Razzia bei der Helios Apotheke München

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Wichtigste Erkenntnisse

4 Minuten Lesezeit
  • Die Razzia in der Helios Apotheke basierte auf einem Video, trotz Einhaltung des medizinischen Cannabisgesetzes.
  • Die beschlagnahmten Produktionsmittel der Helios Apotheke dienten ausschließlich der legalen Herstellung medizinischer Cannabisprodukte, daher gilt die Razzia als unbegründet.
  • Seit 2024 können Ärzte Cannabis so einfach wie Ibuprofen verschreiben, was den Zugang für Patienten erleichtert.
  • Eine Untersuchung zeigt, dass 80 % der Schwarzmarkt-Cannabisproben gefährliche Verunreinigungen enthielten, was sichere legale Produkte betont.

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Die Münchner Helios Apotheke geriet kürzlich ins Visier einer großangelegten Razzia, die von den örtlichen Behörden durchgeführt wurde. Beteiligt waren zwölf Polizisten, drei Pharmazieräte und eine Staatsanwältin. Der Grund für die Durchsuchung war ein Video, das von dem YouTuber Dermicha veröffentlicht wurde. Dieses Video weckte bei den Ermittlungsbehörden den Verdacht auf einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Herstellungsverbot des KonsumCannabis-Gesetzes (KonsumCanG). Obwohl die Apotheke eigentlich den Bestimmungen des medizinischen Cannabisgesetzes (MedCanG) unterliegt, wurden Herstellungsgeräte sowie alle Produktionsmittel beschlagnahmt.

Durchsuchung und Verdacht auf Verstoß gegen das KonsumCanG

Die Hausdurchsuchung in der Helios Apotheke wurde aufgrund eines Verdachts auf illegale Herstellung von Cannabisprodukten durchgeführt. Das Video von Dermicha zeigte nach Ansicht des Münchner Amtsgerichts Anhaltspunkte, dass die Apotheke gegen das KonsumCanG verstoßen haben könnte. Dieses Gesetz regelt den Umgang mit Cannabis für Freizeitkonsum, der in Deutschland weiterhin stark reguliert und in vielen Bereichen verboten ist.

In der Apotheke wurden alle Geräte, die zur Herstellung von Cannabisprodukten genutzt wurden, beschlagnahmt. Darunter fielen nicht nur typische pharmazeutische Produktionsmittel, sondern auch sämtliche bereits produzierten Cannabisprodukte.

Apotheke und medizinisches Cannabis: Gesetzeslage in Deutschland

Seit 2024 hat sich die Gesetzeslage in Deutschland hinsichtlich der Verschreibung von medizinischem Cannabis deutlich gelockert. Ärztinnen und Ärzte können nun Cannabis genauso einfach verschreiben wie herkömmliche Medikamente, etwa Ibuprofen. Dies bedeutet, dass Cannabis nicht mehr nur als letztes Mittel eingesetzt wird, wenn andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, sondern als reguläres Arzneimittel in Betracht gezogen werden kann.

Diese Änderung bringt erhebliche Erleichterungen für Patientinnen und Patienten mit sich, die von Cannabis profitieren können. Apotheken wie die Helios Apotheke dürfen weiterhin nur an Patienten mit einem gültigen Rezept Cannabis abgeben, jedoch sind nun deutlich mehr Menschen berechtigt, Cannabis auf Rezept zu erhalten. Dabei handelt es sich sowohl um Cannabisblüten als auch um Extrakte, die zur Therapie verschiedenster Erkrankungen verabreicht werden können.

Auswirkungen auf Patienten: Vaporisieren als sichere Alternative?

Die Razzia hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Apotheke selbst, sondern wirft auch Fragen zur Versorgung der Patienten mit medizinischem Cannabis auf. Cannabisextrakte, die in Apotheken legal hergestellt und abgegeben werden, bieten für viele Patienten eine weitaus schonendere Alternative im Vergleich zum Rauchen von Blüten. Das Vaporisieren von Extrakten ermöglicht eine präzise Dosierung und reduziert die gesundheitsschädlichen Folgen des Rauchens erheblich.

Für viele Patienten mit chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder anderen schweren Erkrankungen, die auf Cannabis angewiesen sind, stellt die aktuelle Gesetzeslage eine wichtige Behandlungsoption dar. Eine Razzia wie diese könnte jedoch dazu führen, dass der Schwarzmarkt wieder an Bedeutung gewinnt. Wenn Apotheken unter Verdacht geraten oder die Produktion unterbrochen wird, suchen sich viele Patienten möglicherweise alternative und illegale Bezugsquellen, was zu zusätzlichen Risiken führt.

