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In den letzten Jahren hat die Debatte um den Gebrauch von Cannabis eine bemerkenswerte Wende genommen. Während die Diskussionen früher vor allem junge Menschen und den Freizeitkonsum im Fokus hatten, rückt nun eine andere Bevölkerungsgruppe zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit: ältere Erwachsene bzw. Senioren. Mit der Legalisierung von Cannabis in vielen Teilen der Welt und der wachsenden Anerkennung seiner potenziellen medizinischen Vorteile, entdecken immer mehr Senioren Cannabis als mögliche Ergänzung zu ihrer Gesundheitsversorgung, denn Cannabis bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die das Wohlbefinden im Alter verbessern können und geht in der Regel mit weniger Nebenwirkungen einher als herkömmliche Medikamente. Doch dieser Trend wirft auch wichtige Fragen auf: Wie sicher ist der Gebrauch von Cannabis im Alter? Welche spezifischen Wirkungen und Risiken sind zu beachten? Und wie steht es um die gesellschaftliche Akzeptanz?
Dieser Beitrag beleuchtet
- die verschiedenen Facetten des Themas und den Einsatz von Cannabisarzneien bei älteren Menschen,
- was bei der Anwendung zu beachten ist,
- und bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Praxis.
Cannabis bei Senioren - was ist bei der Anwendung zu beachten?
Ältere Menschen haben oft mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, darunter chronische Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Cannabis als Medizin wird bei diesen Erkrankungen häufig eingesetzt, um diese Beschwerden zu lindern. Beispielsweise zeigt sich, dass es Schmerzen effektiv lindert, den Schlaf verbessert und Angstzustände sowie Depressionen reduziert.
Bei der Gabe an ältere Menschen müssen jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, um die volle Wirksamkeit zu erreichen, mit so geringen Nebenwirkungen wie möglich. Außerdem ist es wichtig, ältere Menschen auf ihrem Wissensstand abzuholen und sie seriös und angepasst über Cannabis und dessen Einsatz aufzuklären, da davon auszugehen ist, dass sie keine ausreichende Aufklärung erfahren haben und daher noch evtl. eine Abneigung oder sogar Ängste gegen diese Art der Medikation besitzen. Doch immer mehr Menschen greifen gerade im hohen Alter zu cannabisbasierter Medizin.
Was es im Alter zu berücksichtigen gilt
Erstens sind ältere Erwachsene oft empfindlicher gegenüber psychoaktiven Substanzen, was zu Schwindel, Verwirrung und einem erhöhten Sturzrisiko führen kann. Zweitens nehmen viele ältere Menschen mehrere Medikamente gleichzeitig ein, was das Risiko von Wechselwirkungen erhöht. Drittens ist es wichtig, die Höhe der Einnahme sorgfältig anzupassen, da ältere Menschen in der Regel eine geringere Dosis benötigen als jüngere. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wahl der geeigneten Einnahmeform.
Folgende Einnahmeformen sind besonders für ältere Menschen geeignet:
- Orale Einnahme (Kapseln, Tabletten, Tropfen): Diese Form der Einnahme ist präzise und einfach und bietet eine langfristige Wirkung.
- Esswaren (Edibles): Cannabis in Form von Lebensmitteln wie Keksen oder Bonbons bieten eine angenehme und diskrete Methode der Einnahme. Es kann jedoch ebenfalls eine Zeit lang dauern, bis die Wirkung eintritt, und es besteht das Risiko einer Überdosierung, wenn die Wirkung zu langsam einsetzt und mehr konsumiert wird. In Deutschland sind Edibles allerdings nicht legal.
- Sublinguale Präparate (Tinkturen, Sprays): Diese Präparate werden unter die Zunge gelegt und ermöglichen eine schnellere Aufnahme in den Blutkreislauf als orale Einnahmeformen. Sie bieten eine gute Kontrolle über die eingenommene Menge und sind leicht anzuwenden.
- Transdermale Pflaster: Diese Pflaster geben die Wirkstoffe gleichmäßig über die Haut ab und bieten eine lang anhaltende und konstante Wirkung. Sie sind besonders nützlich für Patienten, die eine kontinuierliche Schmerzlinderung benötigen und Schwierigkeiten mit der oralen Einnahme haben.
- Topische Anwendungen (Cremes, Salben): Diese werden direkt auf die Haut aufgetragen und können gezielt auf schmerzende oder entzündete Bereiche wirken.
THC im hohen Alter - ist das zu empfehlen?
Es ist wichtig, dass ältere Menschen, die Cannabis verwenden, unter ärztlicher oder anderweitiger, professioneller Aufsicht stehen, um das richtige Mittel, in der passenden Dosis und die Einnahmeform zu bestimmen. Wichtig ist auch, eine mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zu überwachen. Eine sorgfältige und individualisierte Herangehensweise kann helfen, die therapeutischen Vorteile der Pflanze zu maximieren und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.
Die Empfehlung von Tetrahydrocannabinol-haltigen Cannabisprodukten für ältere Menschen hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Gesundheitslage und der spezifischen Beschwerden, die behandelt werden sollen. Prinzipiell bieten Cannabisprodukte mit dem Cannabinoid Tetrahydrocannabinol einige potenzielle Vorteile:
- Schmerzlinderung: THC hat starke analgetische Eigenschaften und kann chronische Schmerzen, die durch Arthritis, neuropathische Schmerzen oder andere Erkrankungen verursacht werden, wirksam lindern. Gerade bei einer langfristigen Schmerztherapie können Arzneien mit THC gut verordnet und eingesetzt werden.
