Wichtigste Erkenntnisse
- Endometriose ist eine schmerzhafte chronische Erkrankung, die viele Frauen betrifft, aber lange Zeit medizinisch vernachlässigt wurde.
- Neue Studien deuten darauf hin, dass medizinisches Cannabis zur Linderung von Endometriose-Schmerzen beitragen kann.
- Das Endocannabinoidsystem, das über körperregulierende Rezeptoren verfügt, könnte bei Endometriose eine Schlüsselrolle spielen.
- Veränderungen in den Endocannabinoiden könnten auf eine Verbindung von Endometriose mit Schmerzen und Entzündungen hindeuten.
- Cannabis wird wegen geringerer Nebenwirkungen als Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln bei chronischen Schmerzen in Betracht gezogen.
- Weitere Forschungen sind notwendig, um den vollständigen Nutzen von Cannabis in der Endometriose-Behandlung zu verstehen.
Durch das Aufkommen neuer Studien und Erkenntnisse rückt die Krankheit Endometriose zunehmend in den Fokus von Ärzten und Patientinnen. Endometriose ist aber kein neues Krankheitsbild, vielmehr begleitet es Frauen seit jeher. Allerdings vernachlässigte die Medizin in der Vergangenheit (und zum Teil auch heute noch) die Anatomie und Funktionsweise des weiblichen Körpers, wodurch Endometriose lange Zeit unerforscht blieb. Und das, obwohl in Deutschland Schätzungen zufolge ca. 2 Millionen Frauen in Deutschland an Endometriose leiden und jährlich ca. 40.000 Neuerkrankungen dazu kommen.
Studien deuten darauf hin, dass der Einsatz von medizinischem Cannabis zur Linderung der schmerzhaften Symptome bei Endometriose beitragen kann. Erfahre in diesem Beitrag, was Endometriose ist und wie der Gebrauch von Cannabisarzneien im Zusammenhang damit aussehen kann.
Endometriose: Die Krankheit hinter den Schmerzen
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die bei den betroffenen Frauen starke Schmerzen verursacht. Bei Endometriose wächst das Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt und normalerweise in der Gebärmutter wächst, auch außerhalb der Gebärmutter. Im Normalfall wird während des weiblichen Zyklus das Endometriumgewebe verdickt, dann abgestoßen und als Menstruationsblutung ausgeschieden.
Bei Endometriose-Patientinnen wächst das Gewebe jedoch meist im Bauchraum oder an Organen in der Nähe der Gebärmutter, wie auf den Eierstöcken, den Eileitern oder dem Darm. Dieses Endometriumgewebe verhält sich ähnlich wie das normale Endometrium – es verdickt sich während des Menstruationszyklus und versucht dann, abgestoßen zu werden. Allerdings kann dieser Prozess, außerhalb des eigentlichen Vorkommens, nicht normal ablaufen, was zu Entzündungen, Schmerzen, Narbenbildung und in einigen Fällen auch zu Unfruchtbarkeit führen kann.
Die Endometriose-Symptome können variieren, umfassen aber oft starke Menstruationsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen im Unterleib, auch außerhalb der Menstruation, Probleme beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang und, wie bereits erwähnt, Unfruchtbarkeit. Endometriose kann durch eine körperliche Untersuchung, Bildgebung via Ultraschall oder durch eine Operation festgestellt werden.
Warum bei manchen Frauen eine Endometriose auftritt, ist zum heutigen Zeitpunkt bislang nicht hundertprozentig geklärt.
Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, abhängig von der Schwere der Krankheit, den Symptomen und den individuellen Bedürfnissen der Patientin.
Gängige Behandlungsmöglichkeiten sind:
- Verabreichung von Schmerzmitteln zur Verringerung der Schmerzen.
- Hormonbehandlungen, um das Wachstum und die Aktivität des Endometriumgewebes zu kontrollieren und somit die Symptome der Endometriose zu behandeln.
- Operation, um die Endometrioseherde zu entfernen, Vernarbungen zu lösen und somit Schmerzen zu lindern. In schwereren Fällen wird eine Hysterektomie, eine Entfernung der Gebärmutter, in Betracht gezogen werden.
- Alternativmedizin: Einige Patientinnen erfahren eine Linderung der krankheitsbedingten Symptome, durch alternative Therapien wie Akupunktur, einer Physiotherapie oder auch durch eine Ernährungsumstellung.
- Frauen, die im Zusammenhang mit Endometriose Schwierigkeiten haben, auf natürliche Weise schwanger zu werden, haben auch die Möglichkeit, assistierte Reproduktionstechniken wie In-vitro-Fertilisation (IVF) anzuwenden.
