Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis wirkt auf das Dopaminsystem im Gehirn und kann das Belohnungssystem aktivieren, was zu einem angenehmen Gefühl führt.
- Der Konsum von Cannabis kann das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen und Gedächtnislücken verursachen, die jedoch nicht dauerhaft sind.
- THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, bindet an CB1-Rezeptoren im Gehirn und kann das Hungergefühl verstärken.
- Langfristiger Cannabiskonsum kann neurokognitive Effekte haben, die Konzentration beeinträchtigen und eine Erholung nach Konsumstopp erfordern.
- Der Konsum von Cannabis kann besonders bei Jugendlichen die Gehirnentwicklung beeinflussen und langfristige Veränderungen in der Gehirnstruktur verursachen.
Cannabis, auch bekannt als Marihuana, ist eine der gebräuchlichsten psychoaktiven Substanzen weltweit. Die Wirkung der Droge auf das Gehirn ist berauschend, vielfältig und komplex. Deswegen zeigen wir dir in diesem Artikel ganz genau, wie Cannabis auf das Gehirn wirkt und erklären dir alles über die Stimulierung des Dopaminsystems durch Cannabis bis hin zu den Langzeitwirkungen von Cannabis auf die Gehirnentwicklung.
Die Wirkung von Cannabis auf das Dopaminsystem
Cannabis hat eine stimulierende Wirkung auf das Gehirn, insbesondere auf das Dopaminsystem. Dieser Effekt auf die Botenstoffe (Neurotransmitter) des Gehirns ist einer der Hauptgründe, warum das Rauchen von Cannabis so angenehm ist. Die im Cannabis enthaltenen Cannabinoide können sich wie die körpereigenen Endocannabinoide an die Cannabinoidrezeptoren binden und so ihre Wirkung entfalten.
Stimulierung des Belohnungssystems
Cannabis beeinflusst das Belohnungssystem im Gehirn, indem es die Freisetzung von Dopamin anregt. Dies führt zu einem Gefühl der Euphorie und des Wohlbefindens. Zu den Nebenwirkungen von übermäßigem Cannabisgebrauch kann es jedoch auch gehören, dass die Dopamin-Synthese im Gehirn verringert wird. Das Gehirn versucht, dadurch die übermäßige Dopaminaktivität auszugleichen. Eine Folge ist, dass das Dopaminsystem abstumpft und seltener Dopamin auf natürliche Weise freigesetzt wird. Du spürst die Auswirkungen dann oft durch vermehrte Antriebslosigkeit. Die gute Nachricht ist, dass sich das Dopaminsystem auch wieder erholen kann, wenn du den Cannabiskonsum reduzierst.
Veränderung der Wahrnehmung
Nach der Einnahme von Cannabis werden die Wahrnehmung und Steuerung der Bewegungen beeinträchtigt. Ängste und Stress treten in den Hintergrund, die Wahrnehmung und das Denken verändern sich. Dies liegt daran, dass THC an die Rezeptoren des körpereigenen Cannabinoidsystems im Gehirn andockt.
Zeitverzerrung
Eine weiterer Effekt von Cannabis auf das Gehirn ist die Zeitverzerrung. Ereignisse erscheinen schneller, als sie tatsächlich sind. Dies ist eine kombinierte Wirkung von Cannabis auf das Dopaminsystem und das Kurzzeitgedächtnis.
Einfluss von Cannabis auf das Gedächtnis
Cannabis kann auch Einfluss auf deine kognitiven Fähigkeiten haben. Bei Jugendlichen sind bestimmte Effekte öfter zu beobachten als bei Erwachsenen. Der Einfluss von Cannabis auf das Gedächtnis macht sich vor allem in den drei folgenden Bereichen bemerkbar:
- Kurzzeitgedächtnis: Cannabis kann das Kurzzeitgedächtnis erheblich beeinträchtigen. Während des Rausches fällt es den Konsumenten oft schwer, sich an kürzlich geschehene Ereignisse zu erinnern. Diese Beeinträchtigung ist jedoch meist temporär und verschwindet nach dem Abklingen der Wirkung.
- Langzeitgedächtnis: Langfristiger Konsum von Cannabis kann auch das Langzeitgedächtnis beeinflussen. Studien zeigen, dass chronischer Konsum die Fähigkeit, komplexe Informationen zu verarbeiten, beeinträchtigen kann. Diese kognitiven Beeinträchtigungen können sich jedoch nach einer längeren Abstinenz wieder zurückbilden.
- Gedächtnislücken: Während des akuten Rausches kann es zu Gedächtnislücken kommen. Konsumenten berichten oft, dass sie sich an bestimmte Ereignisse oder Gespräche nicht mehr erinnern können. Diese Effekte sind besonders bei hohen Dosen von THC ausgeprägt.
Cannabis und das Hungergefühl
Eine der bekanntesten Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn ist die Illusion von Hunger, die so genannte "Völlerei". THC bindet an CB1-Rezeptoren im Hypothalamus, dem Bereich des Gehirns, der den Appetit reguliert. Dies veranlasst das Gehirn, Signale zu senden, die dem Körper mitteilen, dass er hungrig ist und mehr Nahrung benötigt. Die Art und das Ausmaß der Wirkung hängen stark von der konsumierenden Person und ihrer aktuellen Stimmung, von der Konsumart (geraucht, gegessen), der Sorte und der Konsummenge sowie der Konsumsituation ab. Cannabis hat die Tendenz, positive und negative Gefühle zu verstärken, so dass die Gefühlslage zum Zeitpunkt des Konsums eine große Rolle spielt.
