren, was die Bedeutung der Überwachung und des Managements dieser Effekte bei langfristiger Verwendung von medizinischem Cannabis zeigt.

Psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen

Psychische Erkrankungen sind Störungen, die das Denken, die Stimmung und das Verhalten beeinflussen. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören Angststörungen, Depressionen und bipolare Störungen. Suchterkrankungen sind chronische, oft rückfallende Störungen, die durch das zwanghafte Verlangen nach Substanzen wie Alkohol, Tabak und Drogen gekennzeichnet sind.

Medizinisches Cannabis hat das Potenzial, bei der Behandlung verschiedener psychischer und Suchterkrankungen hilfreich zu sein. Cannabinoide wie THC und CBD interagieren mit dem Endocannabinoid-System des Körpers, das eine Rolle bei der Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und Schmerzempfinden spielt. Diese Eigenschaften machen Cannabis zu einer vielversprechenden Behandlungsoption für eine Vielzahl von psychischen und Suchterkrankungen. Im Folgenden werden spezifische Anwendungen und Forschungsergebnisse zu verschiedenen psychischen und Suchterkrankungen näher erläutert.

Angststörungen und Schlafproblemen

Angststörungen sind durch anhaltende und übermäßige Angst und Sorge gekennzeichnet, die das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Schlafprobleme und Schlafstörungen umfassen Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder frühes Erwachen und können sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit stark beeinflussen.

Cannabinoide wie CBD und THC haben sich als wirksam bei der Linderung von Symptomen von Angststörungen und Schlafproblemen erwiesen. CBD ist bekannt für seine angstlösenden und beruhigenden Eigenschaften, ohne die psychoaktiven Effekte von THC. THC kann in niedrigen Dosen ebenfalls entspannend wirken und den Schlaf fördern, jedoch können höhere Dosen bei manchen Menschen Angstzustände verstärken.

Eine wichtige Studie mit dem Titel "Clinical outcome data of anxiety patients treated with cannabis-based medicinal products in the United Kingdom: a cohort study from the UK Medical Cannabis Registry" von Rifkin-Zybutz et al. (2023) liefert wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit von cannabisbasierten medizinischen Produkten (CBMPs) bei der Behandlung von Angststörungen. Die Studie fand heraus, dass CBMPs mit signifikanten Verbesserungen der Angstsymptome bei Patienten mit generalisierter Angststörung (GAD) verbunden waren.

PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach dem Erleben oder Beobachten eines traumatischen Ereignisses auftreten kann. Betroffene erleben intensive, belastende Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit ihrem Erlebnis, was zu Flashbacks, Albträumen und schweren Angstzuständen führen kann. PTBS kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und oft ist eine umfassende Behandlung erforderlich.

Cannabis wie CBD und THC haben das Potenzial, die Symptome von PTBS zu lindern.

Eine Studie aus 2023 mit dem Titel "Medical cannabis for treatment-resistant combat PTSD" von Nacasch et al. liefert wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei der Behandlung von therapieresistenter PTBS. Die Studie fand signifikante Verbesserungen in der Gesamtschlafqualität, der subjektiven Schlafqualität und der Schlafdauer bei PTBS-Patienten, die Cannabis als Medizin verwendeten.

Entzugserscheinungen von Heroin, Morphin und anderen Opioiden

Entzugserscheinungen treten auf, wenn eine Person, die über einen längeren Zeitraum Opioide wie Heroin, Morphin oder andere verschreibungspflichtige Schmerzmittel konsumiert hat, plötzlich die Einnahme reduziert oder beendet. Diese Symptome können intensiv und vielfältig sein, einschließlich starker Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Angstzustände, Schlaflosigkeit und starke Verlangen nach der Droge.

Nach dem Entzug oder sogar beim Entzug, kann Cannabis als Arznei helfen um mit der neuen Sitation umzugehen.

Bipolare Störung

Bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist, die von manischen Hochphasen bis zu depressiven Tiefs reichen. Menschen, die an dieser Störung leiden, erleben oft intensive emotionale Zustände, die ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigen können. Medizinisches Cannabis wird zunehmend als mögliche Ergänzung zur traditionellen Behandlung von Bipolarer Störung diskutiert. Einige Studien und Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide, wie CBD, antipsychotische und stimmungsstabilisierende Eigenschaften besitzen könnten. Diese könnten helfen, die Intensität der manischen und depressiven Episoden zu mildern und eine stabilere emotionale Balance zu fördern.