Studie zu Cannabisverunreinigungen: Erschreckende Ergebnisse des Schwarzmarkts

Die Risiken des Schwarzmarktes für Cannabisprodukte werden in einer Studie von avaay medical zu Cannabisverunreinigungen besonders deutlich. Diese Untersuchung zeigt, dass illegal hergestelltes Cannabis häufig mit schädlichen Substanzen verunreinigt ist, die zu gesundheitlichen Schäden führen können. Mit Unterstützung von mehr als 200 Freiwilligen wurden über 300 eingesendete Proben auf biologische Verunreinigungen, Pestizide und andere Substanzen getestet. Das Ergebnis ist besorgniserregend: Nur etwa 20 Prozent der Proben konnten als „sauber“ eingestuft werden, während der Großteil der untersuchten Cannabisprodukte erhebliche Verunreinigungen aufwies.

Die restlichen 80 Prozent der Proben enthielten eine Vielzahl gefährlicher Substanzen. Darunter fanden sich Spuren von menschlichen und tierischen Fäkalien, Viren wie Covid-19 und Influenzaviren sowie chemische Rückstände. Besonders alarmierend war der Nachweis von harten Drogen wie Kokain, Ketamin, Crystal Meth und MDMA in mehreren Proben. Darüber hinaus enthielten einige Proben sogar Rückstände von Haarspray und toxischen Pestiziden, die in der EU als illegal gelten.

Diese erschreckenden Ergebnisse verdeutlichen die erheblichen Risiken, die der Kauf von Cannabis auf dem Schwarzmarkt mit sich bringt. Für Konsumenten besteht nicht nur die Gefahr einer gesundheitlichen Schädigung durch die Verunreinigungen, sondern auch das Risiko von unvorhersehbaren Wechselwirkungen mit anderen Drogen, die unbewusst konsumiert werden könnten. Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit, legale und qualitativ kontrollierte Cannabisprodukte für den medizinischen Gebrauch sicherzustellen, um Patienten vor solchen Gefahren zu schützen.

Fazit: Razzia in der Helios Apotheke – Ein unbegründeter Verdacht?

Die Razzia in der Helios Apotheke München wirft ein Schlaglicht auf die überregulierte und teils missverstandene Handhabung von Cannabis in Deutschland, insbesondere in Bayern. Dabei scheint es, dass die Vorwürfe gegen die Apotheke unbegründet sind. Die Helios Apotheke gibt an sich stets an die gesetzlichen Vorgaben des MedCanG gehalten und die Bedürfnisse ihrer Patienten in den Vordergrund gestellt zu haben, indem sie medizinisches Cannabis als sichere und wichtige Behandlungsoption bereitstellt.

Die strengen Vorschriften, denen Apotheken unterliegen, sind klar definiert, und es gibt bisher keine Beweise, dass die Helios Apotheke gegen diese verstoßen hat. Die beschlagnahmten Geräte und Produktionsmittel dienten ausschließlich der Herstellung von Produkten, die der medizinischen Versorgung zugutekommen. Die Razzia und die damit verbundenen Maßnahmen erscheinen überzogen und könnten letztlich den Zugang zu legalen, sauberen und kontrollierten Cannabisprodukten gefährden, die für viele Patienten lebensnotwendig sind.

Statt auf unbegründeten Verdachtsmomenten zu basieren, sollte die Diskussion um Cannabis in Apotheken eher auf die Sicherstellung eines stabilen Zugangs zu legalen und sicheren Produkten fokussiert sein. Dies würde nicht nur den Patienten zugutekommen, sondern auch verhindern, dass der Schwarzmarkt von der Verunsicherung der Verbraucher profitiert. Die Helios Apotheke sollte in dieser Hinsicht als Beispiel dafür dienen, wie verantwortungsvoll und regelkonform medizinisches Cannabis abgegeben werden kann.

Die kommenden Entwicklungen im Fall der Helios Apotheke werden zeigen, wie wichtig eine gerechte und realistische Regulierung von Cannabisprodukten ist – im Interesse der Patienten und der gesamten Branche.

Profilbild

Nyke Perényi ist Head of Marketing von Weed.de und betreut Ärzte, Apotheken und Cannabis-Marken. Sie ist eine leidenschaftliche Verfechterin der medizinischen und therapeutischen Wirkung von Cannabis und setzt sich daher seit Jahren für die Aufklärung und Entstigmatisierung ein. Neben ihrer Tätigkeit für Weed.de ist Nyke auf Instagram und YouTube aktiv und hat das Cannabis-Kartenspiel Green Deal erfunden.

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