Es ist wichtig, dass die Behandlung auf die Bedürfnisse der betroffenen Patientin zugeschnitten wird, damit diese sich wohl und sicher fühlt. Daher wird oft eine Kombination verschiedener Behandlungsansätze empfohlen, um die Symptome langfristig zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Cannabis in Verbindung mit Endometriose
Um die Wirkung von Cannabis zu verstehen, muss man das Endocannbinoidsystem kennen.
Das Endocannabinoidsystem
Das Endocannabinoidsystem ist wie ein Netz, das den kompletten Körper durchzieht und aus Cannabinoidrezeptoren, Endocannabinoiden und Enzymen besteht. Endocannabinoide sind Cannabinoide, die der Körper selbst herstellt, quasi das Gegenstück der Phyto-Cannabinoide wie THC und CBD, die die Cannabispflanze produziert. Beide Cannabinoidformen können sich an die Cannabinoidrezeptoren im Körper anheften. Diese Rezeptoren (CB1 und CB2) dienen als Andock- und Signalstelle, an die sich sowohl die Endo- als auch die Phyto-Cannabinoide anheften können und so verschiedene Vorgänge im Körper in Gang setzen.
Das Endocannabinoidsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation verschiedener Prozesse, darunter Schmerzwahrnehmung, Entzündungsreaktionen, Stimmung, Appetit, Immunfunktionen usw.
Vereinfacht gesagt heißt das, wenn ein Mensch Cannabis zu sich nimmt, heften sich die Phyto-Cannabinoide an die im Körper vorhandenen Rezeptoren, wodurch Cannabis gegen dazu beitragen kann, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen. Zudem kann es für Entspannung sorgen, einen guten Schlaf fördern und den Appetit anregen uvm.
Das sagt die Studienlage zum Einsatz von Cannabis bei Endometriose
Es gibt Hinweise darauf, dass das Endocannabinoidsystem an der Entstehung und der Regulation von Schmerzen bei Endometriose sowie bei Entzündungen, die mit der Erkrankung einhergehen, beteiligt sein könnte. In einer Studie wurden Frauen mit und ohne Endometriose verglichen, um herauszufinden, ob eine Verbindung zwischen schmerzhaften Symptomen und bestimmten Substanzen im Körper besteht.
Es wurde festgestellt, dass bei Frauen in den betroffenen Geweben Veränderungen im Endocannabinoidsystem auftreten. Cannabinoidrezeptoren, insbesondere CB1 und CB2, sind im gesamten Körper, einschließlich des Fortpflanzungssystems, vorhanden. Frauen mit Endometriose, die unter ständigen Bauchschmerzen leiden, weisen eine höhere Menge eines Stoffes namens „2-AG“ im Bauchbereich auf. Frauen mit Schmerzen während der Periode hatten während eines Teils ihres Menstruationszyklus höhere Werte von „2-AG“ und niedrigere Werte von „AEA“. Darüber hinaus sind bestimmte Stoffe miteinander verbunden, was darauf hindeutet, dass das Endocannabinoidsystem mit Entzündungen und Schmerzen im Zusammenhang stehen könnte. Es wird vermutet, dass die Aktivierung der Rezeptoren durch Cannabinoide (wie THC und CBD) Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen könnte. So könnte Cannabis zur Linderung von Endometriose Symptomen, wie der Linderung von Schmerzen, beitragen. Zum Potenzial von Cannabis auf den menschlichen Körper und Cannabis bei der Behandlung von Symptomen einer Endometriose liefern die bereits vorliegenden Studien erste Anhaltspunkte. Um den gesamten Nutzen von Cannabis noch besser verstehen zu können, sind noch weitere Forschungen notwendig.
Die Einnahme von Cannabis und dessen Vorteile
Eine Therapie mit medizinischem Cannabis kann bei Endometriose in Betracht gezogen werden, da Cannabis im Allgemeinen für eine starke und schnell einsetzende Schmerzlinderung sorgt und durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften die Behandlung zusätzlich unterstützen kann. Medizinisches Cannabis wird bereits erfolgreich bei Schmerzen, vor allem bei chronischen Schmerzen, eingesetzt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schmerzmitteln sind weniger Nebenwirkungen zu erwarten, da es sich um ein natürliches Produkt handelt.
Neben der Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen, könnten Cannabinoide auch unterstützend bei der Linderung von Übelkeit und Erbrechen wirken und zu einem erholsamen Schlaf beitragen. Diese Symptome sind ebenfalls mit Endometriose verknüpft und wurden von zahlreichen betroffenen Frauen als Teil ihrer Erkrankung beschrieben.
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