Depressionen

Depressionen sind eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und einen Verlust an Interesse oder Freude an Aktivitäten gekennzeichnet ist. Diese Symptome können das tägliche Leben und das allgemeine Wohlbefinden stark beeinträchtigen. medizinisches Marihuana wird als mögliche Behandlungsoption für Depressionen untersucht, insbesondere aufgrund der potenziell antidepressiven Eigenschaften von Cannabinoiden wie CBD und THC. Einige Forschungen legen nahe, dass CBD angstlindernd und stimmungsaufhellend wirken könnte, indem es das Endocannabinoid-System im Gehirn beeinflusst. THC hingegen kann kurzfristig Euphorie und Entspannung fördern, sollte aber mit Vorsicht verwendet werden, da es bei einigen Menschen Angstzustände verstärken kann. Wie bei allen Behandlungen sollte der Einsatz der grünen Pflanze bei Depressionen stets in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um eine sichere und effektive Anwendung zu gewährleisten und unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.

Demenz

Demenz ist ein Syndrom, das durch einen fortschreitenden Verlust der kognitiven Funktionen wie Gedächtnis, Denken, Orientierung und Sprache gekennzeichnet ist. Medizinisches Cannabis wird zunehmend als mögliche Therapie zur Linderung der Symptome von Demenz untersucht. Eine Studie untersucht medizinisches Cannabis als potenzielle alternative Behandlung zur Bewältigung neuropsychiatrischer Symptome (NPS) im Zusammenhang mit Demenz, wie Agitation, Aggression und Angst. Die Studie legt nahe, dass Cannabinoide mit Neurotransmittersystemen interagieren könnten, die an diesen Symptomen beteiligt sind .

Insbesondere CBD zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Reduzierung von Angst, Aggression und Unruhe, die oft mit dem Fortschreiten der Krankheit einhergehen. Darüber hinaus könnten die neuroprotektiven Eigenschaften von Cannabinoiden helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. In Kanada können Patienten mit Demenz legal Zugang zu medizinischem Cannabis erhalten, wenn es von einem Gesundheitsdienstleister verschrieben und bei Health Canada oder einem lizenzierten Produzenten registriert ist. Allerdings basiert die Wirksamkeit und die Leitlinien für den Einsatz von Cannabis bei der Behandlung von Demenz auf begrenzten und unterschiedlichen Beweisen .

ADHS

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. In den letzten Jahren wurde Cannabis als Medizin als mögliche Behandlungsoption für ADHS untersucht. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide, insbesondere CBD, helfen könnten, die Symptome zu lindern, indem sie das Endocannabinoid-System beeinflussen, das eine Rolle bei der Regulation von Stimmung, Aufmerksamkeit und Impulsivität spielt.

Eine Studie ergab, dass Personen mit ADHS Cannabis verwenden, um Symptome und Nebenwirkungen von Medikamenten zu lindern, was auf ein Potenzial zur Selbstmedikation hinweist. Häufiger Cannabiskonsum wurde mit einer Minderung der ADHS-bedingten exekutiven Dysfunktion in Verbindung gebracht, was auf eine mögliche positive Wirkung auf kognitive Funktionen hinweist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass wir keine Selbstmedikation empfehlen und der Einsatz von medizinischem Cannabis stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte .

Es gibt Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis helfen kann, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern und die Hyperaktivität zu reduzieren. Allerdings ist die Forschung in diesem Bereich noch begrenzt und die Ergebnisse sind nicht einheitlich. Einige Studien berichten von positiven Effekten, während andere keinen signifikanten Nutzen feststellen konnten. Daher sollte die Anwendung von medizinischem Cannabis bei ADHS individuell angepasst und streng überwacht werden.

Diabetes

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel aufgrund von Insulinmangel oder Insulinresistenz gekennzeichnet ist. Es gibt zwei Haupttypen: Typ-1-Diabetes, bei dem der Körper kein Insulin produziert, und Typ-2-Diabetes, bei dem der Körper Insulin nicht effektiv nutzt. In jüngster Zeit wird medizinisches Cannabis als mögliche Ergänzung zur Behandlung von Diabetes untersucht.

Eine Studie hat die Cannabisbestandteile auf ihre Fähigkeit untersucht, die Alpha-Amylase zu hemmen, was helfen könnte, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Diese Forschung legt nahe, dass bestimmte Verbindungen aus Cannabis therapeutisches Potenzial haben könnten, das über die traditionellen Anwendungen hinausgeht. Die Studie hebt hervor, dass Cannabinoide (L1-L12) und Terpene (L27, L28, L30, L40, L41, L42, L44, L45, L46, L47, L48, L49, L50) eine gute Bindungsaffinität zu Alpha-Amylase-Rezeptoren zeigen, was darauf hindeutet, dass sie stabile Komplexe mit dem Rezeptor bilden könnten. Insbesondere L11 (Cannabinoid) und L27 (Terpene) wurden als besonders vielversprechend identifiziert aufgrund ihrer starken Bindungsaffinität und günstigen Eigenschaften, die durch molekulare Docking- und Dynamik-Simulationen sowie ADMET-Vorhersagen bewertet wurden.

Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide, insbesondere CBD, entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften besitzen könnten, die für Menschen mit Diabetes von Vorteil sein können. Diese Eigenschaften könnten helfen, die chronischen Entzündungen und Nervenschäden zu reduzieren, die häufig mit der Krankheit einhergehen. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis helfen könnte, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und das Risiko von Komplikationen wie Neuropathie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Forschung in diesem Bereich noch in den Anfängen steckt und die Ergebnisse bisher nicht schlüssig sind. Einige Patienten berichten von positiven Effekten bei der Anwendung von medizinischem Cannabis zur Kontrolle ihrer Symptome, während andere keine signifikanten Verbesserungen feststellen konnten. Die Anwendung von medizinischem Cannabis bei Diabetes sollte daher stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu überwachen.

Aktuelle Leitlinien empfehlen weiterhin eine Kombination aus Ernährung, Bewegung und medikamentöser Behandlung als primäre Therapieansätze für Diabetes. Medizinisches Cannabis könnte eine ergänzende Option sein, insbesondere für Patienten, die auf traditionelle Behandlungen nicht ausreichend ansprechen. Weitere Studien sind notwendig, um die vollen Vorteile und Risiken dieser Behandlungsform zu verstehen und klare Leitlinien zu entwickeln.

Magen-Darm-Erkrankungen und Appetitsteigerung

Medizinisches Cannabis wird zunehmend als mögliche Behandlungsoption für verschiedene Magen-Darm-Erkrankungen und zur Appetitsteigerung eingesetzt. Cannabinoide wie THC und CBD haben Eigenschaften, die Symptome wie Übelkeit und Erbrechen lindern und den Appetit anregen können. Hier sind einige spezifische Anwendungsbereiche:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitsteigerung bei HIV/AIDS
  • Morbus Crohn

Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen und Behandlungen auftreten können, wie beispielsweise bei Chemotherapie, postoperativen Zuständen oder Magen-Darm-Erkrankungen. Medizinisches Cannabis hat sich als eine wirksame Option zur Linderung dieser Symptome erwiesen.

Die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide, insbesondere THC, interagieren mit dem Endocannabinoid-System im Körper, das eine Rolle bei der Regulation von Übelkeit und Erbrechen spielt. Durch die Aktivierung bestimmter Rezeptoren kann Cannabis die Intensität und Häufigkeit dieser unangenehmen Symptome verringern.

Eine Studie zeigt, dass Cannabis als Zweitlinienbehandlung für Chemotherapie-induzierte Übelkeit (CIN) anerkannt ist, aufgrund seiner antiemetischen Wirksamkeit, was bedeutet, dass es helfen kann, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Chemotherapie zu reduzieren. Allerdings ist die Wirksamkeit von Cannabis bei CIN unter Onkologiepflegern nicht allgemein bekannt oder akzeptiert. Die Studie fand heraus, dass nur 47,8% der Pfleger Cannabis als wirksam oder wahrscheinlich wirksam für die Behandlung von CIN identifizierten, basierend auf aktuellen klinischen Praxisrichtlinien .

Studien haben gezeigt, dass medizinisches Cannabis besonders effektiv bei der Behandlung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen ist. Patienten, die auf herkömmliche Antiemetika nicht ausreichend ansprechen, berichten häufig von einer signifikanten Verbesserung nach der Einnahme von Cannabispräparaten.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Cannabis als Medizin eine vielversprechende Option für Patienten sein kann, die unter chronischer Übelkeit und Erbrechen leiden und auf traditionelle Behandlungen nicht ansprechen.

Appetitsteigerung bei HIV/AIDS

HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) ist ein Virus, das das Immunsystem angreift und unbehandelt zu AIDS (Erworbenes Immunschwächesyndrom) führen kann. HIV/AIDS-Patienten leiden häufig unter Appetitverlust und Gewichtsverlust, was zu einer Verschlechterung ihres allgemeinen Gesundheitszustands führen kann. Medizinisches Cannabis hat sich als eine wirksame Methode zur Appetitsteigerung und Gewichtszunahme bei diesen Patienten erwiesen.