Während dies bei einer normalen, gesunden Person ein oder zwei zusätzliche Pfunde ausmachen kann, ist es für diejenigen, die versuchen, an Gewicht zuzulegen, wie z. B. diejenigen, die unter Appetitlosigkeit aufgrund einer Chemotherapie oder einer Essstörung leiden, eine äußerst gute Sache.
Langzeitwirkungen von Cannabis auf das Gehirn
Tatsächlich lassen sich einige Langzeitwirkungen von Cannabis auf das Gehirn beobachten. Dazu gehören vor allem neurokognitive Effekte und die Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit. Wie das genau funktioniert und ob sich das Gehirn auch wieder erholen kann, erklären wir dir im Folgenden genauer:
- Neurokognitive Effekte: Wissenschaftlich wurde der Zusammenhang zwischen Menge und Dauer des Konsums und den Effekten auf das Gehirn in den letzten Jahren in verschiedenen Langzeitstudien untersucht. Die bisher über hundert wissenschaftlichen Publikationen bestätigen die Beobachtungen der Ärzte: Wer häufig – gemeint ist damit meist täglich – Cannabis raucht, dessen Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung sind langfristig reduziert.
- Beeinträchtigung der Konzentration: Der Konsum von THC kann einen Einfluss auf die Gehirnentwicklung haben. Bei manchen Personen, die chronisch stark Cannabis konsumieren, zeigt sich, dass die Verarbeitung von komplexen Informationen, die Gedächtnisleistung sowie die Konzentration beeinträchtigt sind. Diese Beeinträchtigungen verschwinden größtenteils wieder, wenn der Konsum eingestellt wird.
- Erholung nach Konsumstopp: Es wird diskutiert, dass Cannabiskonsum zu einem sogenannten amotivationalen Syndrom führt. Während eines Rausches kann Cannabis jedoch die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Die meisten dieser Effekte sind reversibel und verschwinden nach einer gewissen Zeit der Abstinenz.
Cannabis und die Gehirnentwicklung
Cannabis kann die Gehirnentwicklung von jungen Erwachsenen erheblich beeinträchtigen. Besonders im Jugendalter, wenn das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist, kann der Konsum von THC bleibende Schäden verursachen. Studien zeigen, dass frühes und häufiges Kiffen die Denkleistung stark beeinträchtigen kann.
Der Konsum von THC kann tiefgreifende Veränderungen in der Gehirnstruktur hervorrufen. Hirnscans von jungen Konsumentinnen und Konsumenten, die regelmäßig kiffen, zeigen deutliche Unterschiede im Vergleich zu Nicht-Konsumenten. Diese Veränderungen betreffen vor allem das Frontalhirn, das für komplexe Denkprozesse und Entscheidungsfindung verantwortlich ist.
Langfristiger Cannabiskonsum im Jugendalter kann zu anhaltenden kognitiven Beeinträchtigungen führen. Dazu gehören Probleme bei der Verarbeitung von komplexen Informationen, Gedächtnisleistung und Konzentration. Glücklicherweise zeigen Studien, dass viele dieser Beeinträchtigungen größtenteils wieder verschwinden, wenn der Konsum eingestellt wird.
Der Weg von Cannabis ins Gehirn
Cannabis gelangt auf in drei Schritten ins Gehirn. Beim Rauchen eines Joints gelangen die Cannabinoide wie THC und CBD durch die Lunge direkt in den Blutkreislauf. Dieser Prozess ermöglicht eine schnelle Aufnahme der Wirkstoffe in den Körper.
Einmal im Blutkreislauf, werden die Cannabinoide durch den Körper transportiert. Sie passieren die Blut-Hirn-Schranke und erreichen das Gehirn. Hier beginnen sie, sich an spezifische Rezeptoren zu binden, insbesondere an die CB1-Rezeptoren. Diese Bindung beeinflusst verschiedene Nervenzellen im Gehirn und führt zu den bekannten psychoaktiven Effekten von Cannabis.
Die Bindung von THC an CB1-Rezeptoren im Hypothalamus, dem Bereich des Gehirns, der den Appetit reguliert, veranlasst das Gehirn, Signale zu senden, die den Körper zum Essen anregen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cannabis eine Vielzahl von Effekten auf das Gehirn hat. Es kann das Dopaminsystem beeinflussen und dadurch eine stimulierende Wirkung haben, die zu Zeitverzerrungen führt. Darüber hinaus kann Cannabis das Gedächtnis vorübergehend beeinträchtigen und Illusionen von Hunger hervorrufen. Langfristiger Konsum kann die Gehirnentwicklung und kognitive Funktionen beeinträchtigen, insbesondere im Jugendalter. Trotz der widersprüchlichen Forschungsergebnisse ist klar, dass der Konsum von Cannabis sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf das Gehirn haben kann. Es ist wichtig, diese Effekte zu verstehen und verantwortungsbewusst mit dem Konsum umzugehen.
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