- Verbesserung des Schlafs: Viele ältere Menschen leiden unter Schlafstörungen. THC kann helfen, den Schlaf zu verbessern, indem es die Schlaflatenz verringert und die Schlafqualität verbessert. Doch auch CBD-haltige Arzneien wirken sich auch positiv auf den Schlaf aus.
- Stimmungsregulation: Cannabis kann bei der Linderung von Angstzuständen und Depressionen helfen, die bei älteren Erwachsenen häufig auftreten. Außerdem sorgt es für eine entspanntere Stimmung.
- Appetitanregung: Cannabis, das einen hohen Anteil an THC aufweist, regt den Appetit an. Viele ältere Menschen verspüren keinen ausgeprägten Appetit und haben keine große Freude mehr am Essen. Dadurch geht ihnen einiges an Energie verloren, die sie gut gebrauchen können.
- Übelkeit und Erbrechen: obwohl hier ebenfalls sehr genau auf die verabreichte Menge geachtet werden muss, können hohe THC-haltige Arzneien gut bei Erkrankungen eingesetzt werden, die Übelkeit und Erbrechen verursachen, wie beispielsweise eine Chemotherapie, um die Symptome zu lindern.
Das sagt die Studienlage:
Eine sehr interessante Studie hat untersucht, wie sich Tetrahydrocannabinol auf die Gehirnfunktion älterer Mäuse auswirkt.
Im Laufe des Alterns kann das Gehirn an Leistungsfähigkeit verlieren, was sich auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken kann. Die Studie hat gezeigt, dass niedrige Dosen THC diesen altersbedingten geistigen Rückgang bei Mäusen reduzieren können, die 12 oder 18 Monate alt sind. Die Forscher haben festgestellt, dass das Cannabinoid die Gehirnregion namens Hippocampus beeinflusst, die für das Lernen und die Erinnerung wichtig ist. Unter dessen Einfluss zeigten die Mäuse eine verbesserte Struktur der Nervenzellen und eine erhöhte Menge an Proteinen, die an der Kommunikation zwischen den Nervenzellen beteiligt sind.
Weiterhin haben die Forscher entdeckt, dass THC die Aktivität bestimmter Gene im Gehirn verändert hat. Diese Gene waren bei den behandelten Mäusen ähnlich aktiv wie bei jungen Mäusen. Das legt nahe, dass Cannabis potenziell helfen könnte, die normale Funktion des Gehirns im Alter aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen.
Zusammengefasst deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass THC möglicherweise eine vielversprechende Option zur Behandlung von altersbedingten geistigen Beeinträchtigungen darstellen könnte. Dennoch sind weitere Studien erforderlich, um die genauen Wirkungsmechanismen zu verstehen und sicherzustellen, dass die Anwendung sicher und effektiv ist.
Natürlich können auch andere cannabisbasierte Arzneimittel, die weitere wichtige Cannabinoide, wie Cannabidiol (CBD) enthalten, bei älteren Menschen Einsatz finden.
Wichtig ist, die Risiken zu kennen und die evtl. entstehenden Nebenwirkungen zu behandeln:
- Kognitive Beeinträchtigungen: THC kann kurzfristige kognitive Beeinträchtigungen verursachen, wie Gedächtnisprobleme, Verwirrung und beeinträchtigte Aufmerksamkeit. Diese Effekte können bei älteren Menschen, die möglicherweise bereits anfälliger für diese Art der Störungen sind, stärker ausgeprägt sein.
- Sturzrisiko: Aufgrund von Schwindel oder Koordinationsproblemen, die durch Cannabis verursacht werden können, besteht ein erhöhtes Risiko für Stürze, was bei älteren Erwachsenen schwerwiegende Folgen haben kann.
- Herz-Kreislauf-Probleme: THC kann Herzfrequenz und Blutdruck beeinflussen, was bei Menschen mit einem hohen Alter bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen problematisch werden kann.
Der soziale Aspekt
Der Einsatz von Cannabis bei älteren Menschen bietet soziale Vorteile. Zum einen kann es dazu beitragen, eine soziale Isolation zu verringern, indem es dem Menschen hilft, sich zu entspannen und soziale Hemmungen abzubauen. Dies könnte zu einer erhöhten sozialen Interaktion führen, da sie offener für soziale Aktivitäten werden könnten. Ebenso könnte die Pflanze älteren Menschen helfen, wie bereits oben beschrieben, ihre Stimmung zu verbessern und ihre Lebensqualität zu steigern, insbesondere durch die mögliche Linderung von Stress und Angstzuständen. Eine verbesserte Stimmung könnte sie ermutigen, an sozialen Veranstaltungen teilzunehmen und ihre sozialen Beziehungen zu stärken. In Gemeinschaften, in denen der Gebrauch von Cannabis akzeptiert ist, könnte der gemeinsame Anbau und Konsum ältere Erwachsene zusammenbringen und neue soziale Netzwerke fördern.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Cannabis im Alter zunehmend an Bedeutung gewinnt, sowohl zur Linderung von gesundheitlichen Beschwerden, der Verbesserung der geistigen Funktionen und evtl. auch, um das Sozialleben wieder vermehrt aufblühen zu lassen. Es ist jedoch entscheidend, die spezifischen Bedürfnisse älterer Erwachsener zu berücksichtigen, um Sicherheiten zu garantieren. Während THC-haltige Produkte Vorteile bieten können, sind die potenziellen Risiken besonders zu beachten. Darüber hinaus könnte der soziale Nutzen für ältere Erwachsene bedeutend sein, um soziale Interaktionen zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern, sofern dies in einer akzeptierenden Gemeinschaft geschieht und keine neuen Reibungspunkte liefert.
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