Cannabinoide, insbesondere THC, sind bekannt dafür, den Appetit zu stimulieren und die Nahrungsaufnahme zu erhöhen. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit HIV/AIDS, die medizinisches Cannabis konsumieren, eine signifikante Verbesserung ihres Appetits und eine Zunahme an Körpergewicht erfahren. Diese Wirkung ist besonders wichtig, da eine ausreichende Ernährung und Gewichtszunahme entscheidend für die Stärkung des Immunsystems und die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ist.

Eine Studie ergab, dass tägliche Cannabiskonsumenten unter Menschen mit HIV (PWH) häufig Vorteile wie Stress-, Angst- und Depressionslinderung, verbesserten Schlaf, Kreativität, Konzentration und Energie berichteten. Diese Benutzer gaben auch an, dass Cannabis bei der Schmerzbewältigung, der Appetitsteigerung und der Möglichkeit, andere Medikamente zu reduzieren oder zu ersetzen, hilft. Dies deutet auf einen erheblichen wahrgenommenen Nutzen bei der Symptombehandlung und der Verbesserung der Lebensqualität hin. Im Vergleich zu Personen, die Cannabis jährlich oder nie verwenden, nahmen tägliche Benutzer weniger Risiken wie rechtliche Probleme, Sucht, Gedächtnisbeeinträchtigungen, erhöhten Drogenkonsum und negative persönliche oder Beziehungsfolgen wahr. Diese Unterschiede in der Risikowahrnehmung verdeutlichen mögliche Lücken im Verständnis oder in der Anerkennung der mit häufigem Cannabiskonsum verbundenen Risiken .

Medizinisches Cannabis kann auch helfen, andere Symptome zu lindern, die mit HIV/AIDS einhergehen, wie Übelkeit, Schmerzen und Schlafstörungen, was zusätzlich zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens beiträgt.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass medizinisches Cannabis eine vielversprechende Ergänzung zur traditionellen Behandlung von HIV/AIDS sein kann, insbesondere für Patienten, die unter Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust leiden.

Morbus Crohn

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann, jedoch meist im Bereich des Dünn- und Dickdarms auftritt. Die Krankheit führt zu einer Entzündung der Darmwände, was zu Symptomen wie starken Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und Müdigkeit führen kann.

Medizinisches Cannabis wird als potenzielle Behandlungsoption für Morbus Crohn untersucht, da einige Cannabinoide entzündungshemmende und immunmodulierende Eigenschaften besitzen, die helfen könnten, die Entzündungen im Darm zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit Morbus Crohn, die Cannabis verwenden, eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome erfahren, einschließlich einer Verringerung der Schmerzen und einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.

Cannabinoide wie THC und CBD interagieren mit dem Endocannabinoid-System, das eine Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und der Darmfunktion spielt. Diese Interaktion kann dazu beitragen, die Entzündungsreaktionen im Darm zu reduzieren und die Häufigkeit und Schwere von Schüben zu verringern. Es gibt Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis nicht nur die Symptome von Morbus Crohn lindern kann, sondern auch zur Remission der Krankheit beitragen könnte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass medizinisches Cannabis eine vielversprechende Ergänzung zur traditionellen Behandlung von Morbus Crohn sein kann, insbesondere für Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen. Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Cannabinoiden bieten eine potenzielle Alternative oder Ergänzung zu bestehenden Behandlungsmöglichkeiten.

FAQ

Bei welchen Krankheiten kann medizinisches Cannabis angewendet werden?

Medizinisches Cannabis wird beispielsweise häufig bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose, Übelkeit und Erbrechen, Gilles-de-la-Tourette-Syndrom, Glaukom, Angststörungen, Schlafproblemen und ADHS eingesetzt.

Wie wirkt medizinisches Cannabis bei diesen Krankheiten?

Cannabis kann Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern, indem es Schmerzen reduziert, Übelkeit kontrolliert und den Appetit steigert. Wichtig ist, dass Cannabis kein Heilmittel ist. 

Wer darf medizinisches Cannabis verschreiben?

Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis auf einem Betäubungsmittelrezept verordnen, wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichen oder zu starke Nebenwirkungen haben. Die Krankenkasse übernimmt dann die Kosten. 

Welche wissenschaftlichen Belege gibt es für die Wirksamkeit von Cannabis?

Es gibt zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit von Cannabis bei chronischen Schmerzen, MS und Übelkeit nach Chemotherapie belegen.

Welche Risiken und Nebenwirkungen sind mit der Verwendung von medizinischem Cannabis verbunden?

Wie bei jedem Medikament oder Wirkstoff können bei der Verwendung von Cannabis Nebenwirkungen auftreten. Es ist wichtig, dies mit einem Arzt zu besprechen und die Therapie individuell anzupassen.

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