Inhaltsverzeichnis
Cannabismedizin als mögliche Behandlungsoption bei Multipler Sklerose (MS) gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit in der medizinischen Forschung und Praxis. MS ist eine chronische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft und vielfältige Symptome verursachen kann. Traditionelle Behandlungsmethoden stoßen oft an ihre Grenzen, was Betroffene und Ärzte dazu veranlasst, nach alternativen Therapiemöglichkeiten zu suchen. In den letzten Jahren hat sich Cannabis als eine solche Alternative herauskristallisiert. Die in der Cannabispflanze enthaltenen Wirkstoffe könnten potenziell zur Linderung beitragen.
Mit diesem Text schaffen wir einen Überblick über die grundlegenden Fragen: Was ist Multiple Sklerose, welche Auswirkungen hat die Krankheit auf das Leben der Betroffenen, und wie könnte eine cannabisbasierte Behandlung aussehen? Durch die Untersuchung aktueller Forschungsergebnisse und klinischer Studien erörtern wir, ob und wie Cannabis in der Therapie von MS eingesetzt werden kann.
In diesem Beitrag erfährst du:
- was die Erkrankung genau bedeutet,
- welche Auswirkungen sie auf Patienten haben kann,
- ob und in welcher Form Cannabis Linderung bewirken kann,
- was die aktuelle Studienlage zu der Thematik sagt.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Sie zählt zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem irrtümlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Es zerstört die Myelinschicht, eine schützende Hülle um die Nervenfasern, was zu Narbenbildung (Sklerose) führt und die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem restlichen Körper stört.
Anzeichen von Multipler Sklerose
Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig und können von Person zu Person stark variieren:
- Muskelschwäche besonders in den Beinen und Händen, die zu Schwierigkeiten beim Gehen oder Greifen führen kann.
- Sehstörungen: Dazu gehören verschwommenes Sehen oder ein Verlust der Sehkraft, meist in einem Auge (Optikusneuritis).
- Taubheitsgefühle und Kribbeln in den Gliedmaßen und im Gesicht.
- Im Verlauf der Erkrankung sind die Lähmungserscheinungen oft von einem Gefühl der Steifheit begleitet, das als "Blei in den Beinen" beschrieben wird. Diese Muskelsteifheit wird als Spastik bezeichnet.
- Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen: Diese können zu Stürzen und einem unsicheren Gang führen.
- Chronische Müdigkeit: Betroffene fühlen sich häufig auch nach ausreichend Schlaf erschöpft.
- Störung der Blase und des Darms: Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung und Darmbewegungen kommen ebenfalls häufig vor.
- Schmerzen: Betroffene leiden oft an Schmerzen durch die Muskelkrämpfe, die Steifheit oder die Spastiken.
Wer ist betroffen?
MS kann in jedem Alter auftreten, wird jedoch größtenteils zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Ursachen der Erkrankung
Die genaue Ursache der Erkrankung ist unbekannt, aber es wird vermutet, dass genetische Prädispositionen und Umweltfaktoren, wie Infektionen mit bestimmten Viren (z.B. Epstein-Barr-Virus), das Risiko erhöhen. Auch Vitamin-D-Mangel und Rauchen werden als mögliche Risikofaktoren diskutiert.
Vorbeugende Maßnahmen
Da die genauen Ursachen nicht vollständig geklärt sind, gibt es keine sicheren Methoden zur Vorbeugung von MS. Allgemein wird jedoch empfohlen, Risikofaktoren wie Rauchen zu vermeiden.
Therapiemöglichkeiten
Es gibt derzeit keine Heilung für MS, aber verschiedene Behandlungsansätze zielen darauf ab, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Anzeichen und Effekte zu lindern. Zu den medikamentösen Behandlungen gehören Immunmodulatoren, die darauf abzielen, das Immunsystem zu regulieren und entzündliche Schübe zu vermindern. Neuere Medikamente wirken gezielt, indem sie spezifische Immunzellen blockieren und somit das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Physiotherapien spielen eine wichtige Rolle, um die Muskelkraft und Beweglichkeit der Patienten zu erhalten, was dazu beiträgt, die körperliche Funktionsfähigkeit zu verbessern.
Eine Ergotherapie unterstützt die Betroffenen dabei, alltägliche Aktivitäten zu bewältigen und sich an die durch die Krankheit verursachten Einschränkungen anzupassen. Und auch wichtig und empfehlenswert ist der Beginn einer Psychotherapie. Diese kann eine wertvolle Hilfe sein, um die emotionalen Herausforderungen, die mit der Krankheit einhergehen, besser zu bewältigen und die psychische Gesundheit zu stabilisieren. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer cannabisbasierten Therapie, die speziell zur Behandlung von Muskelspastiken bei betroffenen Patienten eingesetzt werden und deren Lebensqualität erheblich verbessern können.
Cannabis in der Medizin - auch sinnvoll bei Multipler Sklerose?
