Inhaltsverzeichnis
Der Einsatz von medizinischem Cannabis wird immer beliebter, da sich sowohl Ärzt*innen als auch Patient*innen intensiver mit der Thematik beschäftigen und die Vorteile einer cannabisbasierten Therapie erkennen. Vor allem aber betroffene Patienten erhoffen sich durch die Einname von Cannabis andere Arzneimittel zu ersetzen, die teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen. Doch dabei sollten stets die möglichen Wechselwirkungen von Cannabis mit anderen Medikamenten bedacht werden.
Es ist wichtig, dass Patienten vor der Einnahme von cannabisbasierten Medikamenten in Kombination mit anderen Arzneien, mit ihrem*r Arzt*Ärztin die möglichen Vorteile, oder Risiken besprechen.
Was sind Wechselwirkungen?
Als Wechselwirkungen wird der Einfluss bezeichnet, den zwei Stoffe aufeinander haben können. Das bedeutet, dass die Einnahme eines Medikamentes die Wirkung eines anderen beeinflussen und somit teilweise starke Nebenwirkungen verursachen oder die gewünschte Wirkung hemmen oder aber auch verstärken kann.
Der Entourage – Effekt
Cannabinoide haben genau genommen auch Wechselwirkungen aufeinander, nur nennt man es in dem Bereich der Cannabismedizin den Entourage – Effekt. Hoch dosiertes THC sorgt bei einigen Patienten für Übelkeit und Erbrechen. CBD kann diese Beschwerden lindern. Die Cannabinoide verstärken gegenseitig die Effekte, die sie auf den Körper haben, oder mildern sie ab.
Da die Studienlage zu medizinischem Cannabis teilweise noch unzureichend ist, sind engmaschige Kontrollen bei dem*r behandelten Arzt*Ärztin zu Beginn einer cannabisbasierten Therapie wichtig, vor allem in Verbindung mit weiteren Medikamenten, die eingenommen werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden oder kontrolliert zu behandeln.
Wechselwirkungen zwischen Cannabis und anderen Medikamenten
Cannabisbasierte Arzneien werden oft an Patienten verabreicht, die schwer erkrankt sind und noch weitere Medikamente einnehmen müssen. Beispielsweise führt die Medikation bei Multipler Sklerose oft zu sehr starken Nebenwirkungen, die mit Cannabisarzneien gemildert werden sollen.
Es ist bereits bekannt, dass Cannabis die Wirkung von Medikamenten hemmt oder verstärkt, wenn diese zeitgleich eingenommen werden. Eine kombinierte Einnahme kann zu Wechselwirkungen führen, da die Cannabinoide wie THC und CBD das Cytochrom-P450-Enzymsystem beeinflussen, das bei der Verstoffwechselung von Medikamenten eine wichtige Rolle spielt.
Wenn Cannabis die Aktivität dieses Enzymsystems beeinflusst, kann das die Konzentration der Medikamente im Körper beeinflussen und unerwarteten Wirkungen hervorrufen.
Cannabis und Schmerzmittel
Die verschiedenen Phyto-Cannabinoide der Cannabispflanze, wie THC und CBD, haben eine stark schmerzlindernde bzw. schmerzstillende Wirkung und können,
wirksam und dauerhaft eingesetzt werden. Ferner kann eine positive Wechselwirkung mit anderen Schmerzmedikamenten und Opiaten entstehen. Das bedeutet, Cannabis verstärkt die Wirkung von herkömmlichen Schmerzmitteln.
Sowohl Erfahrungsberichte von Schmerzpatienten, als auch Studien zu dem Thema zeigen, dass Cannabis als Medizin, herkömmliche Medikamente gegen Schmerzen ersetzten kann. Der Vorteil dabei ist, dass Cannabismedikamente keine starken Nebenwirkungen verursachen und Cannabis ein natürliches Produkt ist, dass nicht abhängig macht.
Cannabis in Kombination mit Antidepressiva
Die Interaktionen zwischen Cannabisarzneien und einem Antidepressivum können komplex sein und hängen von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise die Art des verwendeten Antidepressiva und individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament und das Cannabis.
Die Wirkung der Cannabinoide
Das bestehende Ungleichgewicht von Neurotransmittern, wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, sorgen für eine Depression und das damit verbundene seelische und körperliche Leiden. Cannabinoide, wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), wirken auf das Endocannabinoid-System im menschlichen Körper ein und können diesem Ungleichgewicht entgegenwirken.
Sie spielen eine Rolle bei der Regulation der Stimmung und haben eine antidepressive, angstlösende, beruhigende und entspannende Wirkung auf den*die Konsument*in.