Cannabis hat eine breite Palette von Auswirkungen auf den menschlichen Körper, hauptsächlich durch die Interaktion mit dem Endocannabinoid-System, einem Netzwerk von Rezeptoren, die überall im Körper, einschließlich des Gehirns, verteilt sind. Die Hauptwirkstoffe sind die Cannabinoide THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) und sind für die meisten Effekte verantwortlich. In Bezug auf Multiple Sklerose können diese Verbindungen helfen, indem sie Entzündungen und Muskelkrämpfe reduzieren und Schmerzen kontrollieren.
Der Einsatz von Cannabis bei Multipler Sklerose
Bei den Patienten treten oft Symptome wie Muskelkrämpfe, Zittern und neuropathische Schmerzen auf, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können. Studien haben gezeigt, dass cannabisbasierte Medikamente diese signifikant verbessern können. Sie können etwa Muskelkrämpfe und Spastik reduzieren, was die Bewegungsfreiheit und die allgemeine Mobilität der Patienten erhöht. Außerdem können sie neuropathische Schmerzen schwächen, die oft bei der Erkrankung auftreten und schwer zu behandeln sind.
Darüber hinaus können Cannabis-Medikamente auch dazu beitragen, die psychische Gesundheit von Betroffenen zu verbessern, indem sie Begleitkrankheiten wie Depressionen und Angstzustände schwächen. Durch die Reduzierung von Angstzuständen und Depressionen kann Cannabis den Patienten helfen, sich insgesamt besser zu fühlen und besser mit den Herausforderungen der Krankheit umzugehen.
Insgesamt bieten die entzündungshemmenden, schmerzlindernden und stimmungsaufhellenden Eigenschaften von Cannabis vielversprechende Möglichkeiten, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Verwendung von cannabisbasierten Arzneimitteln nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte, um die richtige Dosierung und Anwendung zu gewährleisten und potenzielle Nebenwirkungen zu minimieren.
Cannabis bei MS: Eine Beispielstudie
In der Studie wurde der Einsatz von Cannabis bei MS eruiert: "Cannabis for treatment of spasticity and other symptoms related to multiple sclerosis (CAMS study): multicentre randomised placebo-controlled trial" von John P. Zajicek et al. aus dem Jahr 2003.
Zusammenfassung der Studie:
Die CAMS-Studie war eine randomisierte, placebokontrollierte Studie, die den Effekt von Cannabisextrakten auf die Spastik und andere Anzeichen bei MS-Patienten untersuchte. Die Studie ergab, dass Cannabisextrakte im Vergleich zu Placebo Verbesserungen der spastischen Auswirkungen den Patienten bewirkten. Die Patienten, die Cannabisextrakte erhielten, berichteten auch von einer Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität und einer Verringerung von Schmerzen im Vergleich zur Placebogruppe.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14615106
Welche Sorten können eingesetzt werden?
Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol, die Hauptwirkstoffe, haben unterschiedliche, aber ergänzende Wirkungen im menschlichen Körper. THC ist hauptsächlich für seine psychoaktiven bzw. berauschenden Effekte bekannt, wirkt jedoch auch schmerzlindernd und muskelentspannend. CBD hingegen hat entzündungshemmende, entkrampfende sowie beruhigende Eigenschaften. Es kann auch den Schlaf fördern und stimmungsaufhellend wirken. In Kombination können die beiden Cannabinoide daher eine breite Palette von Symptomen lindern, einschließlich Spastik, Schmerzen und Schlafstörungen, während sie gleichzeitig das psychische Wohlbefinden der Patienten verbessern.
Daher sind bei MS Sorten mit kombinierten Cannabinoiden hilfreich, wie beispielsweise Blue Dream oder Bubba Kush. Aber auch CBD dominante Sorten wie Charlottes Web können eingesetzt werden. Je nach Krankheitsverlauf, Symptomen und den Bedürfnissen des Patienten muss eine passende Sorte, Dosis und Einnahmeform gewählt werden. Bei starken Schmerzen können THC-reiche Sorten verordnet werden. Die Einnahme variiert ebenfalls. Der Patient hat die Möglichkeit, die Medizin in Form von Cannabisblüten zu rauchen oder zu vaporisieren; das verspricht eine schnelle Wirksamkeit, genauso wie die Nutzung eines Sprays, wie beispielsweise Sativex.
Fazit
Medizinisches Cannabis wird zunehmend als Behandlungsoption bei Multipler Sklerose untersucht, einer chronischen Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die vielfältige Symptome wie Muskelschwäche, Sehstörungen und Spastiken verursacht. Traditionelle Therapien zielen auf die Aufklärung des Krankheitsverlaufs und die Linderung der Symptome ab.
Insbesondere die Wirkstoffe THC und CBD können helfen, Entzündungen und Muskelkrämpfe bei Menschen mit MS zu reduzieren und Schmerzen zu kontrollieren. Studien wie die CAMS-Studie zeigen, dass cannabisbasierte Medikamente die Lebensqualität von betroffenen Patienten verbessern können. Geeignete Sorten und Einnahmeformen sollten individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht ausgewählt werden.
Mehr lesen