Auch Medikamente, die bei Depressionen eingesetzt werden, gleichen den gestörten Stoffwechsel der Neurotransmitter aus und wirken somit ebenfalls stimmungsaufhellend, beruhigend und antriebssteigernd.
Cannabis und Antidepressiva in Kombination, können über verschiedene Mechanismen auf das zentrale Nervensystem einwirken und Interaktionen verursachen. Es besteht das Risiko verstärkter Nebenwirkungen, wie Sedierung, Schwindel oder kognitiver Beeinträchtigungen.
Je nach Art und Stärke der Depressionen und der Zustand des*der Patient*in, gibt es unterschiedliche Medikamente, die zum Einsatz kommen.
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs): Studien haben gezeigt, dass CBD möglicherweise die Wirkung von SSRIs, wie Fluoxetin, verstärken kann, indem es die Konzentration von Serotonin im Gehirn verbessert. Dies könnte zu einer erhöhten antidepressiven Wirkung führen, aber auch zu einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen.
- Trizyklische Antidepressiva (TCA): Es gibt weniger Studien zu Wechselwirkungen zwischen TCA und Cannabis, aber einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Cannabinoide möglicherweise die Wirkung von TCA beeinflussen können.
Der Einsatz von Cannabis in Verbindung mit Antibiotika
Multiresistente Keime, auch bekannt als MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), sind in deutschen Krankenhäusern ein weitverbreitetes Problem. Die Keime befinden sich häufig auf der Haut oder im Mund- und Rachenraum. Für gesunde Menschen ist der MRSA Keim ungefährlicher als für alte, schwache oder kranke Menschen kann. Bei dieser Risikogruppe kann er eine große Gefahr darstellen, da er gegen den Wirkstoff der meisten Antibiotika resistent sind.
Verschiedene Studien zeigen, dass Cannabis selbst eine antibiotische Wirkung aufweist. Gerade bei den Cannabinoiden CBD und CBG konnte festgestellt werden, dass sie sehr wirksam gegen den MRSA Keim eingesetzt werden können.
Die derzeitige Studienlage
Eindeutige Studienergebnisse zu Wechselwirkungen zu Cannabis oder Cannabisarzneien in Kombination mit Antibiotika gibt es derzeit nicht. Trotzdem sollte bei einer zeitgleichen Einnahme von Cannabis-Medikamenten und Antibiotika, immer von einem*r Arzt*Ärztin begleitet werden.
Cannabis und Kortison
Auch zu diesem Thema sind die Forschungsergebnisse leider begrenzt. Kortison ist ein entzündungshemmendes Medikament und wird häufig zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt, wie entzündlichen Erkrankungen, Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen und vielem mehr.
Ähnlich wie bei anderen Arzneien besteht das Potenzial für Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Kortison, einige Forschungsstudien haben gezeigt, dass THC möglicherweise die Wirkung von Kortikosteroiden abschwächen könnte, was darauf hindeutet, dass sie sich gegenseitig beeinflussen.
Cannabis in Verbindung mit der Antibabypille
Wechselwirkungen zwischen der Antibabypille und Cannabis können derzeit nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, sind aber nach aktueller Studienlage eher unwahrscheinlich. Das größte Problem besteht darin, dass CBD – Arzneien abführend wirken oder es beim Erstkonsum oder übermäßigen Konsum zum Erbrechen kommt. Das kann die Wirksamkeit der Pille negativ beeinflussen.
Cannabis und Antikoagulanzien
Zu der Wirkstoffgruppe der Antikoagulanzien gehört das Arzneimittel Warafin. Dieses wird zur Vorbeugung von Embolien und Thrombosen eingesetzt. Nach aktuellen Erkenntnissen, kann es zu Wechselwirkungen zwischen Warafin und Cannabis kommen, insbesondere bei der Anwendung von CBD-Mitteln und Arzneien.
Durch verschiedene Fallbeispiele und Studien aus Dänemark legen nahe, dass die Verwendung von Cannabinoiden, bei gleichzeitiger Einnahme von Warfarin nicht zu empfehlen ist, da die Cannabinoide, vor allem THC zu einer Blutgerinnung führen kann.
Fazit
Derzeit gibt es keine eindeutige und aussagekräftige Studienlage zu Wechselwirkungen von verschiedenen Arzneien in Verbindung mit Cannabis oder Cannabisarzneien. Vorsicht ist bei einer kombinierten Einnahme auf jeden Fall geboten und diese sollte immer von einem Fachmann oder einer Fachfrau (Mediziner*innen, Apotheker*innen) begleitet und kontrolliert werden.
Mehr lesen